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Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)

Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)

Titel: Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Barknowitz
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Hinsicht, jedoch nicht grundsätzlich auf Kinder zu übertragen, sie richtet sich an den erwachsenen Menschen. Warum?
    Ich habe versucht, deutlich zu machen, daß eine Atemtechnik, die den Menschen nur von außen anspricht, auch in ihrer Wirkung äußerlich bleiben muß. Wenn eine Veränderung des Menschen über die Atemstunden hinausgehen soll, in denen er übt, müssen wir ansetzen und versuchen, den Menschen im Innersten zu erreichen, so daß er seine Veränderung selbst in die Hand nehmen kann. Da wir den Zugang zur Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit unserer eigenen Entwickelung verloren haben, sind wir veranlaßt, diesen Zugang wieder zurückzugewinnen durch bewußtes Erleben, bewußtes Loslassen, bewußtes Sicheinfügen – und das ist nur dem bewußten Menschengeist möglich.
    Ein Kind aber – wenn wir es Kind sein lassen – ist in ganz anderer Weise als wir den Naturkräften verbunden, es lebt und entwickelt sich durch sie in erster Linie unbewußt. Der Atem selbst ist diesen wesenhaften Naturkräften zuzuordnen, wird dort geformt, also unbewußt, und wirkt als Brücke zum bewußten Sein des Geistes. Es wäre also nicht sinnvoll, das Kind auf etwas hin anzusprechen, was für es noch ganz im Unbewußten liegt. Es würde noch gar nicht verstehen, was sein Atem ist, was es damit anfangen soll.
    Leider zeigt die Realität aber, daß immer häufiger bereits im frühen Kindesalter Störungen auftreten; harmonischer Bewegungsablauf und Feinmotorik können sich nicht entwickeln, die Haltung ist verkrampft, der Atem bereits eingeschränkt – das Kind erhält nicht die Möglichkeit, sich in seiner Art zu entfalten.
    Dennoch ist eine kindgemäße Körperarbeit möglich. Ich würde den Begriff des Atems dabei allerdings nicht erwähnen. Manche der beschriebenen Übungen sind auch mit Kindern zu erarbeiten, solange sie nicht auf den Atem achten müssen. Die Übungen sollten in spielerischer Weise nahegebracht werden.
    Die Körperarbeit mit Kindern erfordert eine völlig andere Vorgehensweise als mit Erwachsenen. Ich kann ein Kind nur erreichen, wenn ich ihm in seiner Welt begegne, spielerisch und naturbezogen. Und dazu gehört ein besonderes Einfühlungsvermögen, eine Begabung, wieder jene Wege ausfindig zu machen, auf die uns die Natur des Kindes hinweist. Diese Begabung und dieses Einfühlungsvermögen habe ich bei Elfriede Hengstenberg gefunden, die viele Jahre mit Kindern gearbeitet und „geturnt“ hat. Ihr Buch „Entfaltungen“ gibt kindgerechte, lebendige Anregungen, darunter auch Turnübungen, die unbewußt den Atem anregen. Ein abschließendes Zitat aus ihrem Buch mag einen kleinen Einblick in ihre Denkweise verschaffen:
    „Wir alle kennen diese ursprünglichen Regungen der Kinder, die immer wieder darauf hinauslaufen, allein probieren zu wollen! Wir sollten nur noch mehr darum wissen, daß die unermüdliche Überwindung von Widerständen aus eigener Initiative dem Kind jene Spannkraft verleiht, die wir ihm zu erhalten wünschen, und daß die Freude an der Auseinandersetzung mit Schwierigkeiten nur darauf beruht, daß es selbständig beobachten, forschen, probieren und überwinden durfte …
Ich lasse dann die Kinder also grundsätzlich selbständig forschen und entdecken. Ich lasse sie frei experimentieren, aber nicht wahllos tun, was ihnen gerade einfällt.“
    3. Körperbehinderte
    Eines Tages erhielt ich durch eine Schülerin die Anfrage, ob ich bereit sei, ihre Freundin, die seit dem 6. Lebensjahr querschnittgelähmt ist, zu behandeln. Ich hatte bisher nur Erfahrung mit einer eigenen Freundin, die unter den starken Folgen einer Kinderlähmung leidet, zwar körperlich recht eingeschränkt ist, aber doch die Fähigkeit besitzt, sensitiv wahrzunehmen, also alles körperlich zu spüren.
    Wie würde es aber in diesem Fall sein?
    Ich wußte, daß die junge Frau ab dem 12. Brustwirbel abwärts gelähmt ist. Ich wußte aber auch, daß innerhalb der Eutoniearbeit nach Gerda Alexander manche Erfolge in der Arbeit mit Querschnittgelähmten erzielt wurden.
    Nun, ich war sehr gespannt. Eine junge, sympathische, lebensfrohe Frau im Rollstuhl öffnete mir die Tür. Ihren Haushalt hat sie überaus praktisch eingerichtet. Sie wirkt unabhängig. Im Gespräch sagt sie mir: „Ich möchte so gern einmal spüren, wo mein Körper aufhört, ich nehme nicht wahr, wo er zu Ende ist, ich nehme mich nicht ganz wahr.“
    Natürlich ist uns beiden klar, daß sie nie wieder wird gehen können. In der Behandlung bin ich

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