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Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)

Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)

Titel: Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Barknowitz
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an.
    Auch das „A“ will ich noch erwähnen, meinen Lieblingsvokal. Es beginnt in der Mitte und breitet sich von dort aus gleichmäßig in alle Richtungen aus, es umschließt in seiner Wirkung den Körper wie eine Hülle. Man empfindet sich als Ganzes und geht erfrischt und gestärkt daraus hervor.
    Ebenso wie bei den anderen Vokalen ist während des Tönens die Resonanz in den Körperwänden und Kopfräumen zu spuren, jedoch deutlich zu unterscheiden von den bisher beschriebenen Atemräumen.
    Während des Tönens kann man natürlich auch verschiedene Vokale und Konsonanten miteinander kombinieren und spielerische Variationen finden, die sich auch wiederum ganz gesetzmäßig und lebendig im Körper auswirken.
    Neben den Vokalen haben auch die Konsonanten ihre Bedeutung im Körper und wirken anregend auf den Atem. Allerdings nicht, indem sie Räume bilden wie bei den Vokalen, vielmehr äußern sie sich oftmals eher punktuell wie kleine Anschläge oder aber lösend und verbindend. Die Konsonanten „P“, „T“ und „K“ etwa regen sehr stark die Zwerchfellbewegung an und sind zu spüren wie ein Anklopfen gegen die Rippen bzw. Brustkorbwände in unterschiedlichen Bereichen. Oder das „F“, das den Beckenboden sehr stark anregt durch Kontraktion und Lösung und dadurch den Beckenboden, der parallel zum Zwerchfell arbeitet, wieder dazu auffordert, in der Atembewegung mitzuschwingen. Das „F“ wirkt sehr vitalisierend.

    Vokal-Atemräume
    Gerne wird auch das „M“ von meinen Schülern getönt, es schwingt vibrierend in den Körperwänden des ganzen Körpers und regt die Zelltätigkeit an, im besonderen Kreislauf, Nerven, Gehirn und Drüsen. Ich wende es auch an, wenn ich friere. Nach einer Weile zieht eine wohltuende Wärme durch den Körper.
    Die erwähnten Beispiele mögen als Anregung genügen, vielleicht auch einmal selbst auf Entdeckungsreisen zu gehen, um manche Wirkungen der Stimme, des Tones und des Wortes auf den Körper und auch auf das Gesamtbefinden zu erforschen.
    Bei fortgeschrittenem Üben mit der Stimme werden noch einige Aspekte aus der großen Vielfalt der Zusammenhänge im körperlichen Geschehen mit einbezogen. Der Übende wird erfahren, wie Atem und Stimme sich gegenseitig unterstützen und befruchten. Geführt vom Ton, wird der Ausatern von selbst länger und tragender, umgekehrt läßt der freie, „losgelassene“ Ausatem den Ton leichter und spielerischer erklingen. Je mehr der ganze Körper hineinwächst in den Ton, um so deutlicher erscheint von selbst die Notwendigkeit, den Boden als ein „Gegenüber“, ja, als Unterstützung für den Ton mit einzubeziehen, um auf diese Weise die richtige Spannung im Ton, den richtigen Tonus zu gewinnen, der wiederum entlastend und befreiend auf die Muskulatur einwirkt.
    Letztlich gewährt alles bisher Beschriebene die Grundlage für eine wohlklingende, lebendige Stimme. Wie sehr wir jedoch den anderen erreichen in dem, was wir in unserer Stimme ausdrücken möchten, hängt allein davon ab, in welcher Weise wir uns selbst hineingeben in unsere Stimme und wie sehr menschliche Wärme, die eigene Seelenwärme, mit einzufließen vermag. Ist dieses der Fall, so kann ich der Aussage von Clara Schlaffhorst und Hedwig Anderson, zwei bedeutenden Pionierinnen der Stimm- und Atemarbeit, vollkommen zustimmen:
    „Die Stimme löst durch ihre Schwingungen die Versteinerung der Seele, die Verkrampfung des Gehirns und die Steifheit des Körpers.“

Atemtherapie in der Praxis
    1. Allgemeine Aspekte
    Wenn ich auf meine Tätigkeit angesprochen werde und im besonderen darauf, an wen sich die Atemtherapie richtet und für wen sie speziell gedacht ist, werde ich ein wenig nachdenklich. Von Anfang an war es mein erklärtes Ziel, in erster Linie vorbeugend zu arbeiten, mich besonders an die noch halbwegs „gesunden“ Menschen zu wenden, um ihnen eine Richtung zu zeigen, ihre Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Das ist auch heute noch mein Ziel – nur sieht es in der Praxis ein wenig anders aus. Die prophylaktische Arbeit nimmt den geringeren Teil ein. Der größte Teil der Patienten zeigt hingegen eindeutige Krankheitssymptome. In solchen Fällen ist eine gleichzeitige ärztliche Überwachung erforderlich. Oft schon habe ich eine gute Zusammenarbeit mit Ärzten erlebt.
    Die meisten Menschen, die in meine Praxis kommen, haben allerdings bereits einen langen Leidensweg hinter sich und konnten auf dem herkömmlichen schulmedizinischen Weg keine Besserung

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