Atomvulkan Golkonda
für Sie.« Krajuchin wies auf einen Stapel flacher brünierter Zylinder.
»Atomminen ...«, murmelte Bykow.
»Kennen Sie sie?«
»Aber gewiss doch ...«
»Nehmen Sie zehn komplette Sätze. Vergessen Sie auch die Signalraketen nicht«
Zwei Stunden später rollte ein mit schweren Kunstharzkisten und zehn runden Gitterbehältern beladener Lastwagen durch die Stadt in Richtung des Testgeländes. Nach weiteren zwei Stunden hatten die Männer von der Versorgungsgruppe die Kisten und Behälter unter Bykows tatkräftiger Mitarbeit und persönlicher Aufsicht in die Chius geladen.
Endlich war alles fertig. Im Laufe einer Nacht verschwanden die Stahlkonstruktionen, die das Schiff von allen Seiten eingehüllt hatten, die Schläuche, Hebekräne und Förderbänder. Die Maschinen und Traktoren verließen den Verladeplatz, die Leute fuhren weg. Auf der zerwühlten regennassen Erde blieben nur noch Kabel- und Trossenenden zurück, Bruchstücke von Sperrholz, einige vergessene Bretter und in den Schmutz gestampfte Fetzen öligen Packpapiers.
Krajuchin schritt mit Jermakow und dem Chef der Versorgungsgruppe alle Räume der Chius ab. Er besichtigte peinlich genau jedes wichtige Detail, lauschte misstrauisch dem mächtigen Brummen der probeweise eingeschalteten Solenoiden, machte einige nebensächliche Bemerkungen und kletterte dann wieder auf den Erdboden hinunter. Umständlich wischte er sich die Hände an dem Rand seines Umhangs ab und sagte: »Es ist wohl alles in Ordnung, Anatoli Borissowitsch. Unterschreiben Sie das Übergabeprotokoll.«
Jermakow neigte zustimmend den Kopf. Der Chef der Versorgungsgruppe atmete erleichert auf, trat verlegen von einem Fuß auf den anderen und fragte: »Wann geht’s denn los, Nikolai Sacharowitsch? Morgen?«
Doch wie es sich bald herausstellte, blieben noch einige Formalitäten zu erledigen. In der Stadt wurde Krajuchin zur Funkstation gerufen, und als er zurückkehrte, teilte er trocken mit, dass der Start auf übermorgen früh verschoben sei, da morgen eine Kommission eintreffe.
»Und abends wird ... äh ... ein feierliches Abschiedsessen stattfinden. Erscheinen auch ohne Frack gestattet.«
Jurkowski biss sich auf die Unterlippe, Jermakow gähnte gleichgültig, Krutikow zuckte die Achseln und vertiefte sich von Neuem in sein Buch.
»Komm, machen wir einen kleinen Spaziergang, Alexej«, schlug Dauge vor.
Sie verließen das Hotel und schlenderten die Straße zum Testgelände entlang.
»Trinksprüche, schwülstige Reden«, sagte Johannytsch müde. »Kann so was nicht ausstehen.«
»Na weißt du ...« Bykow schaute den Freund tadelnd an. »Immerhin, ein solches Ereignis ...«
»Was heißt hier, solches. Ereignis! Die Leute machen ihre Arbeit – ist denn daran etwas Außergewöhnliches? Wenn zum Beispiel eine geologische Expedition verabschiedet wird, bildet man doch auch keine Sonderkommission.«
»Manchmal wohl doch.«
»Für nichts und wieder nichts. Das geht einem doch nur auf die Nerven.«
»Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Immerhin erweisen sie ihren Respekt, sozusagen. Da begeben sich Menschen in Gefahr ...«
»Gib nicht so an«, sagte Dauge streng, und Bykow schwieg verwirrt. »Glaubst du, die aus dem Ministerium wissen, was Gefahr ist? Repekt erweisen ...« Dauge spuckte aus. »Das ist doch das reinste Verwaltungsritual. Und keinerlei Taktgefühl. Es findet sich garantiert irgendein Esel, der die ›Argonauten des Weltalls‹ in den Himmel heben wird, und sich selbst als weisen Leiter besagter Argonauten gleich dazu.«
»Hm ...«
»Und beachte, die richtigen, wertvollen Mitarbeiter im Apparat des Ministeriums kommen nicht eigens zur Verabschiedung hierher. Kein Kokoryschkin, kein Priwalow, kein Strutschinski ... Erstens stecken sie bis über den Kopf in Arbeit, zweitens haben sie genug Taktgefühl, und drittens ist ihnen völlig klar, dass das eine Komödie ist. Das ist freilich nicht allen klar.«
Einige Zeit schritten sie schweigend nebeneinander her. Bykow fragte: »Aber warum wird das so gemacht?«
»Weiß der Kuckuck. Ich denke mir, das stammt noch aus den ersten Jahren nach der Revolution. Damals war es sicherlich noch nötig, die Leute zu begeistern, sie an ihre Pflicht zu erinnern, ihnen die Notwendigkeit der anstehenden Arbeiten zu erklären ... Und seither hat es sich so eingebürgert, und man bringt es einfach nicht fertig, sich von diesem blödsinnigen Brauch loszusagen. Wer sollte denn besser als wir verstehen, was Krajuchin jetzt mit unserer Hilfe tut?
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