Atomvulkan Golkonda
...« Unsinn, Alexej! Das kommt alles von der Schlaflosigkeit und vom Nichtstun. Wenn es nur bald hell würde! Dann geht’s zum Siebenten Testgelände, auf den Raketenflugplatz im hohen Norden, wo sich die Expedition zum Start vorbereiten und auf die Chius warten soll, die jetzt ihre Probefahrt absolviert. Heute muss ich um acht aufstehen, und ich kann nicht einschlafen, zum Kuckuck! Dauge schläft natürlich schon ...
Erst jetzt bemerkte Bykow, dass durch die spaltbreit geöffnete Tür zum Schlafzimmer ein schwacher Lichtschein an die Wand fiel. Er stand auf, schlich sich auf Zehenspitzen zur Tür und blickte durch den Spalt.
Am Tisch neben dem aufgedeckten Bett saß Dauge, den Kopf in die Hände gestützt. Der Tisch war fast leer, auf dem Fußboden stand ein riesiger praller Rucksack. Darauf lag ein Geologenhammer mit poliertem Stiel. Bykow räusperte sich verhalten.
»Komm herein«, sagte Dauge, ohne sich umzudrehen.
»Äh ...«, machte Bykow, völlig verwirrt. »Weißt du, ich habe ganz vergessen, zu fragen ...«
Dauge wandte sich um. »Komm doch herein ... Nimm Platz. Na, was hast du vergessen zu fragen?«
Bykow strengte sein Gedächtnis an, knirschte sogar mit den Zähnen. »Ja ... Weißt du ...« Und da kam ihm endlich die Erleuchtung. »Warum sollen wir auf der Venus Funkfeuer aufstellen, wenn ihre Atmosphäre sowieso keine Funksignale durchlässt?«
Auf Dauges Gesicht lag der dunkle Schatten des Lampenschirms. Bykow machte es sich in dem niedrigen Sessel bequem und schlug siegesbewusst ein Bein über das andere. Jetzt, da er sich in einem erhellten Zimmer und in Gesellschaft seines treuen Freundes Johannytsch befand, war ihm um vieles leichter.
»Ja«, sagte Dauge nachdenklich. »Das ist tatsächlich eine außerordentlich wichtige Frage. Jetzt verstehe ich, warum du nicht schlafen kannst. Und ich denke – was rennt er da im Zimmer herum? Hat er etwa Zahnschmerzen? Die Funkfeuer sind also daran schuld ...«
»T-ja«, brachte Bykow unsicher hervor und ließ das übergeschlagene Bein wieder sinken. Das Gefühl der Erleichterung war plötzlich verschwunden.
»Du hast dir sicher den Kopf zerbrochen«, fuhr Dauge in ernstem Ton fort, »hast dir natürlich etwas einfallen lassen. Etwas allgemein Nützliches ...«
»Sieh mal, Johannytsch ...«, begann Bykow gefühlvoll und setzte eine bedeutsame Miene auf; er hatte nicht die geringste Vorstellung, wie er den Satz beenden sollte.
»Jaja, ich habe dich verstanden«, unterbrach ihn Dauge kopfnickend. »Du hast vollkommen recht, begreifst du – absolut recht! Genauso verhält sich die Sache. Die Atmosphäre der Venus ist in der Tat für Radiowellen undurchlässig. Doch bei einem ganz bestimmten Frequenzbereich erscheint uns die Durchbrechung dieser Funkblockade möglich. Dieser Bereich ist rein theoretisch, aber auch durch Beobachtung der lokalen ionisierenden Felder ermittelt worden, der Felder welches Planeten, Ingenieur ...?«
»Der Venus«, gab Bykow finster zur Antwort.
»Genau – der Venus! Die Atmosphäre dieses Planeten lässt zuweilen auch Wellen anderer Längen durch, doch das ist eine zufällige Erscheinung, und darauf dürfen wir nicht bauen. Deshalb besteht die Aufgabe darin, die Durchlasszone auszumachen und, nachdem man es getan, die Funkfeuer auf die Oberfläche abzuwerfen ... Auf welche Oberfläche?«
»Der Venus«, wiederholte Bykow erbost.
»Ausgezeichnet!«, rief Dauge begeistert. »Du hast nicht umsonst schlaflos die Nacht verbracht. Aber alle bisherigen Bemühungen, auf die Venus automatische Funkstationen abzuwerfen, haben ... womit geendet, Ingenieur?«
»Schluss jetzt!«, sagte Bykow, im Sessel hin und her rutschend.
»Hm ... Merkwürdig. Sie haben mit einem Misserfolg geendet, mein Freund. Wahrscheinlich sind die Funkfeuer an den Felsen zerschellt. Oder sie sind während des Abstiegs unbrauchbar geworden. Doch wenn sie auch nicht zerschellt wären, was hätten sie uns genützt? Gar nichts! Dafür haben wir jetzt ... Was haben wir?«
»Keine Geduld mehr!«, stieß Bykow hasserfüllt hervor.
Dauge verkündete feierlich: »Wir haben die Chius und haben die Funkfeuer; und die Zone ist gefunden, in der die Signale besagter Funkfeuer durch die Atmosphäre dringen. Wir haben also alles, außer Geduld, und die lässt sich noch erlernen. Deshalb kann man, glaube ich, ganz beruhigt schlafen.«
Alexej Petrowitsch seufzte kummervoll und erhob sich.
»Aber ich kann doch nicht schlafen«, sagte er.
»Kommt vor ...« Dauge
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