Atomvulkan Golkonda
weit hin. Wir haben keine Zeit.«
»Die Felsen einfach sprengen; einige Minen – das genügt«, schlug Spizyn vor.
Jermakow überlegte. Dann stand er entschlossen auf. »Wir werden die Gegend erkunden. Zu viert. Der Fahrer bleibt beim Wagen.«
»Zu Befehl.«
»Jetzt geht’s los, jetzt geht’s los!«, frohlockte Dauge und schwang seinen geologischen Hammer.
»Den Hammer hierlassen«, gebot Jermakow. »Nur eine Waffe mitnehmen.«
»Anatoli Borissowitsch, wir haben noch nicht ein einziges Mal ...«
»Keine Zeit. Jurkowski, Spizyn, beeilen Sie sich! Bykow, den Wagen nicht verlassen. Auch wenn Sie Schüsse hören sollten ... Alle fertig? Na, dann los!«
Bykow kletterte mit den anderen hinaus, setzte sich auf den kaum vorspringenden Kommandoturm und schaute den Kameraden nach. Ihre Gestalten wurden immer kleiner – zwischen den mächtigen, von Rissen durchzogenen Steinblöcken wirkten sie wie winzige krabbelnde Käfer. Jermakow und Dauge gingen in Fahrtrichtung, Jurkowski und Spizyn bogen nach rechts ab. Einige Zeit hörte Bykow noch Jurkowskis Stimme, der versicherte, dass dies die beste geologische Fundgrube der Welt sei, das fröhliche Lachen Bogdans und den munteren Bass Johannytschs, der das Liedchen von den Argonauten sang. Dann wurde alles still, und Bykow war allein.
Die Wolken jagten über den Himmel, der Wind heulte um die schwarzen Felssäulen, ein paarmal hörte Bykow ein lautes Krachen, und es schien ihm, als seien es Signalschüsse. Er schnellte empor und schaute sich um. Dann begriff er, dass es der Wind war, der die Steine zusammenstieß. Trotzdem holte er sich eine Maschinenpistole aus dem Wagen und hängte sie sich über die Schulter. Der Boden wurde ständig von starken Stößen erschüttert, und durch das Heulen des Windes drang das ferne Grollen der fernen Golkonda heran.
Ein erstaunlich düsterer Ort! Ringsum grimmige, kahle Felsnadeln wie die Säulen einer riesigen zerstörten Halle. Bykow stellte sich vor, dass einst ein prächtiger antiker Palast hier gestanden hatte – ohne Wände, nur mit wundervollen Kolonnaden aus schwarzem Gestein. Durch die Gänge wandelten Menschen in schneeweißen Gewändern: würdevolle bärtige Weise, schöne Frauen, Krieger mit Bronzehelmen und Schilden ... Wie auf dem Bild, das er einmal in einem historischen Roman über Atlantis gesehen hatte ... Dann war ein Schwarzer Sturm gekommen und hatte alles vernichtet: Das Gewölbe war eingestürzt und zwischen die Säulen gefallen, und inmitten der Öde war nur noch ein Wald glatter, schwarzer Pfeiler stehen geblieben ...
Plötzlich sprang Bykow auf und griff nach der Maschinenpistole. Er hatte den Eindruck, als schöbe sich hinter der nächsten Säule ein riesiger dunkelhäutiger Mensch hervor, groß wie ein Haus, und bleibe lauernd stehen ... Nein, es war ja nur ein Steinblock. Die Steine überraschten durch die Wunderlichkeit ihrer Formen. Bykow betrachtete sie eingehend, suchte nach bekannten Umrissen. Dort lag ein schlafender Löwe; eine Fratze mit schief sitzender Mütze grinste ihn an; daneben hockte eine gigantische Kröte und ein wenig weiter – etwas völlig Undefinierbares mit Hörnern und vorquellenden Augen ... Die Steinwildnis lebte ihr eigenes regloses Leben, die seltsamen erstarrten Tiere – Löwen, Tiger, Echsen, Drachen, Frösche – atmeten verstohlen, unmerklich mit leise zitternden Flanken und äugten unter den geschlossenen schweren Lidern auf die fremden Gäste. Steinerne Bewohner des steinernen venusianischen Waldes!
Doch wie arm war diese Landschaft an wirklichem Leben! In den Wüsten der Erde begegnete man noch ab und zu einer Schlange, einem Skorpion oder einer Walzenspinne, am Wüstenrande – einer Saiga-Antilope. Und hier? Ja, im Sumpf, da gab es Leben genug, sogar zu viel, doch in den Bergen und in der Wüste gediehen nur harte Dornengewächse ... Immerhin, als sie auf der Suche nach dem Pass am Moor entlanggerollt waren, hatte Bykow einen schnellen Schatten an der Felsenwand hinaufhuschen und im Dickicht verschwinden sehen. Aber sicherlich war es nur eine Sinnestäuschung gewesen ... In der Tat, eine üble Landschaft ... Stein, nichts als Stein, toter, regloser, schwarzer Stein ...
Bykow dachte an den grünen Grasteppich im Frühling, an die herabhängenden Zweige der Trauerweiden, an die weißen Lehmhäuschen in der Vorstadt, an das Murmeln des Wassers im Aryk – und seufzte wehmütig. Erde, Erde ...
In der Ferne sprang eine kleine schwarze Gestalt hinter einem Felsblock
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