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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der Lake Street.”
    „Da haben wir ja ein Stück Weg gemeinsam. Lassen Sie uns zusammen gehen. Jetzt sind Sie schon eine Woche bei der United. Ich möchte mal hören, wie es Ihnen bei uns gefällt?”
    „Gut, ganz vorzüglich!” beeilte sich White zu erwidern, während sie langsam die Straße weitergingen. „Ohne zu schmeicheln, Mr. Wilkin — es ist eine Freude für mich, unter der Leitung so hervorragender Wissenschaftler, wie Professor Melton und Sie es sind, wirken zu dürfen. Doppelt erfreulich ist es nach der unerquicklichen Arbeit in den Farbwerken.”
    Während der nächsten Minuten erschöpfte Tom White sich in Danksagungen dafür, daß Wilkin ihm die Stellung bei der United verschafft hatte, bis der Assistent schließlich den Redefluß seines Schützlings unterbrach.
    »Lassen Sie es gut sein, lieber White. Sie haben in der kurzen Zeit gezeigt, daß ich mich für keinen Unwürdigen eingesetzt habe. Seit heute haben Sie auch bsi Professor Melton einen Stein im Brett. Ihre Mitteilung über die Arbeitsweise bei der Dupont Company war uns recht wertvoll.”
    „Oh, eine Kleinigkeit, Mr. Wilkin! Durch einen reinen Zufall hörte ich es und hielt es für richtig, Sie davon in Kenntnis zu setzen.”
    Tom White schwieg, aber seine Gedanken liefen weiter.
    — Verflucht, wenn er mich jetzt fragt, woher ich die Nachrieht habe! — Während er sich anstrengte, sich eine glaubhafte Geschichte auszudenken, verhielt Wilkin den Schritt.
    „Wissen Sie, Mr. White”, sagte er unvermittelt, „ich bin Ihnen noch immer Revanche für unser neuliches Zusammensein schuldig. Haben Sie Zeit? Da drüben an der Ecke ist ein guter Salon.”
    Tom White hatte Zeit. Aber während sie die Stra-ße überquerten und auf den Ausschank zuschritten, strömte ihm eine Flut von Fragen und Gedanken durch den Kopf. Was bezweckte der Assistent mit dieser Einladung? Hatte er etwa einen Verdacht gefaßt? Vielleicht bei den Farbwerken nachgefragt und herausbekommen, daß ein Mann namens Tom White dort niemals in Stellung war? Mit dem Gefühl, daß er jetzt jedes Wort auf die Goldwaage legen und äußerste Vorsicht walten lassen müsse, folgte er Wilkin in das Ladenlokal, entschlossen, möglichst viel zu hören und selber möglichst wenig zu sagen.
    Dann standen ein paar Glas schäumenden Bieres vor ihnen, und nach einem kurzen Zutrunk rückte Wilkin mit dem heraus, was er auf dem Herzen hatte: Die Geheimnistuerei bei der Company — die vergeblichen Versuche, über die dortigen Arbeiten etwas zu erfahren — und dann kam die lang erwartete Frage, woher der andere seine Kenntnis habe.
    Tom White hatte genügend Zeit gehabt, sich auf die Antwort vorzubereiten, und merkwürdigerweise entsprach sie bis auf einige Kleinigkeiten sogar der Wahrheit.
    Von einem alten, schon etwas senilen Onkel, einem gewissen Joshua Higgins, wollte White die Nachricht bekommen haben. Wenn man berücksichtigt, daß Mr. Spinner seine weitschweifigen Familienbriefe mit Onkel Joshua zu unterzeichnen pflegte, war die Eröffnung Whites kaum eine Lüge zu nennen. Und wenn er den Assistenten Professor Meltons weiter wissen ließ, daß dieser Onkel eine etwas dunkle Stellung bei der Company innehatte und in den Briefen an seinen Neffen bisweilen Dinge vorbrachte, die ihm wohl infolge dieser Stellung zu Ohren gekommen waren, so ließ sich auch das noch als ziemlich wahrheitsgemäß vertreten. Daß alle diese Mitteilungen außerdem noch einen fetten Köder enthielten und daß Phil Wilkin sofort darauf anbiß, war von White wohlüberlegt und beabsichtigt.
    „Hören Sie, lieber White, das ist ja großartig!” rief er und bestellte inzwischen eine neue Lage. „So einen alten Onkel — Sie sagen selber, daß er etwas senil, wohl ein bißchen vertrottelt ist —, so einen Mann mitten im feindlichen Lager... Wenn Sie das richtig ausnutzen, White — den Alten ordentlich ausholen, natürlich, ohne daß er merken darf, was gespielt wird—, da könnten Sie Ihr Glück bei der United machen, mein lieber White.”
    Während der nächsten Viertelstunde führte Wilkin die Unterhaltung in der Hauptsache allein. Nur selten, daß ihm White hin und wieder einmal ein Stichwort zuwarf, wie man den alten Mann am besten auspumpen könnte.
    Die Stunden verrannen während ihrer Besprechung. Die Zeit für das Abendbrot war längst gekommen. Auf einen Ruf von Wilkin baute der Barkeeper eine stattliche Platte mit Sandwiches auf ihrem Tisch auf, und während sie Zugriffen und frisches Bier bekamen, floß

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