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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Sauerstoffbehälter war wohl ein wenig undicht.«
    »Was ist geschehen?« Bykow wurde unruhig. Er begriff Jurkowski nicht.
    Der Geologe war offenbar ebenfalls erstaunt.
    »Bogdan hat Pech gehabt mit seinem Sauerstoffbehälter. Er sagte mir, ich solle mich nicht aufhalten, er gehe zum Knaben zurück, um einen neuen zu holen ... Waren Sie etwa in der Zeit abwesend, Alexej Petrowitsch?«
    »Bogdan ist umgekehrt?«
    »Ja, natürlich. Um einen neuen Behälter zu holen.«
    »Bogdan war nicht hier«, brachte Bykow mit Mühe hervor; eine böse Vorahnung erfasste ihn.
    »Nicht hier ...?«
    Beide sprangen gleichzeitig auf und starrten einander an, sich der Tragweite des Geschehnisses noch nicht völlig bewusst. Bykow konnte Jurkowskis Gesicht nicht sehen, hörte aber, wie dessen Atem stockte.
    »Vorsichtig, vorsichtig, Anatoli Borissowitsch ... So ist’s recht ...«, drang Dauges Stimme herüber.
    Bykow drehte sich jäh um. Dauge und Jermakow näherten sich dem Knaben . Der Geologe hatte beide Maschinenpistolen um den Hals hängen, er stützte den Kommandanten am Arm. Jermakow ging sehr langsam und lahmte stark auf dem rechten Fuß. Einige Schritte vor dem Wagen rief er mit matter Stimme: »Machen Sie sich fertig, Genosse Fahrer. Dort können wir durchkommen. Alle einsteigen!«
    Plötzlich ergriff Jurkowski die Maschinenpistole, sprang hinunter und rannte, ohne ein Wort zu sagen, los.
    »Dauge!«, brüllte Bykow mit einer Stimme, dass dieser zusammenzuckte und wie angewurzelt stehen blieb. »Eine MPi für den Kommandanten – und Jurkowski schnell nach! Schnell, schnell ... Anatoli Borissowitsch, Bogdan ist wahrscheinlich etwas zugestoßen! Darf ich?«
    »Gehen Sie!«, rief Jermakow.
    Dauge rannte bereits. Bykow stürzte ihm nach. Die Füße rutschten auf dem glatten Gestein. Der Boden – scharfes, grobes Geröll, von Sand überstäubt – wich unter den Sohlen. Sofort brach Bykow der Schweiß aus allen Poren. Schnell, schnell pochte es in seinen Schläfen. Das Hirn arbeitete rasch und exakt. Entweder hatte irgendein Wesen Bogdan überfallen, was kaum anzunehmen war, oder er hatte sich verletzt und lag nun irgendwo ohne Besinnung. Dann würden sie ihn bestimmt finden! Er konnte sich allerdings auch verirrt haben. Aber warum rief er dann nicht und gab keine Signalschüsse ab? Krachend schlug Bykow ein Feuerstoß an die Ohren. Bogdan ...? Nein, es war Jurkowski. Sehr richtig, was er tat! Er hatte das Signalmagazin eingesetzt, war auf einen Stein geklettert – auf den, der einer Kröte glich – und feuerte in den tiefhängenden Himmel hinein. Jetzt ließ er die Maschinenpistole sinken, lauschte ... Keine Antwort! Nur das Gestein erwiderte mit vielfachem Echo, und der Wind heulte um die Gipfel der scharfgezackten Felsen ...

    Bykow saß, mit dem Rücken an den Ballenstapel gelehnt, kaute langsam an dem gepressten Schinken und trank gierig Fruchtsaft aus einem Nylonbecher. Neben ihm auf dem Fußboden schlief Dauge, sein Atem ging schwer und rasselnd; erschöpft war er dort zusammengesunken, wo er gesessen hatte. Sein dunkles Gesicht sah fast schwarz aus, die stoppelbedeckten Wangen waren tief eingefallen. Von Zeit zu Zeit murmelte er etwas Zusammenhangloses auf Lettisch. Vor dem Funkgerät saß gebeugt Jermakow. Seine Augen waren geschlossen, die schlanken weißen Finger bewegten sich leise über das glänzende Schaltbrett. Er tastete den Äther ab, bemüht, mit der Chius Verbindung zu bekommen. Bisher hatte das stets Bogdan getan. Bogdan ... Über ihren Köpfen tappten langsame, müde Schritte. Es war Jurkowski, der ruhelos auf der Plastpanzerung hin und her wanderte.
    Der Geologe glaubte sich schuldig an dem Unglück mit Bogdan. Dauge und Bykow hatten es ihm auszureden versucht, doch ohne Erfolg.
    »Ich hätte ihn nicht allein gehen lassen sollen«, wiederholte er hartnäckig und sah mit leerem Blick an den Kameraden vorbei.
    Armer Bogdan ... Armer Jurkowski.
    Zwölf Stunden lang waren sie durch das steinerne Dickicht geirrt.
    Das dumpfe Echo antwortete auf ihre Schüsse, gleichmäßig grollte die ferne Golkonda, mit ohrenbetäubendem Krachen platzten bucklige Steinblöcke. Die Männer zuckten jedes Mal zusammen und spähten um sich. Aber Bogdan war nicht zu sehen. Sie fanden leere Patronenhülsen – dort, wo sie selber geschossen hatten, halb verwischte Spuren – von ihren eigenen Füßen. Bogdan meldete sich nicht ... Sie redeten fast gar nicht miteinander. Nur manchmal, wenn Dauge oder Jurkowski den Versuch machten, sich

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