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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die letzten Messer und Gabeln wegräumte, begann Bowser drüben auf der Colony Street zu bellen: ruup-ruup-ruup, in die Dunkelheit eines neuen Tages hinein. Bobbys Blick begegnete dem seiner Mutter, sie lachten, und es war einen Moment lang in Ordnung, dass er sie durch und durch kannte.
     
    Zuerst lag er wie früher im Bett, auf dem Rücken, die Fersen zu den unteren Ecken der Matratze gespreizt, aber es fühlte sich nicht mehr richtig an. Er fühlte sich ungeschützt, als könnte irgendetwas, was einen kleinen Jungen erbeuten wollte, einfach aus dem Schrank stürzen und ihm mit einer einzigen Klaue den nach oben gekehrten Bauch aufreißen. Er drehte sich auf die Seite und fragte sich, wo Ted jetzt sein mochte. Er streckte seine geistigen Fühler aus und suchte nach einer Spur von Ted, aber da war nichts, ebenso wenig
wie ein paar Stunden zuvor auf der Narragansett Avenue. Bobby hätte so gern um Ted geweint, aber er konnte es nicht. Noch nicht.
    Draußen flog ein Geräusch traumgleich durch die Dunkelheit und wehte zu ihm herein: Die Uhr auf dem Marktplatz schlug ein einziges Mal. Bobby schaute auf die Leuchtzeiger des Big Ben auf seinem Tisch und sah, dass sie auf ein Uhr standen. Das war gut.
    »Sie sind weg«, sagte Bobby. »Die niederen Männer sind weg.«
    Aber er schlief auf der Seite, die Knie an die Brust gezogen. Die Nächte, in denen er mit ausgestreckten Armen und Beinen ungeschützt auf dem Rücken geschlafen hatte, waren vorbei.

Kapitel elf
    Wolves und Lions
Bobby ist mit Schlagen dran
Officer Raymer
Bobby und Carol
Schlechte Zeiten
Ein Briefumschlag
     
     
     
    Sully-John kam braun gebrannt aus dem Camp zurück, mit zehntausend verheilenden Mückenstichen und einer Million Geschichten, aber Bobby hörte nicht viele davon. In diesem Sommer zerbrach die alte, unbeschwerte Freundschaft zwischen Bobby, Sully und Carol. Die drei gingen manchmal zusammen zum Sterling House, aber sobald sie dort waren, trennten sich ihre Wege. Carol und ihre Freundinnen bastelten oder spielten Softball und Federball, Bobby und Sully fuhren in den Tierpark oder spielten Baseball.
    Sully, der bereits ein recht guter Spieler war, rückte von den Wolves zu den Lions auf. Und obwohl die Jungen sich alle zusammen mit ihren Badehosen und ihren Essenspaketen auf die Ladefläche des ramponierten alten Sterling-House-Lieferwagens hockten und zum Schwimmen und Wandern fuhren, saß S-J immer öfter mit Ronnie Olmquist und Duke Wendell zusammen, mit denen er im Camp gewesen war. Sie erzählten immer dieselben alten Geschichten darüber, wie sie die Laken beim Bettenmachen so gefaltet
hatten, dass man nicht reinschlüpfen konnte, oder wie sie die kleinen Kinder auf die Jagd nach imaginären Schnepfen geschickt hatten, bis Bobby von ihnen gelangweilt war. Man hätte meinen können, Sully wäre fünfzig Jahre im Camp gewesen.
    Am vierten Juli traten die Wolves und die Lions wie jedes Jahr gegeneinander an. In den anderthalb Jahrzehnten seit Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Wolves keine einzige dieser Partien gewonnen, aber 1960 kamen sie wenigstens nah an einen Sieg heran - hauptsächlich dank Bobby Garfield. Er trat dreimal als Batter an und schlug jedes Mal einen Hit, und auch ohne seinen Alvin-Dark-Handschuh fing er einen Ball mit einem spektakulären Hechtsprung nach vorn im mittleren Außenfeld. (Als er aufstand und den Applaus hörte, wünschte er nur kurz, seine Mutter wäre da, aber sie war nicht zu dem jährlichen Ferienausflug an den Lake Canton mitgekommen.)
    Bobby machte seinen letzten Hit als Batter, während die Wolves zum letzten Mal mit dem Schlagen dran waren. Sie lagen zwei Punkte zurück und hatten einen Läufer an der zweiten Base. Bobby trieb den Ball weit ins linke Außenfeld, und als er zur ersten Base losrannte, hörte er S-J auf seiner Fängerposition hinter der Plate grunzen: »Guter Schlag, Bob!« Es war auch ein guter Schlag, aber er war der Läufer, der eventuell für den Ausgleich sorgen konnte, und hätte an der zweiten Base haltmachen sollen. Stattdessen versuchte er, alles auf einmal herauszuholen. Kinder unter dreizehn waren fast nie imstande, den Ball akkurat ins Innenfeld zurückzuwerfen, aber diesmal warf Sullys Camp-Winnie-Freund Duke Wendell ein Geschoss vom linken Außenfeld zu Sullys anderem Camp-Winnie-Freund, Ronnie
Olmquist. Bobby schlitterte über den Boden, spürte jedoch, wie Ronnies Handschuh einen Sekundenbruchteil, bevor sein Turnschuh das Base-Kissen berührte, auf seinen

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