Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
von einem Leichnam gepackt, der nur die Hände und die Pupillen seiner toten Augen bewegen konnte.
    Dann sah Ted ihn an, und obwohl seine Augen erschrocken dreinschauten, waren sie fast wieder normal. Überhaupt nicht tot.
    »Bobby?«
    Bobby riss seine Hände los und schlang Ted die Arme um den Hals. Er drückte ihn an sich, und als er das tat, hörte er eine Glocke in seinem Schädel läuten - nur sehr kurz, aber trotzdem sehr klar. Er hörte sogar, wie sich die Tonhöhe der Glocke veränderte, so wie es das Pfeifen eines schnell fahrenden Zuges manchmal tat. Es war, als ob etwas in seinem Kopf mit hoher Geschwindigkeit vorbeizöge. Er hörte das Getrappel von Hufen auf einer harten Oberfläche. Holz? Nein, Metall. Er roch Staub, trocken und gewittrig in seiner Nase. Im selben Moment begannen die Rückseiten seiner Augen zu jucken.

    »Pscht!« Teds Atem in seinem Ohr war so trocken wie der Geruch von jenem Staub und irgendwie intim. Seine Hände lagen auf Bobbys Rücken, umfassten seine Schulterblätter und hielten ihn ganz fest. »Kein Wort! Kein Gedanke. Außer … Baseball! Ja, Baseball, wenn du willst!«
    Bobby dachte an Maury Wills und wie er sich von der ersten Base fortbewegte, in aller Ruhe, drei Schritte … dann vier … Wills beugt sich aus der Hüfte heraus vor, lässt die Hände baumeln, die Fersen leicht angehoben, er kann in beide Richtungen gehen, kommt drauf an, was der Pitcher macht und als der Pitcher zur Plate geht, rast Wills in einer Explosion aus Schnelligkeit und Staub zur zweiten Base, und …
    Weg. Alles war weg. Keine Glockentöne in seinem Kopf, keine Hufschläge, kein Staubgeruch. Und auch kein Jucken hinter den Augen. Hatte es da wirklich jemals gejuckt? Oder hatte er sich das bloß eingebildet, weil Teds Augen ihm Angst gemacht hatten?
    »Bobby«, sagte Ted, wieder direkt in Bobbys Ohr. Die Bewegung von Teds Lippen an seiner Haut ließ ihn erschauern. Dann: »Lieber Gott, was tue ich?«
    Er stieß Bobby sanft, aber entschlossen von sich. Seine Miene war bestürzt und sein Gesicht ein bisschen zu blass, aber seine Augen waren wieder normal, und seine Pupillen behielten ihre Form bei. Das war im Augenblick das Einzige, was Bobby interessierte. Er fühlte sich jedoch seltsam - irgendwie benebelt, als ob er gerade aus tiefem Schlaf erwacht wäre. Gleichzeitig schien die Welt auf erstaunliche Weise zu leuchten; alle Linien und Formen traten überdeutlich klar hervor.
    »Shazam«, sagte Bobby und lachte zittrig. »Was ist da gerade passiert?«

    »Nichts, worüber du dir Gedanken machen musst.« Ted griff nach seiner Zigarette und schien überrascht zu sein, dass dort, wo er sie abgelegt hatte, nur noch ein winziges schwelendes Stück übrig war. Er streifte sie mit dem Knöchel in den Aschenbecher ab. »Ich war wieder weggetreten, stimmt’s?«
    »Ja, und wie . Ich hatte Angst. Ich dachte, Sie hätten einen epileptischen Anfall oder so. Ihre Augen …«
    »Es ist keine Epilepsie«, sagte Ted. »Und es ist nicht gefährlich. Aber wenn es noch mal passiert, solltest du mich am besten nicht anfassen.«
    »Warum nicht?«
    Ted zündete sich eine neue Zigarette an. »Darum nicht. Versprichst du’s mir?«
    »Okay. Was ist der Balken?«
    Ted warf ihm einen scharfen Blick zu. »Habe ich von dem Balken gesprochen?«
    »Sie haben gesagt: ›Alle Dinge dienen dem Balken.‹ Glaube ich jedenfalls.«
    »Vielleicht erzähle ich’s dir irgendwann, aber nicht heute. Heute fährst du zum Strand, nicht?«
    Bobby fuhr erschrocken zusammen. Er schaute auf Teds Uhr und sah, dass es fast schon fast neun war. »Ja«, sagte er. »Ich sollte mich langsam mal fertig machen. Ich könnte Ihnen den Rest der Zeitung vorlesen, wenn ich zurückkomme.«
    »Ja, einverstanden. Gute Idee. Ich muss ein paar Briefe schreiben.«
    Nein, musst du nicht, du willst mich nur loswerden, bevor ich noch mehr Fragen stelle, die du nicht beantworten willst.

    Aber wenn es sich so verhielt, dann war das in Ordnung. Wie Liz Garfield so oft sagte, Bobby musste sich um seinen eigenen Kram kümmern. Dennoch drehte er sich an Teds Zimmertür widerstrebend um; er dachte an den roten Stofffetzen, der von der Fernsehantenne gehangen hatte, und an die Mondsichel und den Stern neben dem Himmel-und-Hölle-Spiel.
    »Ted, da ist noch was …«
    »Die niederen Männer, ja, ich weiß.« Ted lächelte. »Mach dir im Moment keine Sorgen ihretwegen, Bobby. Derzeit ist alles in Ordnung. Sie kommen nicht hierher, sie schauen nicht mal in diese

Weitere Kostenlose Bücher