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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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die Unterhaltung fort.
    Wilkin legte die Richtlinien für das weitere Vorgehen fest. Erst mal eine etwas lebhaftere Korrespondenz mit dem guten alten Onkel Joshua. Recht vorsichtig natürlich, damit der nicht etwa doch bei aller Ahnungslosigkeit etwas witterte, Die Fragen, die dabei zu stellen wären, wollte Wilkin selber zu Papier bringen und Tom White in den nächsten Tagen übergeben. Und dann — das hatte sich Wilkin als den Schlußstein des ganzen Unternehmens ausgedacht — ein Besuch des braven Neffen White bei dem Onkel in Salisbury, wobei er ihn noch einmal persönlich ganz gründlich ausholen sollte.
    Es ging schon stark auf die zehnte Stunde, als die beiden zum Aufbruch rüsteten, und obwohl White zu widersprechen versuchte, ließ es sich Wilkin nicht nehmen, diesmal die ganze Zeche zu begleichen. Vor dem Lokal trennten sie sich. Wilkin ging nach dem Innern der Stadt zu, Tom White schlenderte weiter die Lake Street hinab und überschlug dabei das Ergebnis des Abends.
    In einer Hinsicht konnte er zufrieden sein. Die neue Verbindung mit Wiikin würde ihm die Möglichkeit geben, die weiteren Arbeiten in der Abteilung Melton durch zweckmäßig fabrizierte Nachrichten im Sinne seiner Auftraggeber zu beeinflussen. Auf der andern Seite aber war es ihm noch immer nicht gelungen, an Dr. Wandel heranzukommen. Jene theoretischen Arbeiten des Doktors, von denen ihm McGan gesprochen hatte, gingen ihm im Kopfe herum. Daß es seine nächste Aufgabe sein müsse, sich Kenntnis davon zu verschaffen, stand bei ihm fest. Nur über das Wie und das Wo war er sich noch nicht klar.
    Im Weiterschreiten näherte er sich der Stelle, wo die Lake Street von der Woodward Avenue gekreuzt wird. Die Straßen waren um diese Zeit schon ziemlich menschenleer. In einiger Entfernung bemerkte er eine einsame Gestalt, die ihm irgendwie bekannt schien, unter der Ecklaterne. Beim Näherkommen sah er, daß es der Laboratoriumsdiener McGan war.
    Einen Augenblick blieb Tom White überlegend stehen. Ein angerissener Abend war es heute nun doch einmal. Eigentlich eine ganz gute Idee, mit McGan noch in einen anderen Salon zu gehen. Vielleicht ließ sich auch dabei noch allerlei Wissenswertes in Erfahrung bringen. Ja, so wollte er's machen.
    Er näherte sich dem Iren. Der wandte ihm jetzt den Rücken zu und blickte wie suchend in die Woodward Avenue. Tom White wollte ihn anrufen, als aus der andern Straße ein Hupensignal ertönte. Im nächsten Augenblick hielt ein Kraftwagen an der Straßenecke.
    McGan wurde von einem der Insassen angerufen. Tom White blickte schärfer hin; die Stimme hatte ihn nicht getäuscht. Es war Dr. Wandel, der neben dem Fahrer des Wagens saß.
    Auf den Ruf sprang McGan zu dem Wagen heran. Der Doktor sprach ein paar Worte mit ihm, die White aus der Entfernung nicht verstehen konnte; dann stieg der Ire ein, und der Wagen rollte weiter. Kopfschüttelnd blickte ihm White nach. Was hatte es mit diesem merkwürdigen Zusammentreffen des deutschen Doktors und dieses Laboratoriumsdieners auf sich? Offensichtlich lag eine Verabredung vor. White hatte ja selbst beobachtet, wie McGan wartend an der Ecke stand. Was führte die beiden zusammen? Was wollten sie zu so später Stunde gemeinsam unternehmen?
    White vermochte sich keine Antwort auf diese Frage zu geben, aber er hatte das Gefühl, einem Geheimnis auf der Spur zu sein, das vielleicht wichtiger und viel schwerwiegender war als alles andere, was er bisher im Betrieb der United erfahren hatte.
    Gern wäre er dem Wagen Dr. Wandels gefolgt, doch weit und breit war kein anderes Auto zu sehen, und als er endlich doch eins entdeckte, lohnte es sich nicht mehr; der Wagen des Doktors war längst über alle Berge.
    *
    Von der Woodward Avenue bog das Fahrzeug in eine Seitenstraße ein, fuhr aus dieser in eine dritte und nahm den Weg auf das Werk der United Chemical zu.
    „Wie weit können wir fahren, Doktor?” fragte der Mann am Steuer, als in einiger Entfernung die Umrisse der großen Fabrikhallen sichtbar wurden.
    „Haben Sie Ihren Werkausweis bei sich, Mac?” wandte Dr. Wandel sich an McGan. Der bejahte. Der Doktor fuhr fort:
    „Ich auch. Drei Mann und zwei Ausweise, das wird wohl genügen, um mit der Karre ins Werk zu kommen. }edenfalls wollen wir's versuchen, mein lieber Schillinger. Der Brocken ist verdammt- schwer. Je weiter wir ihn fahren können, desto weniger Umstände haben wir damit.”
    „All right, Doc!” nickte Joe Schillinger und hielt auf das Portal zu.
    Der Nachtportier

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