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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ausgesprochen werden. »Es gibt sehr viele ganz normale Menschen, die wir nicht sehen. Die Kellnerin, die mit gesenktem Kopf von der Arbeit nach Hause geht und ihre Arbeitsschuhe in einer Papiertüte bei sich trägt. Alte Leute, die ihren Nachmittagsspaziergang im Park machen. Junge Mädchen mit aufgedrehten Haaren, aus deren Transistorradios Peter Tripps Hitparade kommt. Aber Kinder sehen sie. Kinder sehen sie alle. Und, Bobby, du bist noch ein Kind.«
    »Klingt nicht so, als wären diese Typen leicht zu übersehen.«

    »Wegen der Mäntel, meinst du. Und wegen der Schuhe. Der lauten Wagen. Aber das sind genau die Dinge, die manche Leute - viele Leute sogar - dazu bringen, sich abzuwenden. Kleine Straßensperren zwischen dem Auge und dem Gehirn zu errichten. Jedenfalls will ich nicht, dass du irgendwelche Risiken eingehst. Wenn du die Männer in den gelben Mänteln wirklich siehst, halt dich von ihnen fern. Sprich nicht mit ihnen, selbst wenn sie dich ansprechen. Ich wüsste nicht, warum sie das tun sollten, wahrscheinlich würden sie dich gar nicht sehen - so wie viele Leute sie nicht sehen -, aber es gibt sehr vieles, was ich nicht über sie weiß. Jetzt sag mir, was ich gerade gesagt habe. Wiederhol es noch mal. Es ist wichtig.«
    »Halt dich von ihnen fern, und sprich nicht mit ihnen.«
    »Auch nicht, wenn sie dich ansprechen.« Es klang ziemlich ungeduldig.
    »Auch nicht, wenn sie mich ansprechen, okay. Was soll ich denn tun?«
    »Komm hierher zurück und sag mir, dass sie da sind und wo du sie gesehen hast. Geh ganz normal, bis du dir sicher bist, dass sie dich nicht mehr sehen können, dann lauf los. Lauf wie der Wind. Lauf, als ob der Teufel hinter dir her wäre.«
    »Und was werden Sie tun?«, fragte Bobby, aber er wusste es natürlich. Vielleicht war er nicht so schlau wie Carol, aber er war auch kein kompletter Idiot. »Sie verschwinden, nicht wahr?«
    Ted Brautigan zuckte die Achseln und trank sein Glas Rootbeer aus, ohne Bobby in die Augen zu sehen. »Das entscheide ich, wenn es so weit ist. Falls es je so weit kommt.
Wenn ich Glück habe, wird das Gefühl verschwinden, das ich in den letzten paar Tagen gehabt habe - mein Gespür für diese Männer.«
    »Ist das schon mal passiert?«
    »Ja, allerdings. Also, warum sprechen wir nicht über angenehmere Dinge?«
    Die nächste halbe Stunde unterhielten sie sich über Baseball, dann über Musik (Bobby erfuhr zu seiner Überraschung, dass Ted die Musik von Elvis Presley nicht nur kannte, sondern teilweise auch mochte), dann über Bobbys Hoffnungen und Befürchtungen hinsichtlich der siebten Klasse, in die er im September kommen würde. Das alles war durchaus angenehm, aber hinter jedem Thema lauerten die niederen Männer, das spürte Bobby. Die niederen Männer waren hier in Teds Zimmer im zweiten Stock wie eigentümliche Schatten, die man nicht richtig sehen konnte.
    Erst als Bobby schon aufbrechen wollte, kam Ted noch einmal auf sie zu sprechen. »Es gibt Dinge, nach denen du Ausschau halten solltest«, sagte er. »Anzeichen dafür, dass meine … meine alten Freunde in der Nähe sind.«
    »Was für welche?«
    »Wenn du in der Stadt unterwegs bist, achte auf Anschläge an den Hauswänden, in den Schaufenstern und an Telefonmasten in Wohngebieten, auf denen entlaufene Haustiere gesucht werden. ›Entlaufen - graue getigerte Katze mit schwarzen Ohren, weißem Lätzchen und krummem Schwanz. Telefon: IRoquois 7-7661.‹ ›Entlaufen - kleine Promenadenmischung, zum Teil Beagle, hört auf den Namen Trixie und liebt Kinder; unsere wollen, dass sie nach Hause kommt. Telefon: IRoquois 7-0984, oder bringen Sie sie in die 77 Peabody Street.‹ Solche Sachen.«

    »Was meinen Sie damit? Du lieber Himmel, soll das heißen, dass sie die Haustiere der Leute umbringen? Glauben Sie …«
    »Ich glaube, viele dieser Tiere gibt es gar nicht«, sagte Ted. Er klang müde und unglücklich. »Selbst wenn ein kleines, schlecht reproduziertes Foto drauf ist, sind die meisten meiner Ansicht nach reine Fiktion. Ich glaube, solche Anschläge sind eine Form der Kommunikation, obwohl ich keine Ahnung habe, warum die Männer, die sie ankleben, nicht einfach in das Colony Diner gehen und bei Schmorfleisch und Kartoffelbrei miteinander kommunizieren. Wo geht deine Mutter einkaufen, Bobby?«
    »Total Grocery. Ist gleich neben Mr. Bidermans Immobilienbüro.«
    »Und gehst du mit?«
    »Manchmal.« Als er noch kleiner gewesen war, hatte er jeden Freitag dort auf sie gewartet und am

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