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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zeitschriftenständer den TV Guide gelesen, bis sie auftauchte. Er hatte die Freitagnachmittage geliebt, weil sie das Wochenende einleiteten, weil seine Mutter ihn den Einkaufswagen schieben ließ (er tat immer so, als wäre es ein Rennwagen), weil er sie liebte. Aber davon erzählte er Ted nichts. Es war Schnee von gestern. Verdammt, da war er erst acht gewesen.
    »Wirf einen Blick auf das Schwarze Brett, das in jedem Supermarkt in der Nähe der Kassen hängt«, sagte Ted. »Dort wirst du etliche kleine, handschriftliche Zettel finden, auf denen steht: AUTO VON PRIVAT ZU VERKAUFEN. Such nach solchen Zetteln, die verkehrt herum ans Brett gepinnt sind. Gibt es noch einen anderen Supermarkt in der Stadt?«

    »Ja, A&P, bei der Eisenbahnbrücke. Da geht meine Mutter nicht hin. Sie sagt, der Metzger macht ihr immer schöne Augen.«
    »Kannst du auch dort das Schwarze Brett überprüfen?«
    »Klar.«
    »So weit, so gut. Nun - du kennst doch die Himmel-und-Hölle-Kästchen, die Kinder immer auf den Bürgersteig malen?«
    Bobby nickte.
    »Such nach welchen, neben die Kreidesterne oder Kreidemonde gezeichnet sind, meistens in anderer Farbe. Achte auf Drachenschwänze, die von Telefonleitungen hängen. Nicht die Drachen selbst, nur die Schwänze. Und …«
    Ted hielt stirnrunzelnd inne und überlegte. Während er eine Chesterfield aus der Packung auf dem Tisch nahm und sie anzündete, dachte Bobby sehr vernünftig und sehr klar, ohne den leisesten Hauch von Furcht: Er ist verrückt, aber echt. Völlig durchgeknallt.
    Ja, natürlich, wie konnte man daran zweifeln? Er hoffte nur, dass Ted ebenso vorsichtig wie verrückt sein konnte. Wenn seine Mutter nämlich hörte, wie Ted über solche Sachen redete, würde sie Bobby nie mehr in seine Nähe lassen. Wahrscheinlich würde sie sogar die Burschen mit den Schmetterlingsnetzen holen oder den guten alten Don Biderman bitten, es für sie zu tun.
    »Kennst du die Uhr auf dem Marktplatz, Bobby?«
    »Ja, klar.«
    »Es kann sein, dass sie anfängt, die falsche Stunde oder zur falschen Zeit zu schlagen. Und schau die Zeitung auch nach Meldungen über kleinere mutwillige Beschädigungen in Kirchen durch. Meine Freunde mögen keine Kirchen,
aber sie machen nie etwas gar zu Schlimmes; sie versuchen nach Möglichkeit, unauffällig zu bleiben. Es gibt noch andere Anzeichen dafür, dass sie in der Nähe sind, aber ich will dich nicht überfordern. Ich persönlich glaube, dass die Anschläge der sicherste Hinweis sind.«
    »›Wenn Sie Ginger sehen, bringen Sie sie bitte nach Hause.‹«
    »Ganz genau, so ist …«
    »Bobby?« Es war die Stimme seiner Mutter, gefolgt vom näher kommenden Schlurfen der Tennisschuhe, die sie samstags immer trug. »Bobby, bist du da oben?«

Kapitel drei
    Die Macht einer Mutter
Bobby macht seinen Job
»Fasst er dich an?«
Der letzte Schultag
     
     
    Bobby und Ted wechselten einen schuldbewussten Blick. Sie saßen beide jeweils auf ihrer Seite des Tisches, als hätten sie etwas Verrücktes getan, statt nur über verrückte Sachen zu reden.
    Sie wird sehen, dass wir irgendwas im Schilde führen, dachte Bobby bestürzt. Es steht mir ins Gesicht geschrieben.
    »Nein«, sagte Ted zu ihm. »Keineswegs. Darin besteht ihre Macht über dich, dass du das glaubst. Das ist die Macht einer Mutter.«
    Bobby starrte ihn erstaunt an. Hast du meine Gedanken gelesen? Hast du gerade eben meine Gedanken gelesen?
    Mittlerweile war seine Mutter fast schon auf dem Treppenabsatz im zweiten Stock, und die Zeit reichte nicht mehr für eine Antwort, selbst wenn Ted ihm eine hätte geben wollen. Aber nichts in seiner Miene ließ darauf schließen, dass er geantwortet hätte , selbst wenn ihm die Zeit dazu geblieben wäre. Und Bobby begann sofort daran zu zweifeln, dass er richtig gehört hatte.
    Dann stand seine Mutter in der offenen Tür. Sie schaute von ihrem Sohn zu Ted und wieder zurück zu ihrem Sohn;
ihr Blick taxierte sie. »So, hier steckst du also«, sagte sie. »Meine Güte, Bobby, hast du mich nicht rufen hören?«
    »Du warst schon hier oben, bevor ich einen Piep sagen konnte, Mama.«
    Sie schnaubte. Ihr Mund verzog sich zu einem kleinen, nichtssagenden Lächeln - ihrem automatischen Lächeln im Umgang mit anderen Menschen. Ihr Blick wanderte zwischen ihnen hin und her, hin und her, suchte nach etwas Unpassendem, etwas, was ihr nicht gefiel, etwas Falschem. »Ich hab dich gar nicht von draußen reinkommen hören.«
    »Du hast in deinem Bett gelegen und geschlafen.«
    »Wie

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