Atomvulkan Golkonda
brüllte Krajuchin heiser. »Was trödeln Sie so lange, Ljachow?«
»Gleich. Ist ein Krankenwagen zur Stelle?«
»Da steht er.« Spizyn wies mit der Hand in Richtung des gelandeten Hubschraubers. Mehrere Männer in weißen Kitteln liefen bereits auf das Raumschiff zu.
Metallisch klirrend fiel eine biegsame Leiter aus der Luke.
»Nehmt den Kranken auf«, rief Ljachow.
An vier dünnen durchsichtigen Schnüren wurde in einer Hängematte ein in weiße Tücher gehüllter Mensch heruntergelassen. Bykow empfing ihn und bettete ihn mithilfe der Sanitäter auf eine Trage. Überrascht und voller Mitleid sah er, wie über das Gesicht des Kranken Tränen rannen.
»Země«, flüsterte der Mann kaum hörbar. »Země, modré nebe ... {1} blau ...«
»Jaja, Genosse Divišek, Sie sind auf der Erde!« Krajuchin beugte sich über ihn. »Jetzt wird alles gut. In ein paar Stunden sind Sie in Moskau. Sie kurieren sich aus, und dann geht’s nach Hause in Urlaub.«
»Děkuju, soudruhu.« {2}
»Geben Sie meine Anordnung weiter«, wandte sich Krajuchin an den Arzt. »Der Kranke soll unverzüglich – das heißt, nach Erweisung der Ersten Hilfe – mit meinem Flugzeug abtransportiert werden.«
»Zu Befehl, Nikolai Sacharowitsch.«
Indessen waren Ljachow und seine beiden Gefährten die Leiter herabgestiegen. Nach einer raschen Begrüßung mit den Kameraden traten sie ebenfalls an die Trage.
»Auf Wiedersehen, Jan!«, sagte Ljachow. »Erhol dich. Und dann wieder ran an die Arbeit, Freund!«
Eine schlanke Frau in weiter Kombination strich dem Tschechen zärtlich über die Wange.
»Werden Sie bald gesund, Genosse Divišek. Schönen Gruß an Ihre Familie.«
»Děkuju ... danke ...«, murmelte Divišek, ihre Hand mit seinen dünnen Fingern drückend. »Sehr, sehr viele Danke!«
Alle folgten dem davonfliegenden Hubschrauber mit den Blicken. Ljachow schaute zum Himmel empor, der sich bereits aufhellte, zu den verschwommenen Umrissen der fernen Hügel und lächelte.
»Wieder auf der Erde, sagte er. »Wieder daheim. Aber was für eine großartige Maschine, Freunde! Ein Wunderwerk!«
»Wartet mal, Genossen ...« Spizyn fasste Ljachow an der Schulter und führte ihn zu der schlanken Frau. »Tschokan, stell dich links von Vera, bitte.«
Das dritte Besatzungsmitglied, ein großer schweigsamer Kasache, runzelte die Stirn. »Willst wohl wieder filmen, was?«
Spizyn trat einige Schritte zurück, holte, ohne den Blick von der Gruppe zu wenden, eine winzige Kamera aus der Tasche, hockte sich nieder und ließ mehrere Meter Film ablaufen.
»Genug!«, sagte Krajuchin unwirsch. »Sofort ins Auto – in die Stadt und schlafen, ohne Widerrede! Unterhalten werden wir uns abends.«
»Einen Moment, Nikolai Sacharowitsch!« Ljachow drehte sich zu Bykow um. »Wenn ich mich nicht irre, sind Sie neu in der Besatzung?«
»Ja, machen Sie sich bekannt«, sagte Krajuchin. »Bykow, Alexej Petrowitsch. Chemiker, Ingenieur für Atomfahrzeuge, Fahrer des Geländewagens. Wassili Semjonowitsch Ljachow, Pilot ... Verotschka, kommen Sie her. Vera Nikolajewna Wassilewskaja – Navigator. Tschokan Kunanbajew – Bordingenieur.«
Bykow drückte den drei neuen Bekannten die Hand. »So«, sagte Krajuchin, »und jetzt ab in die Stadt!«
»Wir sehen uns abends.« Ljachow nickte Bykow freundlich zu.
»Anatoli Borissowitsch, Sie bleiben noch ein Stündchen hier«, wandte sich Krajuchin an Jermakow. »Und Sie, Bykow, auch. Wir wollen mal die Chius besichtigen. Außerdem müssen wir noch mit dem Leiter der Versorgungsgruppe sprechen. Da kommt er ja schon angerollt ... Die anderen sind frei.«
Eine lange Wagenkolonne kroch über die Ebene auf die Chius zu – große Halbkettenlaster, Raupenschlepper, Hebekräne auf Selbstfahrlafetten.
»Bestellen Sie ihnen, sie sollen besonders genau den dritten Reaktor überprüfen. Im Relaissystem ist etwas nicht in Ordnung«, sagte Tschokan. »Na ja, ich kann’s ihnen morgen auch selber sagen.«
Nachdem die Kosmonauten abgefahren waren, kletterte Bykow klopfenden Herzens hinter Krajuchin und Jermakow die schwankende, aber feste Leiter zum Schiffsrumpf hinauf. In dem würfelförmigen Raum, den sie betraten, sagte Krajuchin: »Das ist die Schleusenkammer zum Austritt in den luftleeren Raum oder in eine Umwelt mit giftiger Atmosphäre. Ein bisschen eng, nicht wahr?«
»Aber nein ... es geht schon«, murmelte Bykow unschlüssig.
»Eng ist es, jawohl!«, brummte Krajuchin verdrossen. »Bei der Projektierung hat man vieles nicht
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