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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kloschüssel. Die Brille hatte eine Aussparung für die Zigarette. HÄNG DEINEN STUMMEL HIER REIN stand auf der
Schüssel. Bobby fand das ganz witzig, aber als Schaufensterauslage war es nicht der Knaller; er hatte irgendwie auf Sachen gehofft, die mehr mit Sexualität zu tun hatten. Besonders jetzt, wo die Sonne untergegangen war.
    Er ging weiter, vorbei an B’PORT DRUCK, SCHUHREPARATUR AUF DIE SIE WARTEN KÖNNEN und FLOTTE KARTEN FÜR JEDEN ANLASS. Weiter vorn war noch eine Bar; an der Ecke standen weitere junge Männer, und er hörte einen Song der Cadillacs: Brrrrr, black slacks, make ya cool, Daddy-O, when ya put em on you’re a-rarin to go. Bobby überquerte die Straße und trabte mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Kopf dahin, die Hände in den Taschen.
    Gegenüber der Bar war ein leer stehendes Restaurant mit einer zerfetzten Markise, die noch über den mit Schmierseife bestrichenen Fenstern hing. Bobby schlüpfte in ihren Schatten und ging weiter; einmal schrak er zusammen, weil jemand geschrien hatte und eine Flasche zerbarst. An der nächsten Ecke überquerte er die Narragansett Avenue diagonal und kehrte auf die Seite zurück, auf der das Corner Pocket lag.
    Unterwegs versuchte er, seinen Geist nach außen zu wenden und etwas von Ted aufzufangen, aber da war nichts. Bobby war nicht sonderlich überrascht. Er wäre an Teds Stelle irgendwohin gegangen, wo er unbemerkt herumhängen konnte, zum Beispiel in die Bücherei von Bridgeport. Und wenn die Bücherei dann zumachte, würde er vielleicht einen Happen essen gehen und auf diese Weise noch ein bisschen Zeit totschlagen. Schließlich würde er sich wieder ein Taxi rufen und sein Geld abholen fahren. Bobby glaubte nicht, dass Ted irgendwo in der Nähe war, aber er lauschte
weiter nach ihm. Er lauschte so konzentriert, dass er in einen Mann hineinlief, ohne ihn auch nur zu sehen.
    »He, cabrón! «, sagte der Mann - lachend, aber nicht auf nette Weise. Hände packten Bobby an den Schultern und hielten ihn fest. »Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst, putino? «
    Bobby blickte auf und sah vier junge Burschen von der Sorte, die seine Mutter Eckensteher oder Rowdys genannt hätte, vor einem Laden namens BODEGA rumhängen. Es waren Puertoricaner, dachte er, und alle trugen sie Hosen mit scharfen Bügelfalten. Schwarze, spitze Stiefel ragten unter den Hosenaufschlägen hervor. Außerdem hatten sie blaue Seidenjacken an, auf deren Rücken das Wort DIABLOS stand. Das I war eine Mistgabel, wie von einem Teufel. Etwas an der Gabel kam Bobby bekannt vor, aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stellte er fest, dass er an vier Mitglieder einer Bande geraten war.
    »Tut mir leid«, sagte er mit trockener Stimme. »Wirklich, ich …’tschuldigung.«
    Er entzog sich den Händen, die ihn an den Schultern festhielten, und wollte um den Burschen herumgehen. Er kam nur einen Schritt weit, da packte ihn auch schon einer der anderen. »Wo willst du denn hin, tío? «, fragte er. »Wo willst du hin, tío mío? «
    Bobby riss sich los, aber der vierte Bursche stieß ihn zum zweiten zurück. Der zweite packte ihn erneut, diesmal allerdings unsanfter. Es war, als wäre er von Harry und seinen Freunden umringt, nur schlimmer.
    »Hast du Geld, tío? «, fragte der dritte. »Das hier ist nämlich’ne gebührenpflichtige Straße, weißt du.«

    Sie lachten alle und rückten näher heran. Bobby konnte ihr stark duftendes Rasierwasser riechen, ihr Haarwasser und seine eigene Angst. Er konnte ihre inneren Stimmen nicht hören, aber wozu auch? Sie würden ihn wahrscheinlich zusammenschlagen und ihm sein Geld stehlen. Wenn er Glück hatte, war das alles, was sie tun würden … aber vielleicht hatte er kein Glück.
    »Kleiner Junge«, sang der vierte beinahe. Er streckte eine Hand aus, packte die Stoppeln von Bobbys Bürstenschnitt und zog so heftig daran, dass Bobby die Tränen in die Augen stiegen. »Kleiner muchacho , wie viel Geld hast du denn, hm? Wie viel gutes altes dinero? Wenn du was hast, wir lassen dich gehen. Wenn du nichts hast, wir ziehen dir Hammelbeine lang.«
    »Lass ihn in Ruhe, Juan!«
    Sie schauten sich um - Bobby ebenfalls -, und da kam ein fünfter, der auch eine Diablo-Jacke und eine Hose mit scharfer Bügelfalte trug; er hatte Slipper statt spitzer Stiefel an, und Bobby erkannte ihn sofort. Es war der junge Mann, der an dem Tag, als Ted seine Wette abgeschlossen hatte, an dem Grenzpatrouille-Flipper

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