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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der dabei erreicht worden war, zu sprechen, und jetzt ließ Dr. Wandel nicht locker.
    Wort für Wort preßte er aus Slawter das heraus, was der wußte, und erfuhr schließlich auch, daß Slawter einen strahlenden Kristall von jenem Versuch her im Besitz habe.
    „Ich wäre schon glücklich, Herr Doktor”, versuchte Slawter dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, „wenn es uns nur gelänge, bei uns hier das gleiche zu erreichen. Es ist ein vollwertiger Radiumersatz. Es wäre ein Millionengeschäft für unsern Konzern.”
    Dr. Wandel schüttelte den Kopf. „Das ist es eben nicht, mein Lieber. Ich fürchte, wir werden mit den wenigen Proben, die wir davon haben, sehr bald unliebsame Überraschungen erleben. Wo bewahren Sie den Kristall eigentlieh auf?”
    Erst nach längerem Zögern öffnete Slawter die Tür zum Nebenraum und deutete auf eine kleine Bleibüchse, die dort in einem Spülbecken unter einem rauschenden Wasserström stand. Sie enthielt den einzigen Kristall, den Tom White bei dem nächtlichen Experiment in Detroit gefunden und in Slawters Auftrag ins Werk nach Salisbury gebracht hatte.
    „Was verstehen Sie unter unliebsamen Überraschungen?” fragte Slawter unsicher.
    Dr. Wandel warf wieder eine seiner mathematischen Entwicklungen auf das Papier. „Hier haben Sie die Formel für die Zerfallskurve des neuen Stoffes in Abhängigkeit von der Zeit. Sie sehen”, er setzte Zeitangaben in die Formel und machte ein paar Stichproben, „Sie sehen, Mr. Slawter, daß der Zerfall intensiv heftiger wird, bis es schließlich zu einer Explosion der Kristallatome kommt.”
    Noch einmal überprüfte Dr. Wandel seine Formel, warf einen Blick auf die Uhr und sprang jäh auf.
    „Was haben Sie, Doktor?” fragte Slawter beunruhigt.
    „Noch zwölf Minuten, Mr. Slawter. Die Wärmeentwicklung wird enorm sein. Hier im Laboratorium können wir den Stoff nicht lassen. Kommen Sie schnell!”
    Mit einer Zange packte der Doktor die Büchse, eilte damit ins Freie und lief über den weiten Vorhof. Slawter hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Am Ende des Hofes, wo eine Mauer ihn gegen das freie Feld abschloß, befand sich eine ziemlich hohe Halde. Sie enthielt in der Hauptsache erdige Rückstände aus der Leichtmetallfabrikation, die sich nicht weiter verwerten ließen. Dort angekommen, schleuderte Dr. Wandel das Büchschen auf den Haldenhang hinauf.
    „Was machen Sie, Doktor?” keuchte Slawter, vom Laufen noch außer Atem. „Es ist die einzige Probe, die wir haben.”
    Der Doktor faßte ihn am Arm und zog ihn ein gutes Stück zurück.
    „Sie werden Sie nicht mehr lange besitzen”, sagte er mit einem Blick auf die Uhr. „Noch etwa fünf Minuten, mein lieber Slawter, dann dürfte das Feuerwerk losgehen.” Während er das sagte; ließ er seinen Blick prüfend in die Runde gehen. „Gut dreihundert Meter von hier bis zu den nächsten Werkbauten. Das dürfte genügen, die werden nicht Feuer fangen. Aber wir stehen noch zu dicht dabei. Kommen Sie, Mr. Slawter! Vorsicht ist das bessere Teil der Tapferkeit.”
    Er ergriff Slawter beim Arm und zog den Widerstrebenden über die halbe Länge des Werkhofes mit sich. „So, mein Lieber, hier können wir meinetwegen stehenbleiben und die Dinge abwarten.”
    „Ich begreife nicht, was Sie wollen, Doktor Wandel!” stieß Slawter unwillig heraus und wollte wieder zu der Halde zurückkehren. Mechanisch faßte der Doktor seinen Arm und hielt ihn zurück, ohne seine Frage zu beantworten. Er schien plötzlich in Gedanken versunken zu sein. Wie im Selbstgespräch bewegten sich seine Lippen und formten Worte.
    „Wie wird Melton das überstehen? Zu spät, jetzt noch zu warnen!” Er griff wieder nach der Uhr. „Noch eine Minute, dann wird's brennen... und in Detroit auch...”
    „Lassen Sie mich endlich los, Doktor!” rief Slawter jetzt in offenem Ärger und versuchte seinen Ärmel aus der Hand des Doktors frei zu bekommen. „Was soll denn der...”
    „Unsinn” wollte er sagen, stockte plötzlich und starrte zu der Halde hinüber. An der Stelle, wo Dr. Wandel das Büchschen hingeworfen hatte, flammte es plötzlich hell auf, stand einen Augenblick wie ein weißglühender Fleck und wurde schnell größer. Jetzt schon so groß wie ein Wagenrad, jetzt doppelt und dreimal so groß. Jetzt deckte die Glut schon den halben Haldenhang. Jetzt begannen die erdigen Massen zu fließen und in feurigen Bächen hinabzurieseln. So stark wurde der Glanz der hellen Weißglut, daß sie den Blick senken mußten;

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