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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Vorwärts, vorwärts! Ein Schritt, zwei, drei, fünf ... Das Wasser steht schon bis zum Knie – durchsichtig, kalt, süß ...
    Jurkowski murmelt: »Hör zu, Alexej ... Für den Fall, dass ich es doch nicht schaffe ... Das Rätsel Tachmasibs, der rote Ring ... Ich glaube ... bin überzeugt, es sind Bakterien. Eine andere Lebensform, nicht auf Eiweißbasis. Sie leben auf Kosten radioaktiver Strahlen. Schlucken die Strahlen und leben von ihrer Energie ... Hörst du, Bykow?«
    Ja, ja, er hört: Bakterien und Strahlung ... Aber das nützt nichts, Wasser brauchen sie, keine Bakterien.
    »Sie sammeln sich dort, wo eine Atomexplosion heranreift«, fährt Jurkowski fort. »Sie bilden einen Ring um die Stelle ... einen roten Ring ... und warten. Der Knabe ist an eine solche Stelle geraten. Und da kam die Explosion. Eine Atomexplosion ... Sie aber spüren, wo die Explosion erfolgen wird, sie versammeln sich und warten. Die Zerfallsprodukte sind sehr aktiv ... Ein Leckerbissen für sie ... Hörst du? Ich bin mir fast sicher ...«
    Ja, Bykow hört es. Er geht an einer Felswand entlang und hört alles. Aber erst brauchen sie Wasser. Und wo ist denn endlich die Schlucht? Sie müsste doch hier in der Nähe sein ... Wasser.
    »Sag allen, sie sollen sich vor dem roten Ring in Acht nehmen ... Wo der rote Ring ist, dort wird eine unterirdische Explosion stattfinden. Sagst du es ihnen? Hörst du mich?«
    »Ja, ja, ich sag’s. Du wirst es selber sagen ...!«
    Ein Schritt, zwei ... zehn ... fünfzehn ...

    Am sechsten Tag erreichten sie die Schlucht. Den Eingang fanden sie nicht gleich. Bykow ließ Jurkowski und Dauge an der Feldwand zurück und suchte lange nach dem Durchgang. Mehrmals verlor er das Bewusstsein, stellte plötzlich fest, dass er im Sand lag und mit der rauen, fühllosen Zunge die Innenwand des Helms ableckte. Der schwarze Durchgang war mit stachligen Pflanzen zugewachsen, im roten Schein des flammenden Himmels sah er bedrohlich aus. Bykow kehrte zu Jurkowski zurück, wuchtete sich Dauge auf den Rücken und wankte die Felswand entlang. Dicht vor dem Eingang der Schlucht brach er zusammen. Sein Bewusstsein schwand, kam und schwand wieder, und wie aus weiter Ferne hörte er Jurkowski undeutlich schreien: »Gemeiner Planet! Wir werden zurückkommen, wir kehren wieder ...! Für unseren Tod, für die Qualen wirst du büßen ... Arbeiten wirst du für uns, für die Menschen der Erde ... Licht und Leben wirst du spenden ... Wir legen dir Stahl- und Betonfesseln an! Arbeiten wirst du!«
    »Genug!«, sagte Bykow und richtete sich mühselig auf, gegen den zerfurchten Stein gestützt ...

    Nein, gehen kann er nicht mehr. Dafür kann er aber kriechen. Auf allen Vieren kriechen und Dauge hinter sich herziehen. Das ist bedeutend leichter, als ihn auf dem Rücken zu tragen. Jurkowski kriecht auch ... Bykow hat partout keine Lust zu kriechen. Wozu irgendwohin kriechen, wenn sich ringsum, so weit das Auge reicht, im hellen Sonnenschein Wasser erstreckt – so durchsichtig, dass man den Sand am Grund sieht, feinen grauen Sand, und so kalt, dass die Hände absterben? Doch Bykow weiß noch: Wenn man zu trinken versucht, stößt man auf etwas Spitzes, und es tut sehr weh ... Außerdem könnte die Waffe nass werden ... Und überhaupt, wenn man sich hier hinlegt, statt zu kriechen, dann ist das ungeheuer ärgerlich: Es ist ganz wenig übrig, nur ein paar tausend Schritte. Es ist doch wirklich ärgerlich liegen zu bleiben, wenn man hundertfünfzigtausend Schritte hinter sich und nur noch zwei-, dreitausend vor sich hat. Wenn man gehen würde, versteht sich. Wenn man kriecht, sieht es irgendwie anders aus, aber auch ganz wenig, nicht der Rede wert ...
    Bykow hält inne, schaltet die Helmlampe ein und schaut sich um. Jurkowski ist hinter ihm. Er liegt, auf die gespreizten Ellbogen gestützt, im Staub und blickt ihn mit dem blinden Rund des Helms an. Ein Riemen, den sie vom Rucksack abgenommen haben, verbindet sie. Auf diesen Riemen muss Bykow aufpassen: Einmal hat er sich schon gelöst, und Bykow ist weit vorausgekrochen. Er musste zurückkehren und Jurkowski suchen, der dasaß, den Rücken an die Wand der Schlucht gelehnt, und verbissen schwieg, obwohl er sah, wie Bykow herankroch ... Komischer Kauz! Was soll das – sich trennen, wo nur noch ein paar tausend Schritte übrig sind. Wenn man geht, versteht sich. Ja, er muss sehr, sehr aufmerksam auf den Riemen achten. Aber jetzt – weiter. Einen Schritt, zwei Schritte ... Nein, wieso Schritte? Sie

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