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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Krajuchin.
    Der Lichtschein erlosch, und wie durch Zauberhand verschwanden der Regenbogen und die auf den Pfützen tanzenden Reflexe. Fahle Dämmerung senkte sich über die Tundra. Da plötzlich erfüllte ein tiefes drohendes Brummen das ganze Himmelsgewölbe. Die Wände erzitterten, kläglich klirrten die Stahlklappen der Scharten. Es schien, als brausten unzählige Staffeln von Düsenflugzeugen über die Tundra hinweg.
    »Da ist sie!«, rief Krutikow. »Seht!«
    Rötliche Funken blitzten durch die Wolken. Ein runder dunkler Fleck tauchte in der Höhe auf und senkte sich Flammen spuckend. Er wurde zusehends größer. Ein ohrenbetäubendes Getöse stand in der Luft. Plötzlich stießen fünf Feuerstrahlen, dünn und gerade wie Schiffsmasten, an den Rändern des Flecks hervor und schlugen in die Erde. Dampfwolken stoben empor, Schlammklumpen wirbelten in die Luft. Der Fleck, ein schwerer schwarzer Körper, blieb leicht schaukelnd auf den orangeroten Flammensäulen stehen. Dann sank er langsam tiefer und verschwand in dem quirlenden Dampf. Ein leichtes Beben durchzuckte die Erde, das Getöse erstarb. Niemand sagte ein Wort, es schien, als lauschten alle dem Klingen in den Ohren nach. Dort, wo das Raumschiff niedergegangen war, wallte und brodelte eine schmutzige Wolke ...
    »Eine außerordentlich saubere Landung«, murmelte Spizyn atemlos.
    »Ja«, pflichtete Krajuchin bei. »Eine meisterhafte Landung. Aber fahren wir jetzt, sonst platzen Sie mir noch alle vor Ungeduld.«
    Die Chius war bedeutend weiter vom Beobachtungsstand niedergegangen, als es den Anschein hatte. Der Chauffeur fuhr so schnell, wie die höckrige Ebene es gerade noch zuließ, aber trotzdem verging eine volle Viertelstunde, ehe die Reifen über die heiße, fest zusammengebackene und immer noch dampfende Erde zischten. Die riesige Kuppel der Chius verdeckte den halben Himmel.
    »Seht mal, wie er aufgesetzt hat!«, rief Spizyn triumphierend. »Mit der unteren Luke zur Stadt. Ein Mordskerl!«
    Alle sprangen aus dem Wagen und warfen die Köpfe in den Nacken. Mit ungläubigem Staunen betrachtete Bykow dieses Ungetüm, das durch den Willen des Menschen in der schwarzen Leere auf den Werften von Weidadi Youyi geboren worden war. Nichts dergleichen an Ausmaßen und Form hatte er bislang gesehen. Gewiss, von Weitem erinnerte die Chius an eine Schildkröte – wie das Modell in Krajuchins Moskauer Arbeitszimmer. Stand man aber unmittelbar daneben, so war dieser Vergleich überhaupt nicht möglich. Am ehesten glich das Planetenschiff einem riesigen Pavillon auf Beinen. Fünf dicke, schrägstehende Säulen, jede von der Größe eines ansehnlichen Wasserturms, trugen den gigantischen Rumpf, der die Form einer konkavkonvexen Linse hatte. Die nach innen gekrümmte Grundfläche des Rumpfes war spiegelblank, und als Bykow darunter trat, sah er über sich sein bis ins Unkenntliche verzerrtes, vielfach vergrößertes Spiegelbild.
    Ein Spiegel ... Eine hauchdünne Schicht eines zauberhaften Stoffes, der in der Natur wahrscheinlich nur in den Tiefen dichtester Sterne vorkam, war durch ein unerhört kompliziertes Verfahren auf poliertes Metall aufgetragen worden! Bykow glaubte auf seinem Gesicht einen schwachen, kaum merklichen Wärmestrom zu verspüren. Doch er wusste, dass der Spiegel auch während der Arbeit des Photonenreaktors kühl blieb. Aus der schwarzen Öffnung in der Mitte der konkaven Fläche in zehn, fünfzehn Metern Höhe kam dann der glühende Plasmastrahl herausgeschossen, während an der Stelle, wo Bykow jetzt stand, die wahnsinnige Reaktion der Synthese nackter Atomkerne einsetzte. Bykow zog vor Unbehagen die Schultern ein und ging eilig unter den freien Himmel. Vielleicht begriff er zum ersten Male in seinem Leben mit aller Deutlichkeit, welch ungeheure Kräfte sich der Mensch untertan und dienstbar gemacht hatte.
    Von oben ertönte ein Surren. Bykow sah auf und erblickte über der Chius einen Hubschrauber mit roten Kreuzen am Rumpf.
    »Immer operativ«, murmelte Jurkowski. »Aber warum kommen sie nicht heraus?«
    Wie zur Antwort auf seine Worte tat sich plötzlich an der Seite des Rumpfes zwischen zwei Reaktorringen – so hießen die turmhohen Säulen – eine runde Luke auf, und darin erschien ein blasses, lächelndes Gesicht.
    »Wassja! Ljachow!«, schrie Spizyn, machte einen Freudensprung und schwenkte die Arme.
    »Guten Morgen, Bogdan! Guten Morgen, Nikolai Sacharowitsch! Seid gegrüßt, Genossen!«
    »So kommt doch schon raus, ihr Himmelhunde!«,

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