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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Eisenkonstruktionen zu sehen, wie man sie vom Kino oder von den Illustrierten her kannte – Startrampen für interplanetare Schiffe.
    Alexej Bykow stand in einem weißen Kittel vor dem riesigen Fenster, das die halbe Wand der Ambulanz einnahm, und wartete, bis er ins Sprechzimmer gerufen würde. Gelangweilt schaute er hinaus auf die Straße. Die Besatzung der Chius war am Abend zuvor im Städtchen eingetroffen. Während des ganzen Fluges und im Auto hatte Bykow geschlafen. Von den gestrigen Eindrücken war ihm nur noch die in rötlichen Abendsonnenschein getauchte Straße im Gedächtnis geblieben, das helle vielstöckige Hotelgebäude und die Worte der Etagenbetreuerin: »Hier ist Ihr Zimmer, Genosse, richten Sie sich bitte ein ...« Um sieben Uhr hatte ihn Dauge geweckt und ihm mitgeteilt, dass sie sich alle zur medizinischen Untersuchung einfinden müssten und dass man vom vielen Schlafen Druckstellen bekäme.
    Die Ambulanz war dem Hotelgebäude angegliedert. Hier hieß man sie sämtliche Kleider ablegen, die Kittel anziehen und warten.
    Draußen auf der Straße war es ziemlich menschenleer. Vor dem Hause gegenüber stand ein niedriger stromlinienförmiger Wagen mit einem verchromten Hirsch auf dem Kühler. Zwei Passanten in leichten Kombinationen und mit großen Zeichenmappen unter dem Arm gingen vorüber. Ein mächtiger elektrischer Raupenschlepper mit Anhänger kroch vorbei. Aus einem Haus trat ein Junge von etwa zwölf Jahren. Er ließ den Blick über den Himmel schweifen, stieß zwischen drei Fingern einen Pfiff aus, setzte über den Zaun und rannte die Straße hinunter, wobei er ganz offensichtlich den Stil berühmter Langstreckenläufer nachahmte.
    Bykow trat vom Fenster zurück. Jermakow und Jurkowski waren bereits im Sprechzimmer. Die anderen zogen sich ohne Eile aus und hängten ihre Sachen in die Schränke.
    Mit Wohlgefallen blickte Bykow auf Spizyn. Der Pilot hatte einen Körper, der einem Meisterturner alle Ehre gemacht hätte. Auf den breiten Schultern unter der glatten bräunlichen Haut spielten die mächtigen Muskeln. Dauge, bereits im Kittel, verknotete mit boshaftem Lächeln die Ärmel von Jurkowskis seidenem Oberhemd. »So-o, und jetzt so ...«, sprach er leise vor sich hin. Als er mit dieser nützlichen Beschäftigung fertig war, trat er kichernd zu Bykow.
    »Na, wie gefällt dir die Stadt, Alexej?«
    »Ganz gut«, antwortete der Ingenieur zurückhaltend. »Ist es weit bis zum Raketenflugplatz?«
    »Er liegt gleich hinter den Hügeln. Siehst du die Starttürme dort? Das ist es, das berühmte Siebente Testgelände – der erste und vorläufig einzige Spezialflugplatz der Welt für Erprobungen, Starts und Landungen von Photonenraketen. Hier ist die erste unbemannte Photonenrakete Drache Gorynytsch gestartet. Hier landeten Chius 1 und Chius 2 . Hier werden höchstwahrscheinlich auch Chius 3 , Chius 4 und Chius 5 landen.«
    »Landen oder auch starten?«
    »Starten natürlich auch. Aber zuerst müssen sie landen, denn sie werden doch nicht auf der Erde gebaut.«
    »Ach ja ...« Bykow erinnerte sich an das außerirdische Gießereiwerk auf dem Satelliten Weidadi Youyi .
    Dort, fünftausend Kilometer über der Erde, wurden unter den Bedingungen von Schwerelosigkeit und fast idealem Vakuum die gigantischen Hüllen überschwerer Raketen gegossen. Zweihundertfünfzig Menschen – Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker und Arbeiter – dirigierten die Sonnenöfen, die Zentrifugalmaschinen und die ganze komplizierte Gießereiautomatik und verwandelten die vieltonnigen Titan- und Wolframbarren in Rümpfe interplanetarer Schiffe. Dort wurden offensichtlich auch die Chiusse geboren ...
    »Krutikow und Spizyn, bitte sehr!«, ertönte Jermakows Stimme hinter Bykows Rücken.
    Die Freunde drehten sich um. Krutikow legte die Zeitung beiseite, trat hinter Spizyn ins Sprechzimmer und drückte behutsam die Tür ins Schloss.
    »Das Siebente Testgelände ist ein idealer Flugplatz«, sagte Dauge voller Begeisterung; sein Gesicht war Bykow zugewandt, während seine Augen zu Jurkowski hinüberschielten, der gerade die Tür seines Schränkchens geöffnet hatte. »In einem Umkreis von Hunderten von Kilometern nichts als kahle Tundra, nicht eine einzige Siedlung, weit und breit kein Mensch. Im Norden das Polarmeer.«
    Jurkowski griff nach dem Oberhemd.
    »In gerader Linie sind es fast zweihundert Kilometer bis zur Küste.« Dauge prustete plötzlich los, besann sich aber sogleich und verkündete mit feierlicher Miene: »Und

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