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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Er trank einen Schluck Rootbeer, wandte den Blick ab und schaute in die Richtung, aus der Bowsers ewiges Gebell kam … und blieb eine ganze Weile so sitzen, wie ein Spielzeug mit einer kaputten Feder oder eine Maschine, der das Benzin ausgegangen war. »Sie spüren mich«, sagte er. »Und ich spüre sie auch. Ah, was für eine Welt.«

    »Was wollen sie?«
    Ted drehte sich wieder zu ihm um; er wirkte überrascht. Es war, als hätte er vergessen, dass Bobby da war … oder für einen Moment sogar, wer Bobby überhaupt war. Dann lächelte er, streckte die Hand aus und legte sie auf die von Bobby. Sie war groß und warm und tröstlich; die Hand eines Mannes. Das Gefühl bewirkte, dass sich Bobbys halbherzige Vorbehalte in Luft auflösten.
    »Etwas Bestimmtes, was ich habe«, sagte Ted. »Belassen wir’s dabei.«
    »Das sind doch keine Cops? Oder Leute von der Regierung? Oder …«
    »Willst du wissen, ob ich auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher stehe oder ein kommunistischer Agent bin, wie der in I Led Three Lives? Ein Bösewicht?«
    »Ich weiß, dass Sie kein Bösewicht sind«, sagte Bobby, aber die Röte, die ihm in die Wangen stieg, sprach eine andere Sprache. Nicht dass das an seiner Meinung viel änderte. Man konnte einen Schurken mögen oder sogar lieben; selbst Hitler hatte eine Mutter gehabt, wie seine eigene Mutter gern sagte.
    »Ich bin kein Bösewicht. Ich habe noch nie eine Bank ausgeraubt oder ein militärisches Geheimnis gestohlen. Ich habe einen zu großen Teil meines Leben damit verbracht, Bücher zu lesen, und meine Mahngebühren nicht immer bezahlt - wenn es eine Büchereipolizei gäbe, dann wären sie hinter mir her, fürchte ich -, aber ich bin kein Bösewicht wie die, die man im Fernsehen sieht.«
    »Aber die Männer in den gelben Mänteln sind welche.«
    Ted nickte. »Durch und durch böse. Und wie gesagt, gefährlich.«

    »Haben Sie sie gesehen?«
    »Schon oft, aber hier noch nicht. Und die Chancen stehen neunundneunzig zu eins, dass du sie auch nicht sehen wirst. Ich bitte dich nur darum, nach ihnen Ausschau zu halten. Könntest du das tun?«
    »Ja.«
    »Bobby? Gibt es da ein Problem?«
    »Nein.« Etwas arbeitete für einen Moment in ihm - er stellte keine Verbindung her, aber er hatte ganz kurz das Gefühl, dass es da eine gab.
    »Bestimmt nicht?«
    »Mhm.«
    »In Ordnung. Also, hier kommt die Frage: Könntest du es guten Gewissens - oder zumindest halbwegs guten Gewissens - unterlassen, deiner Mutter von diesem Teil deiner Aufgabe zu erzählen?«
    »Ja«, sagte Bobby sofort, obwohl ihm klar war, dass es eine große Veränderung in seinem Leben bedeuten würde, wenn er so etwas tat … und dass es riskant wäre. Er fürchtete sich nicht wenig vor seiner Mutter, und diese Angst beruhte nur zum Teil darauf, wie wütend sie werden und wie nachtragend sie sein konnte. Die Angst erwuchs größtenteils aus dem unglücklichen Gefühl, dass er nur ein bisschen geliebt wurde und die vorhandene Liebe schützen musste. Aber er mochte Ted … und es hatte sich wundervoll angefühlt, wie Teds Hand auf der seinen gelegen hatte - die raue Wärme der großen Handfläche, die Berührung der an den Gelenken fast zu Knoten verdickten Finger. Und es war ja auch keine Lüge, jedenfalls keine richtige. Es war eine Auslassung.
    »Bist du dir wirklich sicher?«

    Wenn du lernen willst zu lügen, Bobby-O, dann kannst du ebenso gut damit anfangen, Dinge auszulassen, flüsterte eine innere Stimme. Bobby beachtete sie nicht. »Ja«, sagte er, »bin ich. Ted … sind diese Burschen nur für Sie gefährlich oder auch für jeden anderen?« Er dachte an seine Mutter, aber er dachte auch an sich selbst.
    »Für mich könnten sie in der Tat sehr gefährlich sein. Für andere Leute - für die meisten anderen Leute - wahrscheinlich nicht. Soll ich dir mal was Komisches sagen?«
    »Klar.«
    »Die meisten Menschen sehen sie nicht mal, wenn sie nicht sehr, sehr nahe sind. Es ist fast so, als ob sie die Macht besäßen, den Geist der Menschen zu trüben, wie der Shadow in dieser alten Krimiserie im Radio.«
    »Soll das heißen, sie sind … nun ja …« Vermutlich war »übernatürlich« das Wort, das er nicht ganz herausbrachte.
    »Nein, nein, überhaupt nicht.« Ted tat seine Frage mit einer Handbewegung ab, noch bevor er sie vollständig artikulieren konnte. Als Bobby an diesem Abend im Bett lag und länger als sonst keinen Schlaf fand, schien es ihm, als hätte Ted beinahe Angst davor gehabt, sie könnte laut

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