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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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vorbeiziehen und stürzt vorüber in den Sand neben Jurkowski, der langsam zu sich kommt.

    Während der Rast schlief Bykow völlig entkräftet ein, nachdem er Jurkowski die Wache überlassen hatte. Am vierten Tag hatten sie nicht mehr als zwölftausend Schritte zurückgelegt. Jurkowski löste, während Bykow schlief, von seinem Gurt die Thermosbehälter mit dem Rest des Kakaos und des Zitronensaftes, schnallte seine Sauerstoffflasche ab, legte alles sorgfältig auf Bykows halbleeren Rucksack neben der Trage, stülpte sich irgendwie den Helm über und kroch in die Nacht hinaus, um zu sterben. Bykow erwachte noch rechtzeitig. Als er den Geologen fand, mühte sich dieser gerade damit ab, seinen verklemmten Helm zurückzuklappen. Bykow nahm Jurkowski auf den Rücken – beide sprachen kein Wort – und trug ihn zurück zur Raststelle. Dann half er ihm, den Helm wieder festzumachen und die Behälter anzuschnallen, und sagte: »Ich will schlafen, ich bin sehr müde. Versprich mir, dass du nicht wieder abhaust.«
    Jurkowski schwieg.
    »Ich will schlafen, und du hinderst mich daran, Wolodja ...«
    Jurkowski schwieg hartnäckig und schnaufte nur hasserfüllt ins Mikrofon.
    »Lass mich doch nur eine Stunde schlafen, Wolodja ...! Wir sprechen über alles, wenn ich aufwache. Bitte, Wladimir Sergejewitsch ...«
    »Gut«, sagte Jurkowski plötzlich. »Schlaf, Alexej, alles in Ordnung ...«
    Bykow wollte noch etwas Aufmunterndes sagen, war aber bereits eingeschlafen. Er träumte nichts, verspürte nur immerzu den Drang zu trinken, und scheinbar trank er sogar im Schlaf, konnte sich später aber nicht daran erinnern. Nach vier Stunden gingen sie weiter, und Jurkowski ging allein. Die Gegend wurde steinig, und unter den quälenden Wasserphantasien ging es Bykow durch den Kopf, dass sie vielleicht ein gutes Stück vorankommen würden, aber Jurkowski stolperte, fiel und verletzte sich am Knie. Als Bykow sein Bein abtastete, hörte er ihn bitter und zornig weinen, und er sagte: »Weißt du noch, Wolodja? Kämpfen und suchen, finden und nicht aufgeben! Weißt du noch?«
    »Zum Teufel, alles zum Teufel!«, schluchzte Jurkowski.
    »Nein, sag mir, Wladimir, sag mir – haben wir gekämpft?«
    Jurkowski wurde still, dann sagte er: »Haben wir.«
    »Gesucht?«
    »Haben wir.«
    »Gefunden? Wowa! Wir haben doch gefunden! Du bist doch Geologe!«
    Jurkowski schwieg.
    »Nein, nein, sag’s!« Bykow spürte, dass er phantasierte. »Na? Wir haben doch gefunden, was?«
    »Haben wir«, sagte Jurkowski.
    »Mein Lieber ... Wir haben doch gefunden ... Du, Johannytsch ... Alles ist verloren, na schön. Die Aufzeichnungen, die Proben, der Knabe ... Aber du bist doch Geologe, du erinnerst dich an vieles auch so, ohne Aufzeichnungen ... Du wirst doch gebraucht, Wladimir ... Sie warten auf dich ... Krajuchin wartet ... Wir haben doch gesucht ... gefunden ... Und jetzt aufgeben? Was, Wolodja?«
    »Lass mich hier zurück«, bat Jurkowski leise. »Wir werden alle umkommen. Lass ...«
    »Also aufgeben? Ja?«
    »Gehen wir«, knirschte der Geologe.
    Ein Schritt, zwei, drei, fünf, zehn ... Und immer durch Wasser, durch tiefes, durchsichtiges Wasser – darum ist es so kalt, darum die Frostschauder, darum geht es sich so schwer: Im Wasser ist ja immer schwer zu gehen, und hier steht es bis zur Brust – durchsichtig, kalt, süß. Ach, wie süß!
    »Jurkowski, Wasser!«, murmelt Bykow. Der Geologe antwortet nicht. »Wolodja! Wasser, sag ich!«
    Er schweigt. Na, dann will er nicht. Aber ich werde trinken, denkt Bykow. Oho! Wie ich mich satttrinken werde! Nur nicht die MPi nass machen. Aber wass soll’s eigentlich, ich brauche ja nur den Kopf zu neigen ... Bykow stößt heftig gegen das Ebonitmundstück des Thermosbehälters. Von den Zähnen splittert Schmelz ab, die Zähne sind das Einzige, was im verklebten Mund noch etwas fühlt ... Sofort verschwindet das Wasser. Es bleibt bohrender Schmerz und noch etwas – trocken, staubig, rau: Durst ... Der Thermosbehälter ist fast leer, es ist noch viel Kakao da, doch der löscht nicht den Durst – er ist süß, klebrig, warm ... Blut ist auch klebrig und warm, es fließt aus der aufgeschlagenen Lippe. Bykow leckt es mit der Zunge ab, stolpert, macht ein paar unsichere Schritte zur Seite und bleibt schwer atmend stehen. Jurkowski liegt auf dem Rücken, die Arme um seinen Hals geschlungen. Er schweigt stundenlang – was soll er jetzt machen, der arme Kerl ...

    Der Himmel ist wieder mit pupurroten Wolken bedeckt. Der

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