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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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von dem kleinen Trupp abzusondern, rief Bykow sie mit einer bis zur Unkenntlichkeit veränderten Stimme zurück. Einige Male schien es ihnen, als hörten sie ferne Feuerstöße. Hals über Kopf liefen sie in die vermeintliche Richtung und gaben Schüsse ab, doch stets erwies es sich, dass sie sich geirrt hatten. Der Schweiß rann ihnen in die Augen, die Beine zitterten und knickten ein. Immer häufiger stolperten sie und stürzten, und immer schwerer fiel es ihnen, sich zu erheben. Schließlich sank Jurkowski zusammen, und Dauge, der ihm helfen wollte, blieb kraftlos neben ihm sitzen. Bykow ging zu ihnen hin, ließ sich auf dem Schotter nieder und zog mühsam die steifen Knie an. Einige Zeit sah er zu, wie Jurkowski sich keuchend zu erheben versuchte, dann sagte er: »Kehren wir um. Wir müssen uns eine kleine Ruhepause gönnen.«
    »N-n-nein!«, zischte Jurkowski wütend.
    Sie gingen trotzdem zurück, und Bykow schleppte alle drei Maschinengewehre und stützte Jurkowski, der kaum noch die Füße setzen konnte. Dauge wankte voraus, ohne auf den Weg zu achten, und als er über einen Felsbrocken gebeugt stehen blieb, trat Bykow heran und stieß ihn in den Rücken. Mit Mühe riss sich der Geologe von dem Stein los und stapfte strauchelnd weiter. Er schien blind vor Müdigkeit. Doch gerade er war es, der als Erster eine breite schwarze Spalte bemerkte und an seinem Rand die mattblinkende Maschinenpistole Bogdans. Etwas vor sich hin murmelnd, fiel er auf die Knie und zeigte mit zitternder Hand in die Tiefe ...
    Als der Knabe sich schwerfällig über die Steine zu der Spalte gewälzt hatte, schlang sich Bykow eine Stahltrosse um den Leib und ließ sich hinunter. Er hörte, wie oben Jurkowski heiser »Bogdan! Bogdan!« rief. Am Grund der Spalte sah Bykow im Licht der Taschenlampe Steinschutt, Sand und Bruchstücke von stachligen Efeuranken. Eine halbe Stunde lang tapste er in der Finsternis umher, befühltes jeden Stein, betrachtete jeden Riss – nichts, nichts. Mit letzter Kraft hatte er sich dann aus der Spalte herausgearbeitet und war in den Wagen gekrochen. Dort war er zusammengesunken und sofort eingeschlafen ...
    Bykow trank den Saft aus, sammelte die Brotkrümel auf und warf sie in den Müllvernichter. Jermakow bewegte sich nicht. Plötzlich erhob sich Dauge und stürzte augenrollend auf ihn zu. »Bogdan! Bogdanytsch! Da bist du ja, mein Guter!« Seine Stimme sank zum Flüstern herab, seine Knie wurden weich, er setzte sich wieder und schlug beide Hände vors Gesicht. Nach einer Weile sagte er: »Verzeihen Sie, Anatoli Borissowitsch. Ich habe mich getäuscht!« und setzte sich mit fliegenden Händen den Helm auf.
    Jermakow blickte ihn nur flüchtig an und wandte sich ab.
    »Vielleicht versuchen wir es noch einmal, Anatoli Borissowitsch?«, sagte Bykow unentschlossen.
    »Ja«, kam es wie ein Hauch aus Jermakows Mund.
    Es vergingen noch achtundvierzig Stunden voller äußerster Anstrengungen, voller Hoffnung und bitterer Enttäuschung. Die Suche blieb erfolglos.
    Nichts, nicht eine einzige Spur! Im Umkreis von einem Kilometer hatten die Raumfahrer jeden Spalt, jeden Riss untersucht. Viermal waren sie in den Felsspalt hinabgestiegen, an dessen Rand Dauge die Maschinenpistole gefunden hatte. Mehr konnten sie nicht tun, und Jurkowski stöhnte dumpf und ballte in hilfloser Wut die großen Fäuste. Wäre Bogdan vor ihren Augen umgekommen, im Kampf, oder wäre er verschüttet worden und sie hätten seinen Leichnam gefunden – ihnen wäre leichter zumute gewesen. Doch diese umheimliche Ungewissheit, das Bewusstsein ihrer Hilflosigkeit, die langsam und qualvoll ersterbende Hoffnung! ... Dauge ging umher wie mondsüchtig. Zweimal versuchte er, ohne Spezialanzug aus dem Wagen zu stürmen – er wäre fast erstickt, als er den schwarzen Staub einatmete.
    Jermakow schwieg. Jedes Mal, wenn sich die anderen auf die Suche begaben, kletterte er, den verstauchten Fuß nachschleifend, hinaus und saß, die Maschinenpistole auf den Knien, stundenlang neben dem Knaben . Er wartete auf ein Signal. Während sich die anderen, von den Strapazen geschwächt, ausruhten, hielt er oben Wache oder versuchte mit der Chius Verbindung zu bekommen. So sehr er auch das Gespräch mit dem fernen Navigator herbeiwünschte – er fürchtete es zugleich. Doch als endlich die frohe Stimme Michail Antonowitschs, vom Rauschen und Knattern unterbrochen, aus dem Lautsprecher ertönte, schlug Jermakow einen ruhigen, ja sogar etwas scherzhaften Ton an. Er sagte,

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