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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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waren sie schon wieder mit ihrer Kunst zu Ende. Der Strom wurde abgestellt und das heiße Gas aus dem Autoklav abgeblasen. Und dann hörte White, wie Professor Melton zu Phil Wilkin sagte:
    „Bis morgen früh wollen wir die Sache verkühlen lassen. Dann werden wir mal nachsehen, was der Versuch gebracht hat.”
    Oh, was seid ihr beide für Idioten! dachte White und beschloß, noch am gleichen Abend über diese Komödie an Mr. Spinner zu berichten.
    Taktmäßig fuhren die Werkleute mit ihren Schaufeln in den Boden der großen Halle, hoben das Erdreich aus und warfen es mit kräftigem Schwung beiseite. Es gab wieder viel Staub und Schmutz dabei, aber die Arbeit näherte sich schnell ihrem Ende. Handelte es sich diesmal doch nur darum, eine schmale Grube etwa fünf Meter tief bis zum Oberteil des Autoklavs auszuschachten. Lange bevor es Mittag schlug, trafen die Spaten der Arbeitenden bereits klirrend auf das stählerne Verschlußstück, und in kurzer Zeit war es vollständig freigelegt.
    Tom White ließ es sich nicht nehmen, mit einem mächtigen Schraubenschlüssel bewaffnet, als erster hinunterzusteigen, und Wilkin überließ ihm neidlos den Vortritt, weil er dem Frieden noch nicht völlig traute. Dessen Vorsicht — bei sich nannte White es Feigheit — war nicht einmal ganz unberechtigt, denn der Autoklav war noch reichlich warm. So schnell, wie Professor Melton sich das gedacht hatte, gab die mächtige Stahlmasse von hundert Tonnen in der Tiefe der Dammgrube ihre Wärme doch nicht ab. öfter als einmal mußte White sich den Schweiß von der Stirn wischen, während er die schweren Schrauben mit dem Schlüssel löste.
    Doch endlich war auch das geschafft. Ein Kran rollte heran, faßte den schweren Deckel mit seinem Haken und hob ihn aus der Grube heraus. Schleunigst kletterte auch White wieder nach oben, denn um keinen Preis wollte er sich etwas von dem Schauspiel entgehen lassen, über das er sich im stillen köstlich amüsierte.
    Da hing etwa in Augenhöhe der Heizwiderstand unter dem Deckel, jener Widerstand, der sein Dasein dem Erfindungsgeist Wilkins verdankte und über den sich Dr. Wandel so schwer geärgert hatte. Professor Melton und Wilkin standen dicht davor. Durch mächtige Lupen beäugten sie die Metalldrähte, aus denen der Widerstand zusammengebaut war, und suchten sie sorgsam Zoll um Zoll ab.
    Ein unbeteiligter Beobachter hätte meinen können, daß es etwas ungeheuer Interessantes an diesem Drahtgewirr zu; sehen gab, so sehr waren die beiden in ihre Untersuchung vertieft. Doch je mehr Zeit verstrich, desto länger wurden ihre Gesichter; und dann ließ Melton seine Lupe sinken.
    //Merkwürdig, Wilkin!” sagte er zu seinem Assistenten.
    „Ich hatte mit Bestimmtheit eine Kristallbildung auf den Drähten erwartet. Wir hatten eine Hitze von zweitausend Grad in dem Drahtmetall um die Drähte herum und das Heliumgas unter hohem Druck. Nach meiner Meinung waren eigentlich alle Vorbedingungen für die Entstehung einer neuen, schwereren Verbindung gegeben.”
    Aber uneigentlich nicht, ihr Dummköpfe! dachte White, der die Worte hörte. Der Klang der Werksirenen, welche die Mittagspause anzeigten, machte seinen respektlosen Betrachtungen über Melton und Wilkin ein Ende. Zusammen mit den andern Angestellten verließ er die Halle. Nur der Professor und Wilkin blieben entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten zurück.
    „So, wie wir's uns dachten, Herr Professor, ist es leider nicht gegangen”, sagte Wilkin, als sie unter sich waren. Melton machte eine unmutige Bewegung.
    „Das habe ich schon selber gesehen, Mr. Wilkin. Wenn Sie nichts Besseres wissen, dann wollen wir den Autoklav wieder schließen und einen neuen Versuch ansetzen.”
    Er wollte sich zum Gehen wenden, als Wilkin ihn zurückhielt.
    „Noch einen Augenblick, Herr Professor. Es wäre vielleicht möglich, daß sich Verbindungen in der Nähe der Drähte gebildet haben und zu Boden gefallen sind. Man müßte die Autoklavkugel daraufh in einmal untersuchen.”
    Melton schüttelte unwillig den Kopf.
    „Wie haben Sie sich das gedacht, Wilkin? Dazu müßte man ja den ganzen Apparat wieder aus der Grube herausholen. Man müßte ihn mit dem Kran erst auf den Kopf stellen und sehen, ob etwas herausfällt. Das ist ausgeschlössen, das können wir nicht machen.”
    Die Ungeduld des Professors war unverkennbar. Sein Magen meldete sich, und er dachte in diesem Augenblick mehr an ein saftiges Steak als an chemische Verbindungen, die sich vielleicht in der

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