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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Du wirst sehen, sie werden so tun, als ob es nur ihnen zu verdanken sei ... uns so weiter. Dabei hat Krajuchin geschlagene fünf Jahre gebraucht, um grünes Licht für das Projekt »Chius« zu bekommen.«
    Dauge schwieg eine Weile, dann setzte er hinzu: »Natürlich, pro forma braucht das Ministerium einen Kommissionsbericht über den Zustand der Chius vor dem Start. Aber diese Banketts ...«
    Bykow widersprach nicht. Er hatte keine Lust zu streiten, außerdem spürte er, dass Johannytsch in vielen Punkten recht hatte.
    Sie machten kehrt und gingen zurück zum Hotel. Da bemerkte Bykow, dass die ihnen entgegenkommenden Passanten ehrerbietig zur Seite traten und manche als Gruß die Hand an die Kopfbedeckung legten. Er machte Dauge darauf aufmerksam. Der lachte. »Wir wohnen schon seit einem Monat hier, und in der Stadt wissen alle, wer wir sind. Sie wissen auch, dass wir übermorgen ... auf den Sprung gehen.«
    Es begann wieder zu regnen, und sie kehrten eilends ins Hotel zurück. Am Eingang zum Speisesaal blieb Dauge stehen und stieß Bykow mit dem Ellbogen an. »Still!«
    Der Speiseraum war von den Strahlen der Abendsonne schwach erleuchtet. Auf dem Sofa saßen aneinandergelehnt Bogdan Spizyn und Vera Nikolajewna. Sie blickten schweigend zum Fenster hinaus, und ihre Gesichter waren so in sich gekehrt und traurig, dass Bykows Herz sich zusammenkrampfte. Bogdan hatte Vera umgefasst, und seine große weiße Hand lag auf der zarten Schulter der Frau. Dauge zog Bykow am Ärmel, und sie gingen auf Zehenspitzen in die zweite Etage.
    »Siehst du, Alexej, so was gibt’s auch ...«, sagte Dauge. »Treffen sich für eine Woche oder zwei und gehen wieder auseinander. Sie ist fünf Jahre älter als er ... Die Liebe, da kann man nichts machen. Eine echte, große Liebe ...« Er senkte nachdenklich den Kopf.
    Bykow fragte vorsichtig: »Warum heiraten sie denn nicht?«
    »Wie? Warum sie nicht heiraten?« Dauge schien aus einem Traum zu erwachen. »Wozu denn? Sie treffen sich einmal, höchstens zweimal im Jahr, verstehst du?«
    »Ich verstehe«, murmelte Bykow, platzte dann aber offenherzig heraus: »Nein, ich versteh’s überhaupt nicht! Sollen sie doch heiraten, dann können sie zusammen leben und auch zusammen fliegen ...«
    »Zusammen ... Zusammen geht nicht, Alexej. Bogdan fliegt doch in solchen Expeditionen, an denen Frauen nicht teilnehmen dürfen. Was wäre das für ein Familienleben?«
    »Nein«, sagte Bykow fest. »Wenn sie wollten, könnten sie es trotzdem irgendwie einrichten.«
    »Vielleicht, gewiss. Vielleicht aber haben sie sich diese Liebe einfach so ausgedacht?«
    »Na weißt du ...«
    »Also ich, Alexej« – Dauges Stimme erbebte –, »ich würde mein Leben für eine geliebte Frau geben! Ich bin ein schwacher Mensch, mein Freund.«

    Am nächsten Tag trafen die Gäste aus Moskau ein. Bei der Abendtafel ging es sehr lustig zu; Bykow war angenehm überrascht. Alles war da: Reden – und keineswegs schlechte, wie ihm schien –, Trinksprüche, allerdings nur bei Champagner, und Glückwünsche. Die Raumfahrer hielten sich wacker und würdevoll, erhoben sich und verneigten sich höflich, sie lachten sogar, wenn einer von den Gästen zu scherzen beliebte. Krajuchin erzählte einige komische Episoden aus der Frühzeit des interplanetaren Verkehrs, und Jurkowski überraschte mit Versen von Bagritzki. Er trug seine geliebten »Schmuggler« vor, und als der Beifall verstummt war, sagte er bekümmert: »Ja ... Wie viele schöne Gedichte gibt es über das Meer und die Seeleute, und über uns gibt es gar keine. Nichts als ›Flieg, du meine Rakete‹.«
    »Die Dichter kennen das Meer seit Jahrtausenden«, bemerkte Vera Nikolajewna, »und den Raum kennen sie überhaupt noch nicht. Fass dich in Geduld, Wolodja. Einmal wird es auch über uns gute Verse geben.«
    Jurkowski küsste ihr die Hand.
    »Ich bin ja geduldig, Verotschka. Vorläufig müssen wir uns eben begnügen mit:
    Wie einst die Argonauten fuhr’n,
    so zieh’n wir heute aus
    und holen, tam-tam tam tam-tam,
    das Goldne Vlies nach Haus.«

    Als die Gäste gegangen waren, seufzte Krutikow und sagte: »Gott sei Dank, haben den Abend einigermaßen verbracht, nur ...«
    »Ja.« Dauge nickte. »Im eigenen Kreis wär’s gemütlicher gewesen.«
    Krajuchin erhob sich, schob geräuschvoll seinen Sessel zurück und sprach: »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit, Freunde. Eine Minute Aufmerksamkeit. Jetzt sind wir unter uns, und ich möchte einige Worte an Sie richten. Alexej

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