Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
bestand, stellte der Doktor das Gewicht des Stäubchens fest — es wog nur einige Millionstel Gramm —, und dann begann er mit dieser unvorstellbar geringen Menge zu operieren, daß McGan Hören und Sehen verging.
    Strahlungsarten und Strahlungsintensitäten, die von diesem winzigen Stäubchen ausgingen, wurden untersucht. Temperaturen mit Elektrothermometern gemessen, die noch auf den millionsten Teil eines Celsiusgrades reagierten, und unermüdlich bedeckte der Doktor dabei die Seiten seines Schreibblockes mit immer neuen Formeln und Zahlen.
    Nach vier Stunden war die Arbeit getan. Der Doktor verschloß das Stäubchen, dem alle diese Bemühungen gegölten hatten, wieder in sein bleiernes Gefängnis.
    „So, mein lieber Mac”, sagte er, während er seine Aufzeichnungen zusammenlegte, „jetzt haben wir auch die elektrischen Daten. Nun will ich das alles mal erst richtig zu Papier bringen.”
    Er griff nach einer Tasche, um McGan für seine Hilfe mit ein paar Zigarren zu belohnen, als es an die Tür klopfte. — Tom White war von Phil Wilkin ausgeschickt worden, um den Laboratoriumsdiener zu suchen. Der Auftrag kam ihm recht gelegen, bot er ihm doch die Möglichkeit, die Räume Dr. Wandels unter einem schicklichen Vorwand zu betreten und — wenn das Glück ihm günstig, der Doktor vielleicht gar nicht da war — weitere interessante Entdeckungen zu machen. Schnurstracks begab er sich deshalb dorthin.
    In dem Arbeitszimmer des Doktors befand sich niemand. Durch einen Blick auf den abgeräumten Schreibtisch überzeugte sich White davon, daß hier für ihn nichts zu holen sei. Die Tür zu dem Nebengemach war nur angelehnt. Geräuschlos drückte er sie weiter auf, und das erste, was er erblickte, war der Bleiblock, den er von jener Nacht her gut kannte, in der er den Doktor mit seinen Gehilfen belauscht hatte. Gläser und Aufzeichnungen standen daneben.
    Seine Augen starrten darauf, seine Hände suchten in den Taschen nach Bleistift und Papier. Und wenn's um sein Leben ging, diese Formeln mußte er haben; aber Stimmen, die vom nächsten Raum her hörbar waren, zwangen ihn zur Vorsicht.
    Er unterschied das klare, ruhige Organ Dr. Wandels und den unverkennbaren Tonfall McGans. Während er in fliegender Hast von den Formeln des Doktors notierte, was er in der Eile erwischen konnte, horchte er gleichzeitig auf das, was die beiden nebenan sprachen.
    Es drehte sich um die Ergebnisse elektrischer Messungen, Strahlungsstärken und ähnliches mehr. Nun gingen Arbeit und Gespräch nebenan zu Ende. Schnell ließ er Bleistift und Papier verschwinden und klopfte an die Tür. Auf das Herein des Doktors trat er ein.
    „Was wollen Sie hier?” fragte der befremdet.
    „Verzeihung, Herr Doktor, wenn ich störe. Mr. Wilkin gab mir den Auftrag, McGan zu suchen. Ich bin schon durch die ganze Abteilung gelaufen. Zuletzt dachte ich, daß er vielleicht bei Ihnen sein könne.”
    Während White dies Gemisch von Wahrheit und Dichtung vorbrachte, versuchte er, soviel wie möglich von den Apparaturen ringsumher einzuprägen. Er tat es unauffällig, aber für den scharfen Blick des Doktors nicht unauffällig genug.
    „Es ist gut”, sagte Dr. Wandel kurz. „Sie können McGan mitnehmen, wir sind hier ohnehin fertig. Hier, Mac, nehmen Sie!”
    Er drückte McGan die Zigarren, die er ihm zugedacht hatte, in die Hand.
    Während die beiden sich entfernten, kehrte er nachdenklieh in sein Arbeitszimmer zurück. Die Art und Weise, wie Tom White sich in dem elektrischen Laboratorium umgesehen hatte, wollte ihm nicht aus dem Kopf.
    Auch White hatte mancherlei zu denken, während er Seite an Seite mit McGan durch die langen Korridore der Abteilung ging. Der Doktor nahm McGan bei seinen Arbeiten zu Hilfe. An und für sich eine ganz unverdächtige Angelegenheit, denn schließlich war der Laboratoriumsdiener dazu da. Aber recht auffällig für Tom White, der ja wußte, um was für Arbeiten und um was für einen Stoff es sich dabei handelte, der mit seinen eigenen Augen gesehen hatte, wie diese so wunderbar strahlende Materie ebenfalls unter tätiger Mitwirkung McGans hergestellt wurde.
    Von Zeit zu Zeit warf Tom White einen Seitenblick auf McGan. Dieser hinterhältige Kerl trottete so harmlos und einfältig neben ihm her, als ob er kein Wässerchen trüben könnte; und dabei wußte der Mensch um geheime Dinge, die für die United Chemical von größter Wichtigkeit waren und für deren Kenntnis die Dupont Company jeden Augenblick eine Summe auf den Tisch

Weitere Kostenlose Bücher