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Atme - wenn du kannst!

Atme - wenn du kannst!

Titel: Atme - wenn du kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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über die Absichten der Verbrecher. Sie hatten rücksichtslos geschossen, als die Fortuna in Sicht gekommen war. Und sie würden Emily ganz gewiss nicht am Leben lassen, wenn sie ihr begegneten. Schließlich hatten die Mistkerle schon einmal bewiesen, dass sie keine lästigen Zeugen gebrauchen konnten.
    Aber wenn es sich nicht um Raubtaucher handelte? Wenn die Männer nun ganz harmlos waren?
    Emily überlegte fieberhaft. Die Fährten führten von der Brandung quer über den Strand hinauf zum tropischen Unterholz. Nun bemerkte sie auch Schleifspuren. Vermutlich hatten die Kerle ein Boot bei sich gehabt. Der Verdacht wurde zur Gewissheit, als Emily wenig später vorsichtig einige Farne zur Seite schob und in die üppige Vegetation vordrang. Sie fand ein Schlauchboot, das mit Blättern und Zweigen abgedeckt war. Vom Strand aus konnte man es nicht sehen.
    Nun zweifelte sie nicht mehr daran, dass die Fremden Böses vorhatten. Weshalb hätten sie sonst ihr Boot verstecken sollen? Offenbar sollte niemand mitbekommen, dass sie hier waren. Aber weshalb?
    Emily fürchtete sich. Am liebsten wäre sie zurück zum Wrack der Esperanza gelaufen, um sich in der Kabine zu verstecken. Aber dort säße sie in der Falle. Wenn diese Typen sie dort aufstöberten, würde sie nicht mehr entkommen können. Doch bisher war sie noch nicht entdeckt worden. Emily beschloss, die Furcht zu überwinden und die Unbekannten auszuspionieren. Nur dann hatte sie eine Chance, ihnen auszuweichen und zu entkommen.
    Emily drang tiefer in das Dickicht vor. Aber schon nach wenigen Schritten merkte sie, dass sie nicht wirklich einen Plan hatte. Am Strand war es sehr einfach gewesen, den Spuren der Männer zu folgen. Doch hier war der Boden mit Flechten und niedrigen Kriechpflanzen bewachsen, mehrfach stolperte Emily über dicke Wurzeln. Sie war kein indianischer Scout, der die Fährte auch in dieser unübersichtlichen Umgebung hätte verfolgen können. Langsam bewegte sie sich vorwärts. Hinter jedem Palmenstamm fürchtete sie, einen bewaffneten Feind lauern zu sehen. Je weiter sie sich vom Ufer fortbewegte, desto unsicherer wurde sie. Das Wrack der Esperanza war zwar kein hundertprozentig sicherer Zufluchtsort, aber immerhin die einzige halbwegs vertraute Umgebung in dieser für Emily so fremden Welt. Am liebsten wäre sie dorthin zurückgerannt und hätte sich in der Koje die Bettdecke über den Kopf gezogen wie ein kleines Kind. Mit jeder Minute, die verstrich, kam Emily ihr Vorhaben sinnloser vor.
    Da roch sie plötzlich den Duft von gebratenem Fleisch.
    Dank ihrer Corned-Beef-Mahlzeiten hatte Emily nicht mehr so einen grausamen Hunger wie noch am Vorabend. Dennoch lief ihr das Wasser im Mund zusammen, und ihr Magen knurrte leise. Die Kerle vom Strand veranstalteten offenbar irgendwo hier in der Nähe ein Barbecue. Emily musste sich nun nicht mehr auf ihre Augen, sondern auf ihre Nase verlassen, um die Spur wieder aufzunehmen.
    Der verlockende Geruch wurde immer intensiver. Nun hörte Emily auch Stimmengewirr und Lachen. Sie war noch zu weit entfernt, um erkennen zu können, worüber sich die Männer unterhielten. Ob sie überhaupt Englisch sprachen? Emily hatte auf der Highschool zwar Spanisch gelernt, stand mit dieser Sprache jedoch immer noch ein wenig auf Kriegsfuß. Aber darüber könnte sie sich später Gedanken machen. Nun kam es darauf an, ungesehen näher an das Lager heranzukommen.
    Emilys Angst war einer nervösen Anspannung gewichen. Sie ging auf alle viere und kroch in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Emily befand sich zwischen hüfthoch wuchernden Farnen, die eine gute Deckung abgaben. Vorsichtig schob sie einige der Halme auseinander und spähte zwischen ihnen hindurch. Nun war sie nur noch einen Steinwurf von den Unbekannten entfernt.
    Die Kerle hatten ein Lagerfeuer entzündet und drehten ein Spanferkel an einem Spieß. Auf den ersten Blick wirkten sie wie eine Gruppe von Hobby-Anglern oder Jägern. Sogar eine Kühltasche mit Getränken fehlte nicht. Doch die Maschinenpistolen und Sturmgewehre, die griffbereit neben ihnen lagen, passten nicht zu harmlosen Freizeitsportlern.
    Emily war sehr erleichtert, dass sie sich vorhin nicht lautstark bemerkbar gemacht hatte. Was hatten diese Bewaffneten vor – abgesehen davon, das Grillfleisch zu essen? Waren es Raubtaucher – oder vielleicht Schmuggler? Emily hatte im TV gesehen, dass viele illegale Waren auf dem Seeweg an der Küste Floridas angelandet wurden. Sie beschloss, weiterhin

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