Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
Vom Netzwerk:
sie näherten sich dem Ziel, alles verlaufe ordnungsgemäß, und die Stimmung sei vortrefflich. Ein unwegsames Felsengebirge habe sie ein wenig aufgehalten, doch das sei nicht weiter schlimm. Alle Mitglieder der Besatzung ließen herzlich grüßen. Wortlos folgten die Geologen diesem Gespräch und nickten beifällig – es war nicht nötig, dass Michail Antonowitsch alles erfuhr. Er hatte es sowieso nicht leicht in der Einsamkeit.
    An diesem Tage machte Jurkowski einen letzten verzweifelten Versuch, das Geheimnis um das Verschwinden Bogdans zu lüften. Als erfahrener Bergsteiger brachte er es fertig, eine der höchsten Felssäulen etwa hundert Meter vom Knaben entfernt zu erklimmen. Der dreißig Meter hohe schwarze Fels war in seiner ganzen Länge gespalten, und der Geologe kletterte, sich mit Füßen und Körper gegen die Spaltränder stemmend, mit fast übermenschlicher Geschicklichkeit hinauf und hielt Umschau.
    Bykow und der niedergeschlagene Dauge standen unten und warteten geduldig. Später, als Jurkowski nach dem Abstieg erschöpft an der Felswand lehnte, warteten sie ebenso geduldig, was er zu berichten hätte.
    Doch er sagte nur: »Die Golkonda ist nahe ... Man sieht sie mit bloßem Auge ...«
    Jermakow erwartete sie vor dem Knaben . Er ließ sie einsteigen, kletterte hinterher, und als alle die Helme abgenommen hatten, sagte er mit leiser Stimme: »In einer Stunde fahren wir.«
    Bykow war nicht erstaunt – er hatte diese Worte erwartet. Selbst wenn Spizyns Sauerstoffbehälter in Ordnung gewesen wäre, musste der Sauerstoffvorrat schon längst aufgebraucht sein, und das, was der Filter aus der venusianischen Atmosphäre herauszuziehen vermochte, konnte die Erstickungsqualen nur um dreißig bis vierzig Stunden verlängern. Bogdan Spizyn war tot.
    Doch Jurkowski ballte bei den Worten Jermakows die Fäuste, und Dauge hob den Kopf und starrte den Kommandanten aus müden, eingesunkenen Augen an.
    »Wir haben keine Zeit. Länger hierzubleiben, halte ich nicht für angebracht ... und zweckmäßig ...«
    Jurkowski erhob sich wankend. »Anatoli Borissowitsch ...!«
    Jermakow schwieg. Die zitternden Hände an die Brust gepresst, stand Jurkowski vor dem Kommandanten und bewegte lautlos die Lippen. Dauge ließ den Kopf auf die Brust sinken. Das Schweigen dauerte an.
    Bykow hielt es nicht aus. Er stand auf und setzte sich an das Steuerpult. Da sagte Jurkowski mit heiserer, gebrochener Stimme: »Ich geh nicht von hier fort!« Seine Blicke irrten umher, rote Flecken traten auf seine fahlen Wangen. »Er ist hier irgendwo in der Nähe ... Vielleicht ist er noch ... Ich bleibe ...«, seine Stimme versagte. »Anatoli Borissowitsch ...!«
    Sanft redete Jermakow auf ihn ein: »Wladimir Sergejewitsch, wir müssen weiter. Bogdan ist tot. Er hat keinen Sauerstoff mehr. Wir müssen unsere Pflicht erfüllen. Wir haben kein Recht ... Glauben Sie, die ersten Antarktisexpeditionen hatten es leichter? Und Barents, Sedow, Scott, Amundsen? Und unsere Vorfahren bei Stalingrad? Der Tod keines einzigen von uns darf den Vormarsch aufhalten ...«
    Noch nie hatte Jermakow so lange gesprochen.
    Sich an der Wand entlangtastend, schob sich Jurkowski zu dem Expeditionsleiter vor. »Ich pfeife auf alles ...! Ich pfeife auf die Golkonda! Das ist niederträchtig, Genosse Jermakow! Ich geh nicht. Der Teufel soll alles holen! Ich bleibe hier ...!«
    Bykow sah, wie Jermakows Gesicht grau wurde, und als er diesmal antwortete, war der freundschaftliche Ton in seiner Stimme verschwunden. »Genosse Jurkowski, reißen Sie sich zusammen. Ich befehle Ihnen, den Helm aufzusetzen und sich auf die Weiterfahrt vorzubereiten!«
    Er wandte sich abrupt ab und setzte sich vor das Funkgerät. Jurkowski, ganz angespannt, wie zum Sprung bereit, schaute ihn mit wilden Augen an. Er war bedauernswert und schrecklich, und ohne den Blick von ihm zu wenden, ging Bykow auf ihn zu. Doch zu spät: Mit einer katzenhaft schnellen Bewegung streckte sich der Geologe wie eine Sprungfeder und stürzte zur Luke. In den Händen hielt er eine MPi.
    »So? Ja? So?«, schrie er. »Meinetwegen! Zum Teufel! Ich bleibe hier!«
    Bykow packte ihn an der Schulter. »Wohin? Ohne Helm, verdammt!«
    Jurkowski schlug ihm den Kolben ins Gesicht, dass dunkle Tropfen auf das Siliketgewebe des Anzugs sprühten. Bykow warf sich auf ihn, versuchte, ihm die Finger auseinander und die Waffe aus der Hand zu reißen. Beide stürzten zu Boden. Jurkowski wehrte sich wie rasend. Vor Bykows Augen blitzten

Weitere Kostenlose Bücher