Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)
Übungsteil sind praktische Atemübungen zusammengefaßt, die ein Laie mit etwas Einfühlungsvermögen gut nachvollziehen und auch für sich Gewinn daraus ziehen kann.
Bei auftauchenden Fragen oder eventuellen Unklarheiten ist es immer sinnvoll, einen Atemtherapeuten bzw. Atempädagogen aufzusuchen, der klärend und unterstützend weiterhelfen kann.
Es ist unbedingt ratsam, die Übungen erst dann auszuführen, wenn Sie das gesamte Buch gelesen und die tieferen Zusammenhänge des Atemgeschehens erfaßt haben.
Die Übungen bleiben wirkungslos, wenn sie nicht im Innersten erlebt werden. Eine rein äußerliche Ausführung, wie etwa bei gymnastischen Übungen, bleibt auch in der Wirkung äußerlich und oberflächlich. Echte Veränderung und Entwicklung vollzieht sich erst, wenn Sie sich ganz hineingeben an Ihr Tun.
Die Bewegungsrichtung beim Üben nimmt demzufolge ihren Weg von innen nach außen. Eine andere grundlegende Bewegungsrichtung ist die von unten nach oben.
Wenn Sie eine rechte Haltung für sich erarbeiten wollen, sollten Sie von unten nach oben vorgehen, um auf sicheren Füßen zu stehen, vergleichbar mit dem Bau eines Hauses: Nur wenn das Fundament stimmt, besteht keine Einsturzgefahr.
Sie sehen sich jetzt zahlreichen Übungen gegenüber und wissen nicht recht, womit Sie beginnen und welche Sie auswählen sollen, denn daß Sie nicht alle auf einmal durchführen werden, versteht sich von selbst. Auch hier gilt der Grundsatz, von unten nach oben vorzugehen, jedenfalls, solange Sie ohne therapeutische Begleitung arbeiten.
Nehmen wir einmal ein Beispiel an: Sie haben seit Tagen Nacken- und Schulterbeschwerden und möchten nun mit Hilfe von Atemübungen versuchen, diesen Zustand zu verändern. Es ist zu empfehlen, immer zuerst mit dem „Dehnen“ zu beginnen, es verhilft Ihnen zu einem leichteren Übergang von Ihrer Alltagstätigkeit zum Erspüren Ihres Körpers. Anschließend wäre es sinnvoll, eine der „anregenden Übungen“ auszuwählen. Der gesamte Körper ist dabei angesprochen, und Sie stellen sich allmählich darauf ein, in die Tiefe hineinzuspüren.
Als Nächstes würde ich versuchen, mittels einiger Übungen, die Sie sich aus dem angebotenen Themenkreis heraussuchen, Füße, Beine, Becken in einer Weise zu erarbeiten, daß sie eine solide, lebendige Basis bilden, auf die Sie sich verlassen können. Erst dann kann die Spannung von oben nach unten abfließen; ja, anders ist es gar nicht möglich, in den Schultern oder im Nacken loszulassen und nachzugeben. Auf diese Weise würde ich mich „hinaufarbeiten“, auch eine Übung für den „mittleren Bereich“ oder den Rücken wählen, um mich schließlich dem schmerzhaften oder eingeschränkten Schulter-Nackenbereich zuzuwenden. Behutsam, lösend, raumschaffend, bis sich der Atem zart ausbreiten und im Wandel seiner Bewegung manches Störende, Enge, Bedrückende mitforttragen kann.
Nehmen Sie sich Zeit und Ruhe, um die Übungen auszuführen. Alle Ablenkungsmöglichkeiten von außen sollten ausgeschlossen sein. Sie brauchen etwas Platz, um u.a. liegen, aber auch sich frei bewegen zu können.
Ein Hocker mit glatter Sitzfläche in guter Sitzhöhe (die Oberschenkel sollten waagerecht sein) steht bereit.
Dehnen
Ausführung:
Sie beginnen, auf dem Hocker sitzend, sich weich und geschmeidig wie eine Katze zu dehnen. Oder wie Sie es manchmal vielleicht im Bett tun, bevor Sie aufstehen. Die Bewegungen sind spontan und natürlich, ohne viel nachzudenken. Beim Dehnen fließt der Einatem von selbst ein, den Ausatem lassen Sie jedesmal durch den Mund ausströmen. Ein wichtiger Hinweis: Wenn Sie sich zu fest strecken und die Muskulatur zu stark angespannt ist, stockt der Atem und kann nicht frei mit der Bewegung fließen.
Nehmen Sie sich also die Katze zum Vorbild. Nach und nach wird der ganze Körper mit einbezogen, Sie können dann auch aufstehen und sich im Stehen weiter ausgiebig dehnen.
Wirkung:
Nach dem Dehnen, wie nach jeder Übung, setzen Sie sich wieder auf den Hocker und spüren nach, um die Wirkung des Vollzogenen bewußt zu erfassen. Im Dehnen werden die Körperwände weiter und beweglicher, sie geben nach, einhergehend mit der Atembewegung.
Sie nehmen die Konturen Ihres Körpers stärker wahr und verspüren eine leichte Anregung, die den gesamten Körper durchziehen kann. Eine Brücke ist geschaffen, um nun mit den tiefergehenden Übungen zu beginnen.
Übungen, die anregend auf Atembewegung und Kreislauf wirken
1. Federn (vgl. Seite
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