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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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schlug eine Uhr in der Nähe die dritte Morgenstunde. Bei der nächtlichen Arbeit war ihm die Zeit ebenso schnell verflogen wie Dr. Wandel und seinen Gefährten bei ihrem Experiment.
    Tom White steckte sein Machwerk in einen Umschlag, versah es mit einer Anschrift, die auch keineswegs auf Mr. Spinner lautete, und griff nach Stock und Hut. Wenn er jetzt auf der Straße ein Auto erwischte, würde der Brief noch zum Frühzug zurechtkommen.
    Er hatte das Glück, bald eins zu finden, und fuhr zum Bahnhof. Das Schreiben fiel in den Postkasten eines Zuges, und Tom White kehrte zu seinem Wagen zurück. Jetzt zur Lake Street und schnell noch ein paar Stunden Schlaf genommen, dachte er, als er ihn bestieg. Doch schon nach wenigen Minuten überfielen ihn die Gedanken, denen er durch seine Schlüsselkorrespondenz für einige Zeit entrönnen war, wieder von neuem und ließen ihn nicht mehr l°s. Als das Auto in der Lake Street vor seiner Wohnung hielt, war er zu einem Entschluß gekommen, und er befahl dem Chauffeur, weiter zu dem Werk der United zu fahren. Folgendermaßen war ungefähr der Ideengang, der ihn zu dieser Fahrt veranlaßte: Entweder der deutsche Doktor und dieser verdächtige Laboratoriumsdiener stecken jetzt irgendwo in der Stadt zusammen, dann ist die Luft im Werk rein, und es bietet sich vielleicht die Gelegenheit, an die Papiere des Deutschen heranzukommen. Oder sie haben gemeinschaftlich etwas im Werk vor - der Verdacht, daß es so sein könnte, regte sich immer stärker bei White —, dann wäre es gut, wenn ich auch irgendwie dabeisein könnte.
    Durch seinen nicht immer ungefährlichen Beruf war Tom White gewohnt, logisch zu denken, und gegen die Folgerichtigkeit der Schlußkette, die ihn jetzt veranlaßte, das Werk der United aufzusuchen, ließ sich kaum etwas einwenden.
    Im Gegensatz zu Dr. Wandel verließ White sein Auto bereits auf der Straße und lohnte es ab. Der Nachtportier blickte kaum mit einem halben Auge auf den Ausweis, den White ihm im Vorbeigehen hinhielt.
    Er überschritt schnell den Werkhof, dessen Beleuchtung ihm wenig sympathisch war, und tauchte in dem Dunkel zwischen zwei Fabrikbauten unter. Auf Nebenwegen pirschte er sich an den Gebäudekomplex heran, in dem sich die Laboratorien und Büroräume der Abteilung Melton befanden.
    Auf diese Weise vermied er zwar die Gefahr, einem Wächter in die Hände zu laufen, aber dafür hatte er auch keine Gelegenheit, einen Blick auf die große Laboratoriumshalle zu werfen. Sonst wäre ihm sicherlich der schwache Lichtschein, der aus ihren Fenstern drang, verdächtig gewesen, und er hätte vielleicht sofort recht interessante Entdeckungen machen können.
    Jetzt stand er vor einer Außentür. Sie war verschlossen, doch für solche Fälle hatte Tom White beizeiten vorgesorgt. Längst befanden sich Duplikate von Schlüsseln zu den Türen, die ihn vielleicht einmal interessieren konnten, in seinem Besitz. Geräuschlos schloß er auf und versperrte das Schloß ebenso leise wieder hinter sich. Mochte jetzt irgendein Wächter kommen und pflichtgetreu an der Tür rütteln, er würde nichts Verdächtiges bemerken.
    Durch einen Gang schritt der nächtliche Besucher weiter. Nur hin und wieder ließ er auf Sekunden vorsichtig eine Taschenlampe aufblitzen, bs er gefunden hatte, was er suchte: die Tür zum Zimmer des deutschen Doktors. Auch hier tat ein Nachschlüssel seine Schuldigkeit, und Tom White stand in dem Arbeitsraum Dr. Wandels.
    Er hatte ihn bisher noch niemals betreten und brauchte unter Benutzung seiner Taschenlampe einige Zeit, sich zu orientieren. Da stand ein Schreibtisch, der sauber aufgeräumt war. Nur einige wissenschaftliche Werke und ein Schreibblock lagen auf seiner Platte. Mit einem Blick überzeugte sich White, daß der Block unbeschrieben war. Er griff nach den Schubladen des Tisches. Sie waren unverschlossen und ließen sich leicht aufziehen. Aber auch in ihnen befand sich nichts Handschriftliches, nur die neueste Literatur über Atomchemie lag darin. Seine Hoffnung, mitnehmenswerte Notizen zu finden, bekam den ersten Stoß.
    Wieder ließ er die Lampe suchend nach den Wänden hin aufblitzen, und was er dabei bemerken mußte, machte ihm wenig Freude. Dem Schreibtisch gegenüber stand ein solider Tresor, nicht allzu groß, aber geräumig genug, um alle Aufzeichnungen und Berechnungen sicher zu bergen, die der Doktor in der Zeit seiner unfreiwilligen Muße hier angefertigt haben mochte. Dieser Panzerschrank aber war verschlossen, und für

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