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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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zwischen der Stadt und dem Meer breiten sich die fünf Millionen Hektar unseres Testgeländes aus.«
    Jurkowski hatte das Hemd über den Kopf gezogen und stand jetzt in angespannter Haltung da, mit herabhängenden Ärmeln wie eine Vogelscheuche. Jermakow, bereits angekleidet, begab sich noch einmal ins Sprechzimmer. »Vom Testgelände führen eine Eisenbahnlinie und eine Autostraße nach Süden«, redete Dauge mit lauter Stimme weiter. »Etwa vierhundert Kilometer von hier entfernt, vor der geophysikalischen Station ...«
    »Interessant«, fragte Jurkowski nachdenklich, »welcher Kretin war das wohl?«
    »M-m-m ... Vor der Station also schwenken sie nach links ab, und bei Jakutsk vereinigen sie sich mit der nördlichen transsibirischen Hauptstrecke ... Na, Wolodja, wie steht es mit deiner Gesundheit?«
    »Verbindlichsten Dank«, sagte Jurkowski und kam auf Dauge zu. Er hatte das Hemd ausgezogen, ließ eindrucksvoll die Muskeln spielen und schaute Dauge unter gesenkten Brauen hervor an. »Ich bin völlig gesund. Aber ich werde dafür sorgen, Freundchen, dass sogar der allerschlechteste Tierarzt von Ihnen nicht das Gleiche behaupten kann.«
    »Wolodja!«, rief Dauge. »Du irrst, ich war es nicht!«
    »Wer war es denn?«
    »Er war es!« Dauge klopfte Bykow auf die behaarte Brust. »Glaub mir, Wolodja – der hat es faustdick hinter den Ohren ...«
    Jurkowski streifte Bykow mit einem flüchtigen Blick und wandte sich ab. Der Ingenieur, der gerade den Mund geöffnet hatte, um in das Spiel einzusteigen, räusperte sich und verlor kein Wort. Jurkowski wollte ihn nicht mitspielen lassen – das war klar. Auch Dauge erkannte es, und ihn beschlich ein peinliches Gefühl.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Jermakow rief: »Genossen, jetzt sind Sie an der Reihe.«
    Mit dieser Wendung sehr zufrieden, ging Bykow eilig ins Sprechzimmer.
    Zuerst wurden beide gründlich vom Arzt untersucht, einem jungen Mann mit blauschwarzem Haar und einer phantastischen Nase. Dauge untersuchte er, ohne ein Wort zu sagen, doch als die Reihe an Bykow kam, wies er mit dem Finger auf eine lange Narbe auf dessen Brust und fragte: »Was ist das?«
    »Unfall«, erwiderte Bykow lakonisch.
    »Schon lange her?«, erkundigte sich der Arzt ebenso lakonisch und hob die Nase.
    »Sechs Jahre.«
    »Folgen?«
    »Keine«, sagte der Ingenieur, den Blick demonstrativ auf die Nasenwurzel des Arztes gerichtet.
    Dauge kicherte verhalten.
    Der Arzt schrieb etwas in ein dickes Heft, auf dessen Umschlag Bykow las: Patientenakte Nr. 4024. Bykow, Alexej Petrowitsch. Dann führte er die Freunde ins Nebenzimmer. Dort sahen sie einen großen mattweißen Schrank stehen. Der Arzt zielte mit der Nase auf Dauge und bedeutete ihm, hineinzugehen. Die Schranktür schloss sich geräuschlos. Der Arzt drückte auf einige Tasten am Pult rechts von dem Schrank, und sogleich ertönte ein leises Summen. Auf dem Pult flammten bunte Lämpchen auf, die Zeiger wanderten. Nach etwa anderthalb Minuten gab der Apparat ein helles Knacken von sich und spie ein mit gleichmäßigen Buchstaben- und Ziffernreihen bedecktes Blatt Papier aus. Die Lämpchen erloschen, und der Arzt öffnete die Tür. Dauge stieg rückwärts aus dem Schrank und rieb sich mit einer schmerzlichen Grimasse den Oberarm.
    Der Arzt wandte sich zu Bykow, und seine Nase nickte vergnügt. »Na, los!«
    Bykow räusperte sich und trat in den Schrank. Sofort wurde es dunkel um ihn. Kühle metallische Reifen schlossen sich ihm um Schultern und Leib und drückten ihn an etwas Warmes und Weiches, hoben und senkten ihn und drehten ihn nach allen Seiten. Rotes Licht flammte auf, danach grünes, dann stach ihn etwas in den Oberarm, und die Umklammerung löste sich. Bykow fühlte sich wieder frei. Die Tür ging auf.
    Etwas vor sich hin murmelnd, betrachtete der Arzt die Bogen, die der Schrank ausgespuckt hatte. Es waren »Gesundheitsformeln«, ein vollständiger Bericht über den Zustand des Organismus, dazu ein Komplex obligatorischer Übungen sowie eine Diätverordnung für die Vorbereitungszeit bis zum Start. Nachdem der Arzt eine Eintragung in die Patientenakten gemacht hatte, händigte er die Bogen Jermakow aus mit der Bemerkung, dass derartige Untersuchungen einmal wöchentlich stattfinden würden.
    Jermakow dankte und verließ das Zimmer.

    Was war denn das für ein Kasten?«, fragte Bykow beim Anziehen. »Ein Brutkasten für Erwachsene? Eine elektronische Version der Büchse der Pandora?«
    »Ein Kyberdoktor, eine

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