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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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einer Rakete standgehalten hätten, und die Beobachter konnten sich darunter völlig sicher fühlen.
    Der Fahrer wendete den Wagen, steuerte ihn in einen tiefen betonierten Gang mit massiver Überdachung und hielt.
    »Da wären wir«, sagte Krajuchin.
    Die Raumfahrer schritten einen Korridor entlang, dessen Wände matt leuchteten, und betraten einen halbdunklen Raum mit niedriger gewölbter Decke.
    Interessiert blickte sich Bykow um. Rechts und links führten mehrere Stufen zu runden, mit Stahlkuppeln überdachten Plattformen. Vor rechteckigen schartenartigen Öffnungen, die den grauen wolkenverhangenen Himmel sehen ließen, standen Stative mit starken Periskopen. Drei junge Männer in Lederjacken hantierten emsig an einem Funkgerät. Als Krajuchin eintrat, kam einer von ihnen auf ihn zu und meldete, dass die Verbindung mit den Funkfeuern und den Ortungsstationen aufgenommen sei.
    »Fragen Sie an, ob Meldungen von der Chius eingetroffen sind«, befahl Krajuchin.
    Spizyn stieg zu einer der Plattformen hinauf und trat an die Scharte. Die Übrigen nahmen auf Schemeln längs der Wände Platz. Im Lautsprecher knackte es, und eine Stimme rief: »Die Chius schweigt noch, Nikolai Sacharowitsch ...«
    Krajuchin schob die Hände in die Taschen seines Regenmantels und wanderte im Raum auf und ab. Vor einem alten verblichenen Plakat mit der Aufschrift »Der wachsende Anteil der Kernenergie im Energiehaushalt unseres Landes in den Jahren 1960 bis 1980« blieb er stehen; er betrachtete es aufmerksam und setzte dann seine Wanderung fort. Die Funker blickten ihn teilnahmsvoll an. Jurkowski flüsterte Dauge ins Ohr: »Der Alte ist nervös ...«
    Wieder knackte es im Lautsprecher.
    »Achtung, Achtung! Genosse Krajuchin!«
    »Ja, ich höre«, knurrte Krajuchin ungeduldig.
    »Die Chius befindet sich über dem Testgelände. Ich gebe ihre Koordinaten mit der Korrektur auf Ihren Standort. Geodätischer Azimut acht Grad und ... vierundvierzig Minuten. Höhe sechzig Grad. (»Er landet mitten im Testgelände«, flüsterte Spizyn.) Sinkgeschwindigkeit zwanzig Zentimeter pro Sekunde.«
    »Auf dem Photonentriebwerk?«
    »Vorläufig ja.«
    »Geben Sie die Anweisung durch: In sechzig Kilometer Höhe Photonenreaktor abschalten und auf Wasserstofftriebwerk umschalten.«
    »Zu Befehl.« Es folgte eine Pause, dann rief der Lautsprecher: »Ausgeführt. Nikolai Sacharowitsch, die Chius bittet um einen Krankenwagen und einen Arzt ...«
    Alle blickten unruhig zum Lautsprecher hinauf.
    »Sie haben einen kranken Ingenieur von dem tschechischen Satelliten an Bord. Divišek ist sein Name. Es geht ihm sehr schlecht.«
    »Sorgen Sie dafür, dass der Krankenwagen sofort zur Stelle ist und ein Flugzeug nach Moskau startbereit gemacht wird. Mein Flugzeug. Was fehlt dem Mann?«
    »Er hat die Strahlenkrankheit ...«
    Krajuchin stieß halblaut einen Fluch aus.
    »Noch eins ... Sagen Sie Ljachow, er soll vorsichtig sein. Machen Sie ihn darauf aufmerksam, dass der Leitstrahlsender außer Betrieb ist.«
    »Ist bereits durchgegeben.«
    »Und was sagt er?«, fragte Spizyn.
    »Er lacht nur ...«
    Der Lautsprecher verstummte. Krajuchin zog seine schwarze Brille aus der Brusttasche, setzte sie auf und sagte: »Gehen wir an die Periskope, Genossen.«
    Durch die Okulare sah man den grauen Himmel, die graue Tundra, die graue Kuppel des nächsten Beobachtungsstandes. Der Regen hatte aufgehört. Ein böiger Wind kräuselte das Wasser in den Pfützen, aus denen niedriges Gestrüpp und spitze Grashalme ragten. Bykow blickte auf die Uhr. Es war kurz vor fünf.
    Alle schwiegen. Langsam schlichen die Minuten dahin.
    »Licht!«, rief Krutikow plötzlich.
    Ein zitternder violetter Schein geisterte über den Himmel.
    Und sofort verschwand die scheinbare graue Eintönigkeit des Himmels und der Tundra. Die Umrisse einer jeden Wolke wurden deutlich sichtbar. Über die Erde schlängelten sich kapriziös gekrümmte grellweiße Streifen. Der Lichtschein verstärkte sich. Ein seltsamer umgekehrter Regenbogen leuchtete über der Tundra auf. Über die Pfützen hüpften weiße und violette Reflexe. Ein hoher, singender, langsam anschwellender Ton bohrte sich ins Gehirn. Bykow spürte einen ziehenden Schmerz in den Zähnen. Er hielt sich die Ohren zu und schüttelte den Kopf. Der Schein wurde immer greller, der Ton stieg zu einer unerträglichen Höhe an.
    »Ljachow meldet, dass er in zwei Minuten den Photonenreaktor abschalten wird«, klang es aus dem Lautsprecher.
    »Höchste Zeit«, brummte

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