Atlantis in London
Betty stand neben ihrem Mann. Sie sprach von der Angst, die sie plötzlich empfand.
»Ich habe sie auch, Darling.«
»So viele Kindermädchen zusammen habe ich noch nie gesehen. Und weißt du, was mir noch aufgefallen ist?«
»Was denn?«
»Sie alle haben irgendwie denselben Blick. Sie schauen nicht freundlich, sondern starr. Sie sind Lebewesen, aber sie reagieren irgendwie marionettenhaft.«
»Das stimmt. Ich warnte dich vor Thelma, aber du hast mich ausgelacht. So ist es eben. Sie gehört ebenfalls zu dieser verdammten Brut und fühlt sich sehr wohl.«
Suko hob die Schultern. »Kommen Sie, wir werden uns die Sache mal aus der Nähe ansehen.«
Dazu kam es vorerst nicht, denn wieder rollte ein Fahrzeug herbei. Ein kleiner Wagen einer französischen Marke. Trotz der etwas dunklen Scheibe sahen die Männer das verzerrte Gesicht, das wie ein bunter Flickenteppich wirkte.
Der Wagen hielt, und heraus trat ein Clown. Er trug einen kunterbunten Strampelanzug, eine künstliche Glatze und hatte seinen Mund übergroß und mit weißer Farbe geschminkt. Dafür strahlten seine Wangen in einem grellen Hellrot.
»Moment, Inspektor, ich muss ihn erst begrüßen.«
»Ja, tun Sie das.« Suko wollte sowieso nicht an der Haustür stehen bleiben, sondern in den Garten gehen und sich dort umschauen. An Hazelwoods Gesicht hatte Suko abgelesen, dass dem Mann der Job nicht passte, aber er musste nun mal mitspielen. Der Mann mit dem Karussell, auf dem sich Pferde, Autos, Feuerwehrwagen und topfähnliche, bunte Gefäße standen, hatte alle Hände voll zu tun, denn die meisten Kinder wollten erst einmal fahren. Auch Mike befand sich dabei. Ein kleines Mädchen hielt ein Stück Pizza zwischen beiden Händen, hockte auf einer der niedrigen Bänke und stopfte sich den belegten Teig regelrecht in den Mund. Suko schaute sich die Kindermädchen an. Es kam ihm vor, als hätten sie sich allesamt um Thelma gruppiert, denn sie bildete so etwas wie einen Mittelpunkt der Frauen.
Um die Schützlinge kümmerten sich die jungen Mädchen nicht. Sie waren einzig und allein mit sich selbst beschäftigt, redeten viel, leider nicht so laut, als dass Suko hätte etwas von dem verstehen können. Das wäre bestimmt interessant gewesen.
Er schlenderte näher und tat so, als ginge ihn das alles nichts an. Natürlich gab er sich interessiert, spazierte auf das Zelt zu, wo die Pizzen gebacken wurden und die ersten Würstchen auf dem Grill lagen. Ein junger Mann grinste ihn an. »Na, Mister, haben Sie Hunger?«
»Ein wenig.«
»Probieren Sie meine Pizzen. Sie sind die besten.«
»Tatsächlich?«
»Klar, ich bin konkurrenzlos und jeder Partyschreck.«
»Ein Stück nur.«
»Mit Ketchup?«
»Nein, danke, das überlasse ich den Kindern.«
»Genießer, wie?« Er lachte und bewegte sich geschmeidig, als er mit einem breiten Messer das gewünschte Stück aus dem großen Kreis herausschnitt. »So das ist für den starken Mann. Belegt mit Salami, Peperoni und auch Champignons. Oder ist Ihnen das zu scharf?«
»Das glaube ich nicht.« Suko bedankte sich und ging kauend weiter, während der Verkäufer nach Kunden läutete.
Der Inspektor wollte noch näher an die Kindermädchen heran, das konnte er zwar, aber es war Thelma, die ihn bemerkte und den anderen ein Zeichen mit den Augen gab. Sofort waren sie stumm. Suko schluckte den Rest und warf das Tablett in einen Abfalleimer.
»Aber meine Damen, meinetwegen brauchen Sie nicht zu schweigen. Ich bin auch hier Gast.«
»Zum Kinderfest?« fragte jemand.
»Mehr zufällig.«
»Ach so.«
Er ging näher. »Sagen Sie, Thelma. Warum haben Sie denn den Kreis der Stofftiere so groß gehalten?«
»Wir haben etwas abgesteckt.«
»Ach ja?«
»Ja.«
Suko merkte, dass keines der Kindermädchen mit ihm sprechen wollte, deshalb wandte er sich ab. Für ihn stand fest, dass sie etwas vorhatten, aber noch warten mussten.
Der Garten bestand nicht nur aus einer freien Wiesenfläche. Es gab genügend Buschinseln und auch Blumenbeete. Sein Blick streifte einige der dunklen Inseln, und plötzlich sah er zwischen oder hinter den Zweigen eine Bewegung. Da stand jemand!
Sofort hielt auch Suko an. Der Kontakt war nur ein erster flüchtiger Eindruck gewesen, er musste herausfinden, ob er sich getäuscht hatte. Die Kindermädchen waren mit sich selbst beschäftigt, auch den kleinen. Gästen ging es gut. Nichts unterschied diese Feier von einer normalen Party. Zwei Kinder huschten an Suko vorbei. Die beiden spielten Fangen. Praktisch
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