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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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inzwischen das, was Sie erreicht haben, der Leitung der United vor, so werden Sie auch wenig Freude davon haben. Auf jede mögliche Weise wird dieser von allen guten Geistern verlassene Professor dann versuchen, den verdorbenen Autoklav auf Ihr Konto zu bringen und über Ihren Erfolg mit einem Schulterzucken hinweggehen.”
    Der Doktor ließ den Kopf sinken. So sehr er sich auch zu sträuben versuchte, jeden Satz, den der andere sprach, mußte er als richtig anerkennen. Slawter beobachtete die Wirkung seiner Worte und stand auf.
    „Ich will Sie heute zu keiner Entscheidung drängen, Herr Doktor”, beendete er die Unterredung. „Was ich Ihnen sagen wollte, habe ich Ihnen gesagt. Wir sind bereit, jeden Tag mit Ihnen abzuschließen. Hier ist der Vertrag, den die Company Ihnen bietet.”
    Er nahm ein Schriftstück aus seiner Aktentasche und legte es auf den Tisch. Dr. Wandel schob es beiseite.
    „Ich kann nicht, Mr. Slawter. Ich bin der United verpflichtet.”
    „Vielleicht noch heute und morgen, Herr Doktor. In einer Woche wohl kaum noch. Dann geben Sie mir Nachricht nach Salisbury.”
    Robert Slawter verabschiedete sich, Dr. Wandel blieb allein mit seinen Gedanken, die immer quälender wurden. Jedem Wort, das der Abgesandte der Dupont Company gesprochen hatte, mußte er innerlich beipflichten. Bis in die letzten Einzelheiten war alles richtig, was Slawter gesagt hatte. Warum sollte er die Chance nicht ausnutzen, die das Schicksal ihm bot? Er griff nach dem Vertrag, blätterte darin und begann ihn zu lesen.
    Die Bedingungen waren verlockend: Volle Selbständigkeit und Unabhängigkeit bei seiner Tätigkeit garantiert, Zusicherung eines hohen Anteils am wirtschaftlichen Ertrag seiner Arbeiten, Bereitstellung fast unbeschränkter Mittel für die erforderlichen Versuche...
    Mit Unmut erinnerte er sich daran, wie er bei der United hatte kämpfen müssen, um den neuen Autoklav bewilligt zu bekommen. Wenn die Company wirklich hielt, was sie ihm anbot, durfte er sich die Möglichkeit nicht verscherzen. Aber würde sie es auch halten? Wie war es denn bei der United gewesen? Erst die bergehohen Versprechungen Claytons und dann eine Enttäuschung nach der anderen. Würde es bei der Company ebenso gehen, wenn er wirklieh Zugriff?
    Zergrübelt, von Zweifeln zermürbt, erhob er sich und verschloß den Vertrag in seinem Schreibtisch.
    „In einer Woche wird die Sache spruchreif sein”, hatte Slawter beim Abschied gesagt. — Warten wir ab, was die kommende Woche bringen wird, dachte Dr. Wandel, während er das Schloß zuschnappen ließ.
    *
    Die nächsten Tage brachten dem Doktor noch keine Entscheidung, aber Tom White brachten sie in gewisser Hinsieht eine Enttäuschung. Der findige Agent Mr. Spinners hatte den Unternehmungsgeist Meltons beträchtlich überschätzt. Auch nachdem der neue Autoklav sicher in die Dammgrube eingebaut war, ging der Professor nur ganz allmählich Schritt für Schritt mit den Versuchen weiter, und Wilkin bestärkte ihn in seiner Vorsicht.
    Da gab es erst ein paar Heizversuche, aber Melton hütete sich wohlweislich, die Erwärmung so weit zu treiben, daß die stählerne Kugel in der Grube dadurch gefährdet werden konnte. Die Hoffnung Whites, daß der Autoklav schnell zum Teufel sein würde, erfüllte sich nicht. Dann kamen andere Versuche unter gleichzeitiger Anwendung von Hitze und Druck, aber auch dabei gingen Melton und sein Assistent so behutsam vor, daß Tom White als stiller Zuschauer nicht recht wußte, ob er sich ärgern oder ob er lachen sollte.
    Aus einem stillen Winkel beobachtete er das Spiel der Pumpen, die das Heliumgas in den Autoklav preßten, und sah, wie Melton die Maschinen sofort wieder stillsetzen ließ, als der Druck in der Kugel dreitausend Atmosphären erreichte. Und mit dem Strom gingen die beiden so sparsam um, als ob sie die Rechnung dafür aus eigener Tasche bezahlen sollten.
    Unwillkürlich mußte White jenes andere, nächtliche Experiment in Gedanken damit vergleichen. Was war der deutsche Doktor doch für ein anderer Kerl! Der hatte Druck und elektrische Energie bis an die Grenze der errechneten Möglichkeit in die Stahlkugel gejagt. Der hätte es unbekümmert gewagt, daß der Autoklav in die Luft flog und ihn bei seiner Himmelfahrt mitnahm. Aber der hatte auch einen Erfolg gehabt, der die Leute in Salisbury nicht mehr schlafen ließ. Dagegen die beiden hier...
    Die konnten noch monatelang so weitermachen und würden doch nichts Brauchbares herausbekommen. Richtig! Da

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