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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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berücksichtigt. Sie werden’s ja sehen, wenn wir die Ladung an Bord bringen. Wir müssen Dutzende und Hunderte von Tonnen Nutzlast durch drei solche Nadelöhre hinaufschaffen.« Er zeigte mit dem Finger auf die Luke. »Im Schiffsinnern sieht es noch schlimmer aus. Die Gänge sind schmal, von luftdichten Schotten durchzogen.«
    »Vom Standpunkt der Hermetik und der Sicherung gegen Meteoriten sind das große Vorteile«, bemerkte Jermakow.
    Sie verließen die Kammer und stiegen über geriffelte Stufen einen hell erleuchteten Gang hinauf.
    »Eine thermonukleare Rakete ist sozusagen etwas ganz Neues. Viele ihrer Möglichkeiten und Vorzüge wurden nicht berücksichtigt, man hat sie auf althergebrachte Weise projektiert, wie eine gewöhnliche Atomrakete.«
    Krajuchin stieß die schwere Stahltür auf, und sie betraten einen großen Raum, der mit unzähligen, Bykow unbekannten Geräten und Schaltpulten ausgestattet war.
    »Das hier ist der Kommandostand, und dort« – Krajuchin wies auf die Wand gegenüber dem Eingang – »dort hinter der Titanhülle befindet sich das Herz der Chius , der Photonenreaktor. Eine besondere Vorrichtung erzeugt einen Plasmastrom, einen Strom nackter Tritonen, also Kernen überschweren Wasserstoffs, der in winzigen Mengen – einigen Tausend in der Sekunde – hinabgeschleudert wird. Ein mächtiges elektromagnetisches Feld, das von fünf über den Reaktorringen angebrachten Solenoiden erzeugt wird, übt eine scharfe Bremswirkung auf das Plasma aus, wodurch darin eine thermonukleare Reaktion eintritt. Der Bremspunkt befindet sich im Fokus des Parabolspiegels – der Grundfläche des Schiffsrumpfes. Der dichte Strom von Photonen, Neutronen, Heliumkernen und nicht fusionierten Tritonen schlägt in den Spiegel und erzeugt eine gewaltige Schubkraft ... Freilich«, fügte Krajuchin nach einer Pause hinzu, »wäre der Spiegel nicht mit einer Schicht ›absoluten Reflektors‹ versehen, würde der Schiffsrumpf augenblicklich durchschmoren. Die Chius eins ist nur deshalb verbrannt, weil diese Schutzschicht an irgendeiner Stelle gerissen war.«
    »Das weiß man nicht genau«, bemerkte Jermakow, ohne aufzublicken.
    Er wanderte hin und her, betrachtete aufmerksam die Geräte und machte sich Notizen.
    Eine Weile kaute Krajuchin schweigend auf den Lippen herum.
    »Die Photonenrakete ist etwas Neues«, wiederholte er dann. »Eine gewaltige Errungenschaft. Die Zukunft der Menschheit.« Er nahm die Brille ab, um die Gläser blank zu putzen, und sah Bykow dabei mit runden Augen an. »›Die gütige Natur wird wissen, warum sie nicht will, dass wir unsere Welt zum genügsamen Paradies gestalten und uns damit begnügen, und warum sie uns neue Welten erobern heißt – jene letzten und äußersten Welten, zu denen nur die Photonenrakete der Schlüssel sein soll.‹ So etwas hat vor mehr als einem halben Jahrhundert ein sehr kluger Deutscher gesagt; damals schienen die Photonenraketen ein ferner Traum zu sein. Jetzt aber haben wir diesen Schlüssel zu den letzten, äußersten Welten in der Hand. Doch verstehen wir noch nicht, ihn richtig zu gebrauchen. Es gibt vieles, sehr vieles, was bislang unvollkommen und unklar ist. Und dann der Schematismus. Beispielsweise diese Atomraketen an der Chius . Beim Photonenantrieb sind sie wie eine alte Mähre, die man vor den modernsten Atomwagen gespannt hat.«
    »Aber andernfalls könnte die Chius nicht von der Erde starten«, warf Bykow schüchtern ein.
    »In Zukunft werden wir wahrscheinlich überhaupt von Erdstarts absehen. Die Chiusse werden von künstlichen Satelliten starten.«
    »Das ist einleuchtend«, sagte Bykow. »Doch vorläufig nimmt die Chius wohl auch Treibstoff für gewöhnliche Raketen mit?«
    »Sehr wenig. Etwa den fünften Teil des Fluggewichts. Nur um sich von der Erde zu lösen, aus den dichten Schichten der Atmosphäre herauszukommen, die leicht radioaktiv verseucht werden. Danach schaltet man das Photonentriebwerk ein. Die Chius kennt keine mit der Schwerelosigkeit verbundenen Unannehmlichkeiten. Sie fliegt mit einer ständigen Beschleunigung von 10 m/s². Das kommt der Schwerebeschleunigung auf der Erdoberfläche ziemlich gleich. Somit bleibt die Besatzung der Chius vor der Schwerelosigkeit und allen ihren Begleiterscheinungen bewahrt. Die Chius kennt – wenigstens bei interplanetaren Flügen – keine langen, zermürbenden Reisen nach dem Beharrungsvermögen, die Monate und Jahre dauern können. Sie entwickelt gigantische Geschwindigkeiten und

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