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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Bleiblock unter die graue Kristallkugel halten, während Dr. Wandel versuchte, sie mit einer starken Beißzange von den Stangenenden abzukneifen. Doch diamanthart schien das Metall der Stangen zu sein, und vergeblich mühte der Doktor sich ab. Nur tiefe Scharten in den Zangenbacken erzielte er mit seiner Arbeit. Mißmutig ließ er davon ab und führte von oben her einen scharfen Schlag mit der Zange auf die Kugel.
    Sein Vorgehen hatte Erfolg. Unter der Wucht des Schlages zersplitterte sie in viele einzelne Kristalle, die in die Höhlung des Bleiblockes fielen — so, wie Dr. Wandel und seine Gefährten es sahen. White sah von seinem Platz aus noch etwas anderes. Er sah, daß ein größerer Kristallbrocken seitlich fortsprang und unmittelbar neben einem Pfeiler zu Boden fiel. Sorgsam prägte er sich die Stelle ein, um sie später wiederfinden zu können.
    Dr. Wandel verschloß die Höhlung des Blockes, in dem die seltsamen Kristalle ruhten, mit einem starken Bleideckel. Zu dritt trugen sie das Ganze zu dem Auto, und auch das neue Verschlußstück brachte der Kran dorthin. Ein paar schnelle Aufräumungsarbeiten dann noch. Alle Decken und Tücher wieder an ihren Platz, alle Schalter auf Nullstellung, und schon rollte der Wagen ins Freie. Das Licht erlosch, das Schiebetor schloß sich, Tom White war allein in der großen dunklen Halle.
    Einige Zeit blieb er noch still in seinem Versteck, bis das Geräusch des wegfahrenden Autos sich in der Ferne verlor. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und wie er nun schärfer hinblickte, sah er es an einer Stelle aus dem Finstern der Halle tiefgrün aufleuchten.
    Er vermochte dorthin zu gehen, ohne Licht zu machen, und ließ sich auf die Knie nieder, um die wunderbare Erscheinung aus nächster Nähe zu betrachten. Da sah er, daß dieses magische Licht nicht stetig und ruhig strahlte. Wie in Wellen lief es bald heller, bald dunkler über die leuchtende Fläche. Dabei erschienen die Umrisse des Kristalles verschwommen, wie von einer fortwährend bewegten, grün brennenden Gasschicht.
    Er streckte die Hand vor, um nach dem Kristall zu greifen. Im Augenblick, da er ihn berührte, durchfuhr es ihn wie ein elektrischer Schlag. Er zuckte zusammen, riß die Hand zurück und rieb sich die Fingerspitzen. Sie schmerzten in einem unbestimmten Gefühl. Er vermochte in der Dunkelheit nicht zu unterscheiden, ob er sie sich verbrannt hatte oder ob die Empfindung durch eine starke elektrische Entladung hervorgerufen war. Das aber begriff er sicher, daß es nicht ratsam war, diesen Teufelsstoff mit bloßen Händen anzugreifen, und er erinnerte sich, wie vorsichtig Dr. Wandel damit umgegangen war. Mit Hilfe seiner Taschenlampe tastete er sich zu einem Regal hin, in dem außer verschiedenem Werkzeug auch Bleiblech lag.
    Er suchte sich heraus, was er brauchte, und kehrte damit zu der alten Stelle zurück. Mit einem Holzstab schob er den gefährlichen Kristall auf das Blech und wickelte es mehrmals um ihn herum, bis er von einer starkwandigen Bleirolle umgeben war. Mit einem Hammer klopfte er die beiden offenen Enden dieses Rohres zusammen, dann steckte er es kurz entschlossen ein. Es knisterte in seiner Tasche, als das Bleipaket hineinglitt. Das waren die Papiere aus dem Arbeitszimmer Dr. Wandels, neben die der strahlende Kristall zu liegen kam.
    Für White gab es nun nichts mehr in der Halle zu schaffen. Ebenso vorsichtig, wie er hereingekommen war, verließ er sie wieder. Draußen dämmerte bereits der Morgen herauf. Der Gedanke, in dem immer heller werdenden Tageslicht durch das große Portal aus dem Werk zu gehen, erschien ihm wenig ratsam. Wer konnte wissen, was für Untersuchungen und sonstige Folgen die nächtlichen Ereignisse in Meltons Abteilung noch nach sich ziehen mochten! Für ihn war es jedenfalls besser, unbeteiligt zu bleiben.
    An Schuppen und Hallen vorbei und über weitläufige Lagerplätze hin suchte er sich einen Weg, der ihn immer weiter von dem Hauptportal fortführte. Nun hatte er den entgegengesetzten Teil des Werkgeländes erreicht. Bis dicht an die hohe Umfassungsmauer lagerten hier Stapel von Baustoffen und allerlei Fabrikationsmaterial. Er erkletterte einen davon und blickte über die Mauer. Weit und breit kein Mensch zu sehen; gewandt schwang er sich über die Mauerkrone, ließ sich an der andern Seite zu Boden gleiten und landete in einer stillen Seitenstraße. Schleunigst machte er, daß er weiterkam, und fühlte sich erst ganz in Sicherheit, als

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