Atomvulkan Golkonda
bewältigt die Entfernungen zu den Planeten in Tagen und Wochen. Die Chius ist eben der Schlüssel zu den letzten und äußersten Welten.«
»Die Chius ist der Schlüssel zu den großen Planeten«, sagte Jermakow mit merkwürdig gepresster Stimme.
Er stand über ein Gerät gebeugt, und sein Gesicht blieb Bykow verborgen.
Krajuchin kniff die Lippen zusammen. Dann sagte er unwirsch: »Kommen Sie, Genosse Bykow, ich will Ihnen die übrigen Räume zeigen.«
Sie wanderten durch das ganze Schiff, schauten in die Messe, in die Wohnkabinen und Lagerräume. Überall war die Einrichtung denkbar einfach. In den Wohnkabinen – kahle gepolsterte Wände, herausziehbare Kojen mit breiten elastischen Gurten, eingebaute Schränke, niedrige, an dem federnden Fußboden festgeschraubte weiche Sessel; in der Messe – ein großer runder Tisch, Schaumgummisessel; in den gepolsterten Wänden – ein Büfett, Bücherschränke.
Auf dem Tisch lag ein offenbar vergessenes, mit ungleichmäßigen Formelzeilen bedecktes Blatt Papier. Krajuchin steckte es ein. »Tschokan«, sagte er, schief lächelnd. »Der Mathematiker ...«
Als sie zur Luke zurückkehrten, wimmelte es um die Chius von Fahrzeugen und Menschen. Jermakow stand bereits unten und sprach mit dem Chef der Versorgungsgruppe. Jener nickte bereitwillig, stellte Fragen und gab im Weitergehen den ihn umdrängenden Arbeitern – jungen Burschen, die wahrscheinlich gerade erst ihr Studium beendet hatten – seine Befehle.
»Fahren wir nach Hause, sagte Krajuchin. »Sollte morgen das Laden der Reaktoren beendet sein, können wir übermorgen anfangen, die Ausrüstung an Bord zu schaffen.«
»Ach, beinahe hätte ich es vergessen!«, sagte Bykow plötzlich, während er im Wagen neben dem Chauffeur Platz nahm. »Was wird mit dem Knaben ? Wo soll er untergebracht werden?«
»Oben«, gab Krajuchin zurück. »Der Knabe wird die Reise durch den Raum oben auf der Chius machen. Jawohl ...«
Bykow wollte etwas einwenden, geriet jedoch ins Stocken und verzichtete auf weitere Fragen.
»Wie einst die Argonauten ...«
Am nächsten Tag hielt Ljachow seinen Rechenschaftsbericht. In dem geräumigen Zimmer des Testgeländechefs hatten sich außer den Raumfahrern noch etwa dreißig andere Interessenten versammelt. Es waren Mitarbeiter des Raketenflugplatzes, Ingenieure von der Werft Weidadi Youyi sowie Vertreter verschiedener Forschungs- und Projektierungsinstitutionen, die mit dem Komitee für Interplanetaren Verkehr in Verbindung standen. Ljachow – blass, lächelnd – sprach schnell und ausdrucksvoll; um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, klopfte er ab und zu mit dem Bleistift auf die Ledermappe mit Bordbüchern und Notizen.
Dem Flugplan entsprechend, hatte die Chius zwanzig Stunden nach dem Start eine Bahngeschwindigkeit von Null in Bezug auf die Sonne erreicht und strebte dann an der Sonne vorbei mit einer steten Beschleunigung von 9,7 m/s² dem Punkt zu, wo sie auf die Venus treffen sollte. Nachdem das Schiff die Hälfte der Strecke zurückgelegt und seine Geschwindigkeit auf viertausend Kilometer in der Sekunde gesteigert hatte (Bewegung unter den Zuhörern), drehte Ljachow es mit dem Spiegel zum Punkt der Begegnung und begann zu bremsen. Nach acht Tagen und zwölf Stunden erreichte die Chius die Bahn des Ziolkowski , eines der sowjetischen künstlichen Satelliten der Venus, und machte wenige Stunden später daran fest. Im weiteren Verlauf des Probefluges manövrierte Ljachow programmgemäß etwa einen Monat lang um die Venus herum, prüfte die Arbeit des Photonenreaktors in allen Betriebsweisen, besuchte die künstlichen Satelliten, die anderen Staaten gehörten, landete auf der Venita, dem natürlichen Trabanten der Venus, und trat schließlich, nachdem er von der tschechischen Station den erkrankten Ingenieur an Bord genommen hatte, den Rückweg an.
Ljachow berichtete über die Arbeitsregimes des Photonenreaktors, über die Ergebnisse der Ausnutzung des Dopplereffekts zur Ermittlung der Eigengeschwindigkeit der Photonenrakete, äußerte seine Gedanken über die Meteoritenschutzanlage (»Leider, äh ... richtiger gesagt, zum Glück ... hatten wir keine Gelegenheit, die Anlage in Tätigkeit zu beobachten.«) und gab neue Daten über die Dichteverteilung des kosmischen Staubes zwischen den Bahnen der Erde und der Venus bekannt. (»Ich behaupte, Genossen, diese Daten lassen die Hoffnung zu, dass die Idee des Staustrahl-Photonenantriebs zumindest bei solchen Fahrten verwirklicht
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