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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Doktor, während er die Mappe aufschlug.
    „Nein, Herr Doktor, sie haben den Versuch abgebrochen, die Herren wollen nämlich” — der Ire konnte ein Lachen nicht unterdrücken —, „ganz was Neues wollen die Herren jetzt machen.”
    Dr. Wandel lehnte sich in seinen Stuhl zurück und blickte McGan fragend an.
    „Was Neues, Mac? Hoffentlich ist's auch etwas Gutes. Können Sie mir verraten, was Professor Melton vorhat?” „Ja, Herr Doktor. Ich stand nahe dabei, als der Professor es mit Mr. Wilkin besprach. Sie wollen im Laboratorium eine Grube ausheben - Dammgrube nannte Mr. Wilkin das Ding — und den neuen Autoklav da hineinstecken. Die Herren scheinen Angst um ihr Leben zu haben und wollen sich auf diese Manier schützen. Komisch, Herr Doktor, was?” schloß er seine Rede und lachte laut heraus.
    Er stockte plötzlich, als er die veränderte Miene Dr. Wandels bemerkte. Der saß da, die Lippen zusammengepreßt, tiefe Falten auf der Stirn. Mechanisch spielte seine Rechte mit einem Bleistift, während die Finger seiner linken Hand auf der Postmappe trommelten. Ein Blick genügte McGan, um zu erkennen, daß der Deutsche seine Mitteilung alles andere eher als spaßig fand. Und weil der Ire große Hochachtung vor Dr. Wandel hegte und auch wußte, mit welcher Gegnerschaft der zu kämpfen hatte, und weil er schließlich den Professor ebensowenig leiden mochte wie dessen Ersten Assistenten, so bereute er die Wirkung seiner Mitteilung.
    „Verzeihen Sie, Herr Doktor”, begann er etwas verlegen, „wenn meine Worte Ihnen nicht gefallen, aber ich habe die Wahrheit gesagt. Ich hab's ja mit meinen eigenen Ohren gehört. Morgen, spätestens übermorgen soll schon mit dem Ausheben der vertrackten Grube angefangen werden.”
    „Morgen schon?”
    Dr. Wandel streckte beide Hände weit von sich auf den Tisch und ließ den Kopf nach vorn sinken.
    „Verzeihung, Herr Doktor, brauchen Sie mich noch?” Vergeblich wartete McGan auf eine Antwort. Er schickte sich an, den Raum zu verlassen, als der Deutsche plötzlich den Kopf zurückwarf.
    „Bleiben Sie hier, Mac. Setzen Sie sich bitte, ich habe mit Ihnen zu reden.”
    Ein wenig verwundert zog sich McGan einen Stuhl heran und nahm Platz. Erwartungsvoll schaute er den Doktor an, aber bald mußte er die Augen wieder senken. Forschend, scharf prüfend ruhte der Blick Dr. Wandels auf seinem Gesicht. Viele Sekunden verstrichen, bevor er zu sprechen begann.
    „Kann ich mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen, Mac?”
    „Jawohl, Herr Doktor. Was Sie mir sagen, ist bei mir begraben.”
    „Ihre Hand darauf, Mac!”
    Dr. Wandel streckte dem Laboratoriumsdiener die Rechte hin, ohne Zögern schlug der ein.
    Dr. Wandel sprach weiter. „Sie fragten, ob ich Sie noch brauche. Ja, Mac! Ich brauche Sie heute nacht noch — zu einer Sache, die nicht ganz einfach und nicht ganz ungefährlich ist. Überlegen Sie es sich. Sie können jetzt noch nein sagen. Ich werde Ihnen keinen Vorwurf machen.”
    McGan sprang auf. „Sie haben mein Wort, Herr Doktor. Der Ire steht zu seinem Wort. Sagen Sie mir, was ich tun soll, und ich werde es tun.”
    „Auch wenn es gegen den Willen von Professor Melton geschieht?”
    Das Lachen kehrte in die Züge des Laboratoriumsdieners zurück. „Dann gerade! Dann macht's mir erst recht Spaß, Herr Doktor.”
    „Ich habe es nicht anders von Ihnen erwartet, Mac.”
    Wieder griff Dr. Wandel nach der Rechten des andern und drückte sie kräftig. „Erwarten Sie mich heute abend um zehn Uhr an der Ecke der Woodward Avenue und der Lake Street, und noch einmal, Mac — kein Wort darüber zu irgendeinem anderen.”
    „Kein Wort, Herr Doktor. Sie können sich auf mich verlassen.”
    Eine kurze grüßende Handbewegung Dr. Wandels, McGan griff nach den erledigten Mappen und ging.
    *

Scheinbar zufällig machte es sich, daß Wilkin und White nach Werkschluß dicht hintereinander durch das große Portal auf die Straße traten; dort blieb Phil Wilkin einen Augenblick stehen, so daß White dicht an ihm vorüber mußte. Im Vorbeigehen zog er den Hut und grüßte den Ersten Assistenten Professor Meltons mit der Ergebenheit, die ein einflußreicher Vorgesetzter wohl von einem Untergebenen erwarten durfte. Zu seiner Überraschung erwiderte Wilkin den Gruß in der vertraulich lässigen Form, die in vergangenen Zeiten zwischen den beiden einmal üblich war, und sprach ihn an.
    „Hallo, White! Wo geht Ihr Weg lang, rechts oder links?”
    „Nach links 'runter, Mr. Wilkin. Ich wohne in

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