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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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paar Apfelblüten aus den schwarzen Haaren und sah Bobby dann feierlich an. »Sag, dass ich ein cooler Saftsack bin, Big Bob.«
    »Du bist ein echt cooler Saftsack, Sully.«
    »Ja!« Sully-John sprang in die Höhe, stieß die Faust in die Luft und lachte. »Ja, heute bin ich ein echt cooler Typ! Und morgen ein echt supercooler Riesentyp von einem Zauberer! Pow!«
    Bobby ließ sich mit ausgestreckten Beinen, die Spitzen der Turnschuhe nach innen gedreht, an die Lehne der Bank zurücksinken und lachte schallend. S-J war einfach zu komisch, wenn er in Fahrt kam.
    Sully ging ein paar Schritte und drehte sich dann noch mal um. »Mann, weißt du was? Ich hab ein paar seltsame Typen gesehen, als ich in den Park gekommen bin.«
    »Was war so seltsam an denen?«
    Sully-John schüttelte ein bisschen verwirrt den Kopf. »Weiß nicht«, sagte er. »Ich weiß es wirklich nicht.« Dann zog er los und sang dabei »At the Hop«. Das war einer seiner Lieblingssongs. Bobby mochte ihn auch. Danny and the Juniors waren toll.
    Bobby schlug das Taschenbuch auf, das Ted ihm geschenkt hatte (es sah mittlerweile reichlich zerfleddert aus), und las die letzten paar Seiten noch einmal, den Teil, in dem schließlich die Erwachsenen auftauchten. Er begann, erneut darüber nachzudenken - war das Ende nun gut oder nicht? -, und vergaß Sully-John. Später kam ihm der Gedanke, dass im weiteren Verlauf vielleicht einiges ganz anders gekommen wäre, wenn S-J erwähnt hätte, dass die
seltsamen Typen, die er gesehen hatte, gelbe Mäntel getragen hatten.
     
    »William Golding hat was Interessantes über dieses Buch geschrieben, und ich glaube, es betrifft genau die Gedanken, die du dir über das Ende machst. Willst du noch eine Limo, Bobby?«
    Bobby schüttelte den Kopf und bedankte sich. Er mochte Rootbeer nicht so gern; meistens trank er sie aus reiner Höflichkeit, wenn er bei Ted war. Sie saßen wieder an Teds Küchentisch, Mrs. O’Haras Hund bellte nach wie vor (soweit Bobby wusste, hörte Bowser nie auf zu bellen), und Ted rauchte immer noch Chesterfields. Bobby hatte nach seiner Rückkehr aus dem Park kurz zu seiner Mutter hineingeschaut, hatte gesehen, dass sie im Bett lag und ein Nickerchen hielt, und war rasch in den zweiten Stock hinaufgesaust, um Ted nach dem Ende von Herr der Fliegen zu fragen.
    Ted ging zum Kühlschrank hinüber … und blieb dann stehen. Er stand da, die Hand an der Kühlschranktür, und starrte ins Leere. Bobby wurde später klar, dass er in diesem Augenblick zum ersten Mal deutlich gesehen hatte, dass mit Ted etwas nicht in Ordnung war; dass wirklich etwas mit ihm nicht stimmte und immer schlimmer wurde.
    »Man spürt sie zuerst hinter den Augen«, sagte Ted im Plauderton. Er sprach deutlich; Bobby hörte jedes Wort.
    »Man spürt was?«
    »Man spürt sie zuerst hinter den Augen.« Sein Blick ging immer noch ins Leere, und seine Hand lag um den Türgriff des Kühlschranks. Bobby bekam es mit der Angst. Es schien etwas in der Luft zu sein, fast so etwas wie Pollen - es kitzelte
die Härchen in seiner Nase und ließ seine Handrücken jucken.
    Dann machte Ted den Kühlschrank auf und beugte sich hinein. »Willst du bestimmt keine?«, fragte er. »Sie ist lecker und kalt.«
    »Nein … Nein, schon gut.«
    Ted kam zum Tisch zurück, und Bobby verstand, dass er entweder beschlossen hatte, den Vorfall zu ignorieren, oder dass er sich nicht daran erinnerte. Er verstand auch, dass mit Ted jetzt wieder alles in Ordnung war, und das reichte ihm. Erwachsene waren eben merkwürdig, das war alles. Manchmal musste man die Sachen, die sie machten, einfach ignorieren.
    »Erzählen Sie mir, was er über das Ende gesagt hat. Mr. Golding.«
    »Soweit ich mich erinnere, war es ungefähr Folgendes: ›Die Jungen werden von der Besatzung eines Schlachtkreuzers gerettet, und das ist sehr schön für sie, aber wer wird die Besatzung retten?‹« Ted goss sich ein Glas Rootbeer ein, wartete, bis der Schaum sich gesetzt hatte, und schenkte dann noch ein bisschen nach. »Hilft dir das?«
    Bobby wendete den Satz im Kopf hin und her wie ein Rätsel. Zum Teufel, es war ein Rätsel. »Nein«, sagte er schließlich. »Ich versteh’s immer noch nicht. Sie brauchen nicht gerettet zu werden - die Besatzung des Schiffes, meine ich -, weil sie nicht auf der Insel sind. Und außerdem …« Er dachte an die Kinder im Sandkasten, von denen eines sich die Augen ausgeweint hatte, während das andere friedlich mit dem gestohlenen Spielzeug spielte.

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