Atme nicht
Mund kontrolliert.
»Ja, meine Mom würde wahrscheinlich auch nichts davon halten«, seufzte Nicki. »Die ist schon halb durchgedreht, als ich mir mal beim Volleyball den Knöchel verstaucht habe.«
Mein Dad hatte nie ein Fass aufgemacht, wenn ich mich beim Sport verletzt hatte. Ich glaube, er war sogar ein bisschen stolz, wenn ich leicht lädiert nach Hause kam. Nicht dass er gewollt hätte, dass ich mir ernsthafte Verletzungen zuzog oder so. Aber wenn ich mir mal das Knie verrenkt oder den Finger gequetscht hatte, klopfte er mir mitfühlend auf den Rücken, und damit hatte es sich dann. Nach jener Nacht in der Garage war jedoch alles anders geworden.
»Du hast Baseball gespielt, stimmt’s?«, fragte Nicki.
»Ja.«
»An welcher Position?«
»Meistens an der Second Base. Ich war Reserveshortstop.«
»Sicher warst du ein guter Fielder. Hast du auch gebattet?«
»Das konnten andere im Team besser als ich. Aber ich war gut im Ablaufen der Bases. Deshalb haben sie mich bei der Aufstellung normalerweise ganz vorn platziert.«
»Warum hast du damit aufgehört, wenn du so gut warst?«
Ich starrte zum Fenster raus. »Hab ich dir doch schon gesagt. Wegen des Drüsenfiebers.«
»Aber das hast du doch nicht mehr, oder?«
»Nein. Ich hab einfach … nicht wieder damit angefangen. Außerdem war das alles an meiner alten Schule. Ich hab keine Ahnung, wie ich an der Seaton Highschool abschneiden würde. Vielleicht würden sie mich gar nicht ins Team aufnehmen.«
Nicki schüttelte den Kopf. »Wenn ich aufhören würde, Volleyball zu spielen, würde mir was fehlen. Fehlt dir denn gar nichts, seit du nicht mehr spielst?«
Ich dachte an all die Spiele, die ich mir mit meinem Vater angesehen hatte, dachte daran, wie mein Arm manchmal zuckte, wenn der Second Baseman einen Wurf machte, wie die Muskeln meiner Beine sich anspannten, wenn ich einen Base Run beobachtete. »Keine Ahnung. Schon möglich.«
»Du hörst dich aber so an, als würde es dir fehlen.«
»Pass mal auf, Nicki, wenn ich eine Analyse meiner Gefühle brauche, geh ich zu meiner Seelenklempnerin.«
»Nun sei doch nicht so empfindlich! Warum gibst du nicht einfach zu, dass es dir fehlt?«
Ohne auf ihre Frage einzugehen, rieb ich einen Fleck auf der Windschutzscheibe weg, damit ich besser raussehen konnte.
»Mensch, Ryan, was hast du denn davon, dich wie ein Roboter zu benehmen? Wenn du redest, kann ich manchmal all diese unterschiedlichen Stufen in deiner Stimme hören. Ich merke, dass du über was nachdenkst, dass dich was interessiert, aber dann machst du die Schotten dicht, und deine Stimme wird völlig ausdruckslos.«
Ich antwortete ihr nicht, hörte aber gut zu.
»Du bist viel interessanter, wenn du kein Roboter bist. Und wenn du dich in Schweigen hüllst, wird das eine sehr lange Fahrt werden.«
»Warum soll denn immer ich reden?«, erwiderte ich. »Erzähl du doch mal was.« Da wir beim Thema Sport waren, konnte sie mir ja was über Volleyball erzählen. »Was macht man denn so als Zuspielerin?«
»Das interessiert dich doch gar nicht.«
»Doch, doch. Also, leg los.«
Sie schnaubte verächtlich. »So ein Quatsch. Nenn mir eine Sache, die du über Volleyball weißt.«
»Jedes Team darf den Ball dreimal berühren, Blocken nicht mitgerechnet.«
Daraufhin hielt sie kurz den Mund. Dann sagte sie: »Das weiß doch jeder.«
»Nun mach schon.« Ich trank den letzten Schluck meines Wassers. »Wer ist denn jetzt empfindlich?«
Sie lachte. »Okay. Es gefällt mir, Zuspielerin zu sein, weil ich da so oft zum Zug komme.« Sie verstummte, um ein Auto zu überholen, dessen Fahrer langsamer fuhr, weil er telefonierte. »Im Idealfall habe ich bei jedem Spiel den zweiten Schlag. Ich muss wissen, wie die anderen im Team gern annehmen, und ihnen den Ball dann entsprechend zuspielen.«
Ich konnte mir gut vorstellen, dass es Nicki gefiel, im Mittelpunkt der Action zu stehen und die Situation unter Kontrolle zu haben. Sie berichtete von Spielen, die auf der Kippe gestanden hatten, von Fehlern, die sie gemacht hatte, und wie schwierig es für sie gewesen war, den Aufschlag von oben zu lernen. Sie erzählte vom Spiel gegen eine Schule, wo die Decke der Sporthalle so niedrig gewesen war, dass die Bälle, die sie trafen, trotzdem nicht out waren. »Diese Mädchen hatten einen gewaltigen Vorteil, weil sie ständig in der Halle spielten und wussten, wie sie die von der Decke abprallenden Bälle annehmen mussten.«
»Deckenvorteil« sagte ich und sie lachte.
Als
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