Atomgewicht 500
verschlüsselt — zu Papier bringen und an seinen Auftraggeber absenden.
Als er aufblickte, war McGan nicht mehr da. Dem Iren war die schweigsame Gesellschaft zu langweilig geworden, er hatte seinen Platz verlassen und machte sich in der Nähe des Professors zu schaffen. So konnte Mr. White sich weiter seinen Gedanken hingeben. Wie würden die Dinge in der Abteilung weitergehen? Einige Tage, vielleicht sogar Wochen mochten Melton und seine Leute noch ihre brotlosen Künste treiben. Dann würde Clayton sicherlich die Sache zu .dumm werden, er würde als Direktor ein Machtwort sprechen. Dr. Wandel würde mit der Durchführung der Versuche betraut werden, und dann — dann waren vielleicht in kürzester Zeit Erfolge zu erwarten, durch die alle Arbeiten der Dupont Company überholt würden. Wenn irgend möglich, mußte er versuchen, das zu verhindern.
Nicht ohne guten Grund hatte ihn Mr. Spinner auf seinen Posten berufen. Tom White verfügte über ein gut Teil Intelligenz und Erfindungskraft, und in diesem Augenblick, in dem er sich die Aufgabe stellte, sah er auch schon eine Möglichkeit, sie zu lösen. Langsam verließ er seinen dunklen Winkel; als ob ihn der Versuch Meltons stark interessierte, kam er immer näher an den Autoklav heran, bis er schließlich dicht neben dem Professor und Phil Wilkin stand. Mit Aufmerksamkeit verfolgte er den Gang der Thermometer, warf hin und wieder eine anerkennende Bemerkung hin, für die Professor Melton nicht unempfänglich war, und erreichte es so, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Rückhaltlos bewunderte er dabei dessen Anordnungen und ließ auch dem Heizwiderstand, den Wilkin gebaut hatte, uneingeschränktes Lob zuteil werden. — Wie die Kater, die man streichelt, schnurren die beiden, dachte er bei sich, während er seine Schmeicheleien immer dicker auftrug und ihre wohlwollenden Erwiderungen dafür entgegennahm. So lange, bis ihm die Frucht schließlich reif zu sein schien.
„In einem Punkt möchte ich mir, wenn Sie, Herr Professor, es gestatten, erlauben, ein Bedenken auszusprechen”, meinte er.
Melton warf ihm einen verwunderten Blick zu. Was hatte der Neuling, der bisher alles gut fand, plötzlich auszusetzen?
„Bitte, sprechen Sie, Mr. White”, sagte er mit einem etwas säuerlichen Lächeln, „was scheint Ihnen bedenklich?”
„Sie haben den Autoklav frei stehen. Durch einen Zufall erhielt ich Kenntnis davon, daß man das bei der Dupont Company anders macht.”
„Bei der Dupont Company?” Fast gleichzeitig kamen die Worte aus Meltons und Wilkins Mund.
Bisher war es der Company gelungen, ihre Versuche vollständig geheimzuhalten. Nur das dunkle Gerücht war den Leuten in Detroit zu Ohren gekommen, daß man in Salisbury etwas Ähnliches vorhabe wie bei der United Chemical. Etwas Näheres hatten ihre Agenten nicht in Erfahrung bringen können. Kein Wort über die Versuche Slawters und den Unfall, der ihn betroffen, war in die Öffentlichkeit gedrungen. Und jetzt wollte dieser hier frisch hereingeschneite Neuling etwas Genaueres darüber wissen!
Wilkin faßte sich zuerst.
„Reden Sie weiter!” rief er seinem Schützling zu. „Was macht man bei der Company anders?”
Tom White zögerte, stockte und machte recht naturgetreu den Eindruck, als bereue er es schon, überhaupt etwas gesagt zu haben. Im gegebenen Falle war Mr. White ein vorzüglicher Schauspieler.
„Raus mit der Sprache!” ermunterte ihn Melton. „Wie wird es bei der Dupont gemacht? Es kann recht wichtig für uns sein, das zu wissen.”
„Ich hörte, Herr Professor, daß man dort das Stahlgefäß für die Versuche fest in eine Dammgrube eingestampft hat. Es soll aus Sicherheitsgründen geschehen sein.
Falls der Stahl doch nachgibt — falls die Bombe explodiert — dann wäre...”
Tom White verhedderte sich endgültig und schwieg. Er brauchte auch nicht weiterzusprechen. Das wenige, was er gesagt hatte, genügte vollständig, um Melton scharfzumachen. Ein schneller Blickwechsel zwischen ihm und Wilkin, dann griff der Professor seinen Assistenten am Arm und zog ihn beiseite, wo White sie nicht mehr hören konnte.
„Das ist eine glänzende Idee, mein lieber Wilkin”, fing Melton an. „Ich war von Anfang an nicht damit einverstanden, daß der neue Autoklav hier so frei und offen im Labor aufgebaut würde.”
„Ich weiß, Herr Professor, es geschah auf Veranlassung von Doktor Wandel”, bestätigte Wilkin die Meinung seines Chefs. „Jetzt darf ich's wohl offen sagen, die Sache war
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