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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Stahlkugel gebildet haben könnten. Aber Wilkin ließ noch nicht locker.
    „Wenn Sie noch eine Minute Zeit hätten, Herr Professor. Ich möchte wenigstens einen Blick in das Innere des Autoklavs werfen. Es wäre doch vielleicht nicht ganz ausgeschlössen, daß...”
    „Meinetwegen”, unterbrach ihn Melton, „aber machen Sie bitte etwas schnell! Meine Zeit ist bemessen.”
    Er zog seine Uhr und blickte wartend auf das Zifferblatt, während Wilkin zu der Grube eilte und die Leiter hinabstieg.
    Einmal — zweimal schon hatte der Sekundenzeiger, von Meltons Blicken gefolgt, seinen Kreislauf beendet. Ungeduldig trat der Professor von einem Fuß auf den andern. Schließlich hielt es ihn nicht länger. Er ging zu der Grube hin, um Wilkin zu sagen, daß er keine Lust habe, länger zu warten.
    Vom Rande des Schachtes aus sah er seinen Assistenten zusammengekauert über dem Autoklav hocken, das Gesicht dicht gegen die Öffnung gepreßt.
    „Unsinn”, brummte Melton verdrießlich vor sich hin, „wie kann er etwas sehen, wenn er keine Lampe in die Kugel hineinhängt!”
    Eben wollte er seinem Unmut Luft machen, als Wilkin sich aufrichtete und ihm lebhaft zuwinkte.
    „Ich habe etwas entdeckt, Herr Professor, kommen Sie bitte, sehen Sie selbst!”
    Melton schickte sich an, die Leiter hinabzusteigen, doch auf halbem Wege machte er wieder halt und fragte: „Haben Sie sich auch nicht geirrt, Wilkin? In der Finsternis läßt sich doch nichts erkennen.”
    „Doch, Herr Professor. An einer Stelle des Kugelbodens liegt etwas Leuchtendes. Man kann es gut unterscheiden, sobald die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben.”
    Auf diese Mitteilung Wilkins hin kletterte Melton die letzten Leitersprossen hinab und bequemte sich dazu, sich ebenfalls in den Sand und Staub niederzukauern und sein Gesicht dicht an die Autoklavöffnung zu bringen.
    „Schinnen Sie alles Seitenlicht mit den Händen ab, Herr Professor”, rief ihm Wilkin zu, „dann werden Sie es bald erkennen!”
    Wieder verstrichen Minuten, dann richtete Melton sich auf. Sein Gesicht war gerötet. Vielleicht kam es von der unbequemen Stellung, in der er so lange verharrt hatte, vielleicht auch war es die Erregung, die ihm das Blut in die Wangen trieb.
    „Sie haben recht, Wilkin”, sagte er, während er sich den Staub von der Kleidung klopfte. „Dort unten leuchtet etwas. Ein Stückchen irgendeiner stark strahlenden Substanz muß es sein, die sich bei dem letzten Versuch gebildet hat.”
    „Ein vielversprechender Anfang. Gestatten Sie mir,. Herr Professor, daß ich Ihnen als erster meinen Glückwunsch dazu ausspreche”, sagte Wilkin geschmeidig.
    „Sehr schön, mein lieber Wilkin. Ich danke Ihnen”, erwiderte Melton herablassend. „Ich wußte es ja, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Aber — wie bekommen wir die Substanz aus der Kugel heraus?” Er blickte sich in der menschenleeren Halle um. „Es wäre mir lieb, Mr. Wilkin, wenn wir das jetzt gleich ohne unnötige Zuschauer bewerkstelligen könnten.”
    Nach kurzer Überlegung sagte Wilkin: „Einen Augenblick, Herr Professor! Wenn der Stoff nicht an der Kugelwand festgebrannt ist, wird es sich schnell machen lassen.”
    Er ging zu einem Regal und kramte zwischen Gläsern und Schachteln. Mit einer Blechbüchse und einer hölzernen Latte kam er zurück. Die Büchse enthielt einen klebrigen Kitt, der von den Laboranten bei ihren Versuchen benutzt wurde, um Rohrleitungen abzudichten.
    Wilkin bestrich das eine Ende der Latte damit, dann hockte er sich wieder über die Autoklavöffnung nieder und begann rnit dem so präparierten Stab in dem Inneren der Kugel zu tasten und zu suchen. Es dauerte nicht allzulange, bis er ihn wieder herauszog. In der klebrigen Masse haftete ein dunkelgrauer Kristall von der Größe etwa einer Kirsche.
    Mit enttäuschter Miene betrachtete Melton den unscheinbaren Fund. Er schien etwas anderes erwartet zu haben, doch Wilkin ließ sich nicht irremachen.
    „Das ist der Stoff, den wir suchen”, erwiderte er auf alle Einwände Meltons, „wir wollen damit in die Dunkelkammer gehen, und Sie werden sehen, Herr Professor, wie er leuchtet.”
    Willig folgte Melton ihm in den Dunkelraum. Über den Ereignissen der letzten zehn Minuten waren ihm die Gedanken an seinen Lunch vergangen. In erregter Erwartung stand er neben Wilkin an dem Tisch, auf den der Assistent den Kristall gelegt hatte. Er brauchte nicht lange zu warten. In dem Maße, in dem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten,

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