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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Angestellte, jetzt da! Dinge von größter Tragweite wußte er von den beiden widerstreitenden Parteien, zwischen denen es nun bald zum Entscheidungskampf kommen mußte, und — der Gedanke bereitete ihm das größte Vergnügen — keine der beiden Gruppen hatte die leiseste Ahnung davon, daß ihm das alles bekannt war.
    Unwillkürlich spitzte er die Lippen und schnalzte mit der Zunge. Wie ein Feinschmecker wollte er die spannenden Situationen genießen, welche die kommenden Tage bringen mußten.
    Auch Wilkin war in rosiger Laune, als er am Abend das Werk verließ. War doch der Erfolg, den sie gleich bei dem ersten Druckverfahren gehabt hatten, über alles Erwarten gut. Schon morgen, spätestens übermorgen, würde Melton zu Direktor Clayton gehen, um ihm die Ergebnisse vorzulegen, und dann gab's sicher auch für ihn eine Belobigung, eine Gehaltsaufbesserung und vielleicht noch manches andere Erfreuliche.
    In dieser Stimmung empfand Phil Wilkin, sonst verschlössen und eingefleischter Egoist, das Bedürfnis, seinem Herzen irgendwie Luft zu machen. Am Werkportal wartete White auf ihn, um ihm zu melden, daß er den Wünschen Professor Meltons entsprechend alles angeordnet habe.
    Der kam ihm jetzt gerade gelegen; dem gegenüber durfte er es wohl wagen, das eine oder andere Wort fallen zu lassen, ohne Indiskretionen fürchten zu müssen.
    „Recht so, mein lieber White”, beantwortete er dessen Mitteilung. „Sehr gut, daß Sie alles Nötige veranlaßt haben; wir werden wahrscheinlich schon morgen nachmittag den nächsten Versuch machen.”
    „Ich wünsche Ihnen von Herzen guten Erfolg”, beeilte sich Tom White zu erwidern. „Gestatten Sie mir eine Frage, Mr. Wilkin: Mit dem Ergebnis des heutigen Experiments schienen Sie nicht ganz zufrieden zu sein?”
    Wilkin biß sich auf die Lippen, um seine Worte zurückzuhalten.
    Mensch, wenn du wüßtest...! schoß es ihm durch den Sinn, während sein Drang, dem andern ein paar Brocken hinzuwerfen, immer stärker wurde, und dann fragte er unvermittelt:
    „Hätten Sie Lust, White, mal wieder ein Glas Bier mit mir zu trinken?”
    White wußte die Ehre der Einladung nach Gebühr zu schätzen, und bald danach saßen sie in dem gleichen Ausschank, in dem sie schon einmal zusammen Pläne geschmiedet hatten.
    White verfügte über genügend Menschenkenntnis, um Wilkins augenblickliche Gemütsverfassung zu durchschauen. — Er möchte das Ei legen und weiß doch nicht recht, wie er es loswerden soll, dachte er mit einem schnellen Blick auf den Assistenten; ich will ihm ein wenig auf die Sprünge helfen.
    Vorsichtig begann er: „Ich bin neugierig, wie sich Doktor Wandel zu Ihren Arbeiten stellen wird.”
    Der Anstoß genügte, um Wilkin die Zunge zu lösen.
    //Der deutsche Doktor”, sprudelte er los, „dürfte wohl ein für allemal kaltgestellt sein. Was der kann, können wir auch, mein lieber White.”
    White markierte den Erstaunten. „Oh, Mr. Wilkin, das freut mich aufrichtig für Sie. Aber gestatten Sie mir eine Frage — verzeihen Sie, wenn sie vielleicht ungehörig ist. Heute mittag — ich erwähnte es bereits — schienen Sie mir etwas enttäuscht zu sein.”
    „Das war doch Diplomatie, mein lieber White. Nehmen Sie einmal an, wir hätten einen kleinen Erfolg gehabt. Selbstverständlich durften wir in der großen Halle in Gegenwart von einem Dutzend Angestellten doch davon nichts merken lassen.”
    White nickte verständnisvoll. „Mein Kompliment, Mr. Wilkin, Sie und auch Professor Melton haben Ihre Rolle großartig gespielt. Die Enttäuschung in Ihren Gesichtern heute mittag wirkte unbedingt echt. Kein Mensch in der Halle konnte auf den Gedanken kommen, daß Sie Erfolg hatten. Ist es Ihnen denn wirklich gelungen, die widerwilligen Atome zusammenzuzwingen?”
    Wilkin nahm einen Schluck aus dem Glas, bevor er antwortete. „Sie werden es begreifen, Mr. White, daß ich über Einzelheiten nicht sprechen darf. Aber das eine kann ich Ihnen wohl verraten, das natürliche Radium ist überflüssig geworden. Man braucht sich in Zukunft nicht mehr die Mühe zu machen, es mit riesigen Unkosten aus der Pechblende herauszuziehen. Wir sind jetzt in der Lage, mit unsern Laboratoriumsmitteln einen Stoff herzustellen, der unendlich viel wirksamer und tausendmal billiger als das Radium ist. Die Welt wird staunen, wenn wir mit unsern Entdeckungen vor die Öffentlichkeit treten...”
    Phil Wilkin begann sich warmzureden. Mit immer stärkeren Worten malte er White allerlei

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