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Atme nicht

Atme nicht

Titel: Atme nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer R. Hubbard
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so schneiden.«
    Val saß mir gegenüber, und ich beobachtete sie ununterbrochen, obwohl ich versuchte, es nicht zu tun, da mir nur allzu gut in Erinnerung war, was Amy über den »bescheuerten Typ, der mich immer so anstarrt« gesagt hatte. Doch im Gegensatz zu Amy beobachtete Val auch mich. Die ganze Zeit schien sie ein Lächeln zu unterdrücken, als wolle sie nicht, dass ihre Mom und Nicki merkten, was in ihr vorging.
    Sie biss kleine, manierliche Happen von ihrem Sandwich ab. Ich gab mir alle Mühe, keinen Hühnchensalat auf den Tisch zu kleckern und die Chips nicht zu laut zu kauen. Nicki textete Vals Mom zu, und ich war dankbar für jedes Wort von ihr, das Dr. Ishihara von Val und mir ablenkte. Ich hatte den Eindruck, Nicki habe es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, mich und Val zusammenzubringen – koste es, was es wolle.
    Einmal streifte Vals Fuß unterm Tisch mein Bein. Ich wusste sofort, dass das kein Versehen war, denn der Tisch war so breit, dass sie ihr Bein ausstrecken musste, um mich zu erreichen. Nur ganz kurz berührten ihre Zehen mein Schienbein. Ich zuckte zusammen und ließ ein eingelegtes Stück Gemüse fallen. Über Vals Gesicht huschte ein Lächeln und ich lächelte zurück.
    Nicki bekam alles mit. Sie fragte Vals Mom nach den Bildern an der Wand und zeigte auf das, das am weitesten von Val und mir entfernt hing. Ich leckte mir das Salz von den Lippen. Val wischte sich Mayo aus dem Mundwinkel.
    »Tja«, sagte Nicki, nachdem sie zwei Thunfischsandwiches verputzt hatte. »Dann sollte ich wohl mal zu meiner Cousine gehen. In ein paar Stunden bin ich wieder da.«
    Ich begleitete sie zur Haustür. »Was willst du denn wirklich machen?«, flüsterte ich.
    »Einfach ein bisschen rumfahren. Auf dem Weg hierher sind wir an einem Park und an ein paar Läden vorbeigekommen. Werd schon was finden, wo ich rumhängen kann. Um vier bin ich zurück.« Dann zog sie mich zu sich herunter, bis sich mein Ohr direkt vor ihrem Mund befand. »Sag es ihr«, wisperte sie. »Wag es ja nicht zu kneifen.« Als ich ihren Atem im Ohr spürte, bekam ich eine Gänsehaut. Grinsend schlüpfte sie zur Tür hinaus. Ich blieb eine Minute lang in der Eingangshalle stehen, um all meinen Mut zusammenzunehmen.
    Als ich in die Küche zurückkehrte, stellte ich fest, dass auch Dr. Ishihara verschwunden war.
    »Mom hat gesagt, sie lasse uns allein, da wir einiges nachzuholen haben.« Val hob die Arme und reckte sich. Ich wollte sie einfach bloß ansehen. Es war so lange her, seit wir am selben Ort zusammen gewesen waren. Ohne ein Wort zu sagen, stand ich eine Zeit lang da und verschlang sie mit meinen Blicken.
    »Schön, dich wiederzusehen«, meinte Val schließlich. »Das Rumhängen mit dir und Jake fehlt mir.«
    »Mir auch.«
    »Wie geht’s dir denn so?« Sie spielte an den Fransen ihres Platzdeckchens herum.
    »Prima. Und dir?«
    Sie nickte und senkte den Kopf, ihr glänzendes Haar fiel ihr ins Gesicht. Ich hatte ganz vergessen, dass sie den Kopf senkte, wenn sie verlegen war. Dann sah sie wieder auf.
    »Hast du in der letzten Zeit was von Jake gehört?«, fragte sie.
    Ich nahm ihr gegenüber Platz. »Ja. Fast jeden Tag.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich mache mir Sorgen um ihn. Er ist total fertig, weil demnächst die Schule wieder anfängt.« Sie zwirbelte eine Haarsträhne hin und her. »Er muss an der Schule eine Menge aushalten.«
    »Woher weißt du das?«
    »Aus seinen Mails. Das ist sein Dauerthema. Hat er dir denn nicht erzählt, dass die andern sich ständig über ihn lustig machen, ihm die Turnhose klauen, seinen Kopf in die Toilette tunken … na, du weißt schon, die üblichen miesen Sachen.« Sie fuhr sich mit der Fingerspitze über die Unterlippe. Ich stellte mir vor, sie dort mit meiner Fingerspitze – oder meinem Mund – zu berühren.
    »Ist das bei dir auch so?«, fragte sie. Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich wieder auf Jake und seine Probleme in der Schule.
    »Nein. Im Großen und Ganzen lassen die andern mich in Ruhe. Ungefähr so, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.« Doch wenn ich ganz ehrlich sein sollte, musste ich zugeben, dass ich den andern ebenso aus dem Weg ging wie sie mir. »Das hat Jake mir alles gar nicht erzählt. Er hat zwar Andeutungen gemacht, aber …«
    »Dass er dir das Schlimmste nicht erzählt hat, überrascht mich nicht. Du bist ja auch sein großes Vorbild.«
    Ich verschluckte mich an meiner Limonade. »Sein großes Vorbild? Wieso denn das?«
    »Na ja, weil du

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