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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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befletschte Zähne auf, in seine Ohren drang heiser ein atemloses Flüstern: »Dreckskerl ...! Lass mich, du Vieh ...! Ziegelfresse ... Büttel, Dreckskerl!«
    Schließlich bemächtigte sich Bykow der MPi, warf sie beiseite. Der Boden schwankte, es ertönte ein Quietschen und Knirschen – der Knabe wendete, entfernte sich von dem verfluchten Ort, von dem Grab, das sie nicht gefunden hatten. Stahl klirrte über das graue Gestein.
    »Johannytsch! Was machst du denn? Johannytsch ... Bogdan ...« Jurkowski stöhnte, warf den Kopf in den Nacken. Bykow drehte ihm die Arme auf den Rücken.
    »Wir müssen, Wolodja, wir müssen!« Dauge stand vor ihm und hielt sich an der vibrierenden Wand fest. Verzerrtes aschfahles Gesicht. Erloschene Augen. Eine fremde Totenstimme. »Wir müssen, Wolodja ... verflucht soll es sein, das alles!«

An den Ufern des Rauchmeeres

    Wir steigen hier aus.«
    »Zu Befehl, Anatoli Borissowitsch. Kommen Sie, ich helfe Ihnen ... Johannytsch, fass zu ...«
    Bykow steckte den Kopf aus der Luke und kniff unwillkürlich die Augen zusammen. Dann kletterte er auf die Panzerung und reichte Jermakow die Hand. Dem Kommandanten folgte der finster dreinschauende Dauge. Nur Jurkowski blieb im Wagen; er lag, das Gesicht zur Wand gekehrt, auf den Ballen.
    Da war sie, die Golkonda ... Einen Kilometer vom Knaben entfernt begann ein graues, wogendes Meer von Rauch und Staub. Es dehnte sich nach beiden Seiten bis zum Horizont. Der Schleier regte sich, blähte sich, schlug riesige Wellen. In der Ferne aber erhob sich, von vielfarbigen Blitzen erhellt, ein gigantischer kohlschwarzer Felsenberg. Er verdeckte den halben Himmel, und sein Gipfel verlor sich in den ungestüm dahinziehenden purpurroten Wolken. Ein anhaltendes dumpfes Tosen drang von diesem ungeheuerlichen, ewig brodelnden Krater herüber. Der Boden bebte und glitt wie ein lebendes Wesen unter den Füßen weg. Bykow schaltete sich eilig von der Außenwelt ab.
    »Stell das Außenmikrofon ab! Hörst du, Alexej?«, schrie Dauge dicht an Bykows Ohr, dass dieser zusammenfuhr. »Aljoschka-a-a!«
    »Was brüllst du denn so! Hab schon längst abgeschaltet!«
    »So ist es besser.« Dauge senkte die Stimme. »Und ich dachte, du hörst mich nicht!«
    Aus dem wallenden Vorhang löste sich ein Feuerball, stieg in die Höhe und zerbarst mit ohrenbetäubendem Krachen.
    »Sieht schön aus!«, rief Dauge begeistert. »Ich geh und rufe Wladimir ...«
    »Lassen Sie ihn lieber in Ruhe«, brummte Jermakow mürrisch.
    Bykow vermochte es nicht, den Blick von dem unvorstellbar großen schwarzen Berg am Horizont zu wenden. Endlich merkte er, dass er eine Rauchsäule vor sich hatte. Unfassbar, doch dieses düstere Gebilde bestand tatsächlich aus Dampf, glühenden Gasen und Staubteilchen! Nur bei längerem Hinschauen konnte man aus dieser Entfernung erkennen, dass die glatten Wände unentwegt aufwärtsstrebten, dem niedrigen Himmel entgegen. Für einen Augenblick packte Bykow ein leises Schwindelgefühl. Ein unermessliches Rohr schien sich da in den Leib des Planeten gebohrt zu haben und sog nun Hunderttausende von Tonnen Sand, Staub und Gestein aus ihm heraus und schleuderte alles in die Atmosphäre. Wolken zerkrümelten Gesteins, zu unglaublich hohen Temperaturen erhitzt, rasten dort an den Hängen des schwarzen »Berges« in den Himmel ...
    Bykow fasste sich wieder. »Wie soll’s denn weitergehen, Anatoli Borissowitsch? Welche Richtung schlagen wir ein?«
    Jermakow saß auf dem Turm und betrachtete die Golkonda durchs Fernglas. »Das bestimmen die Geologen. Wir werden wohl am Ufer der Golkonda entlangfahren und Material sammeln. Unterwegs stellen wir eine Karte zusammen. Danach suchen wir einen Platz, der sich zum Landen eignet.«
    Aus der Luke kletterten die Geologen. Dauge fuchtelte erregt mit den Armen. »Aber sieh dir doch das an, Wladimir! Das ist doch eine geologische Naturkatastrophe! Ein Kataklysmus! Kneif mich mal in den Arm! Das ist ja großartig, hol’s der Teufel ...!«
    Jurkowski setzte sich apathisch neben den Kommandanten. Man sah ihm an, dass ihn nichts interessierte.
    Dauge sprang hinunter und neigte sich tief über den Boden. Minutenlang betrachtete er die dicke Schicht des schwarzen Staubes, dann stieß er die behandschuhten Hände hinein, schöpfte beide voll und streckte sie Jurkowski entgegen. »Schau! Pechblendensand ... Anatoli Borissowitsch, wir fangen gleich hier an ... Oder?« Er kletterte wieder auf die Panzerung. »Nein, wir fahren weiter. Dorthin!«

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