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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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eigenen Berechnungen, „das ist doch kaum denkbar —! Atomgewicht zweihundertfünfzig... Das wäre ja ein großartiger Erfolg für mich! Auch für Sie, Wilkin, wenn es tatsächlich so ist.”
    „Warum soll es nicht so sein, Herr Professor? Nach der Theorie müssen Druck und Hitze...” Wilkin stockte, lauschte einen Moment und stürzte auf die Tür zu.
    In seiner Erregung hatte Tom White den Kopf immer stärker gegen die Tür gepreßt und dabei ein Geräusch verursacht, das den scharfen Ohren des Assistenten nicht entgangen war. Mit jähem Ruck wollte der die Tür aufreißen und stieß auf Widerstand. Er selbst hatte den Schlüssel ja vor dem Beginn ihrer Untersuchungen zweimal herumgeschlössen. Bis er ihn zurückdrehte, verging eine Sekunde, und Tom White verstand es, sie zu nützen.
    Als Wilkin die Tür aufriß, kam White aus einiger Entfernung den Korridor entlanggeschlendert und blieb mit harmloser Miene stehen, als er den Assistenten plötzlich auftauchen sah.
    „Was haben Sie hier zu tun, Mr. White?” herrschte Wilkin ihn in gereiztem Ton an.
    „Verzeihung, wenn ich störe, Mr. Wilkin. Ich war auf der Suche nach Ihnen.”
    „Warum denn? Können Sie ohne mich nicht fertig werden?”
    White schien die schlechte Laune des andern nicht zu merken. „Ich wollte Sie um Anweisungen bitten”, sagte er in seiner gewohnten unterwürfigen Weise. „Soll ich den Autoklav schließen lassen? Der Deckel hängt noch am Kran... ”
    Professor Melton war inzwischen herangetreten. Er zog Wilkin zur Seite, sprach leise einige Worte mit ihm und wandte sich dann direkt an White.
    „Jawohl, hängen Sie den Deckel ein und sorgen Sie dafür, daß die Dammgrube morgen vormittag wieder zugeschaufelt wird.”
    „Sehr wohl, Herr Professor. Ich werde sofort alles veranlassen”, sagte White und empfahl sich.
    Erst hinter der zweiten Biegung des Korridors machte er halt und ließ sich auf eine Bank fallen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und er brauchte Zeit, sich zu beruhigen. Das hätte ja um ein Haar schiefgehen können. Nur der Zufall mit dem Schlüssel hatte ihn gerettet... Aber was faselten die beiden in ihrem Laboratorium von einem Atomgewicht zweihundertfünfzig? Wie sollten sie zu einem soldien Stoff gekommen sein? Durch den lachhaften Versuch vom heutigen Vormittag ganz gewiß nicht.
    Oder doch? Während White sich noch einmal vergegenwärtigte, was er während der paar Sekunden in Meltons Laboratorium erblickt hatte, kam ihm auch eine Bleibüchse in Erinnerung. Das Geräusch fließenden Wassers hatte seine Aufmerksamkeit darauf gelenkt, und deutlich stand ihm das Bild jetzt wieder vor Augen. Der Professor oder sein Assistent hatte die Büchse auf zwei Glasstäbe unter einen Hydranten gestellt, der sie kräftig mit kaltem Wasser überbrauste.
    Tom White versuchte seine Schlüsse aus dem Gesehenen zu ziehen. Die Büchse wurde stark gekühlt, also mußte etwas darin sein, das sie ständig erhitzte. Nach seinem Wissen konnte das nur eine ungemein stark strahlende Substanz sein — er schloß die Augen, um schärfer nachdenken zu können —, derselbe Stoff vielleicht, den Dr. Wandel bei seinem nächtlichen Experiment erzeugte, dann würde es mit dem hohen Atomgewicht seine Richtigkeit haben. Aber — White preßte beide Fäuste gegen die Stirn — das war ja vollständig ausgeschlossen, daß sie das erreicht hatten!
    Er ließ die Hände sinken und riß die Augen weit auf. Ein anderer Gedanke zuckte durch sein Hirn. Er entsann sich, wie Dr. Wandel in jener Nacht die Kristallkugel durch einen Schlag in viele Einzelteile auseinandergesprengt hatte. Er selber war ja dadurch in den Besitz eines Kristalls gelangt... War es nicht denkbar, daß ein anderes Stück der wunderbaren Substanz bei der Zertrümmerung in den Autoklav gefallen und später Melton und seinem Assistenten in die Hände geraten war?
    White sprang auf und atmete tief. Nicht anders konnte es sein. Jetzt glaubte er, die einzig mögliche Lösung dieses auf andere Weise nicht lösbaren Rätsels gefunden zu haben. Wenn es aber so war, wenn er wirklich recht mit seiner Vermutung hatte, dann mußte der alte Widerstreit zwischen Professor Melton und dem deutschen Doktor jetzt in ein neues Stadium treten. Dann würden die nächsten Tage und Wochen sicherlich wichtige Entscheidungen bringen.
    Während er gemächlich nach der Halle zurückkehrte, um den Auftrag Meltons zu erledigen, überkam ihn ein übermütiges Gefühl. Wie stand er, der kleine, unbedeutende

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