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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Petrowitsch, schenken Sie allen Wein ein ... Einen Tropfen nur, Anatoli, beunruhige dich nicht ... So, vielen Dank. Freunde! Ich bin unter Ihnen der älteste Raumfahrer, jawohl. Eine Gänsehaut überläuft mich, wenn ich zurückdenke, mit welchen Kisten wir angefangen haben. Im Vergleich zur Chius waren es die reinsten Rumpelkästen, wenn nicht gar Schlimmeres. Aber ich bin nicht einer von jenen selbstzufriedenen Toren, die sich in die Brust werfen und behaupten, die heutige Jugend habe es ungleich leichter als wir zu unserer Zeit. Denn ich weiß, wie schwer Ihre Aufgabe ist. Die Aufgabe wird stets von den Mitteln bestimmt, und um wie viel mächtiger die heutigen Mittel sind, umso viel komplizierter ist auch Ihre Aufgabe. Sie werden es nicht leichter haben als wir, nein, sogar schwerer, weil Sie eine größere Verantwortung tragen. Ich bitte Sie, Freunde, wenn Sie es sehr schwer haben, unsagbar schwer, dann denken Sie daran, für wen und wofür Sie das alles tun! Ich kenne Sie alle genügend gut und bin überzeugt, dass Ihre Kräfte wachsen werden, wenn Sie sich das vor Augen halten. Ja ... Das ist alles, was ich Ihnen sagen wollte. Auf Ihr Wohl!«
    Er hob sein Glas, trank es aus und verließ rasch den Saal. Einige Zeit herrschte Schweigen, dann erhob sich Jurkowski und sagte halblaut: »Nun denn, Argonauten – auf den Alten!«
    An diesem Abend konnte Bykow nicht einschlafen.
    Er stand auf, knipste das Licht an, setzte sich an den Tisch und starrte lange in die Lampe. Dann fiel sein Blick auf die Zeitung, die durchzusehen er heute noch keine Zeit gehabt hatte.
    »Mutiger das Hochfrequenzpflügen vorantreiben« – hieß der Leitartikel.
    Weitere Überschriften lauteten:
    »Isländische Schulkinder verbringen ihre Ferien auf der Krim«
    »Fernöstliche Unterwasser-Staatsfarmen liefern 30 Millionen Tonnen Plankton über den Plan«
    »Thermonukleares Kraftwerk mit anderthalb Millionen Kilowatt Leistung in Werchojansk in Betrieb genommen«
    »Wettfliegen der Kleinsthubschrauber. Sieger: Wassja Ptizyn, 15 Jahre«
    »Hundertjährige Eisschnelläufer am Start«
    Bykow blätterte in der Zeitung, das Papier raschelte.
    »Lateinamerikanisches Stereofilmfestival«
    »Bau eines englisch-chinesisch-sowjetischen astrophysikalischen Observatoriums auf dem Mond«
    »Vom Mars wird gemeldet ...«
    Bykow blätterte die Zeitung durch, überlegte, faltete sie zusammen und steckte sie in seine Jackentasche. Er musste sie mitnehmen. Das war der Odem der Erde, der mächtige Pulsschlag des Heimatplaneten, den er auch auf der weiten Reise würde spüren wollen. Ein Symbol ... Alexej seufzte und knipste das Licht aus.
    Der Morgen des Starttages war wolkenlos und klar. Um fünf Uhr waren bereits alle auf den Beinen, versammelten sich im Salon, saßen da oder tigerten von einer Ecke in die andere. Am Frühstückstisch wurde wenig und ohne Appetit gegessen, aber Jermakow tat, als bemerke er es nicht. Krajuchin und die Gäste unterhielten sich halblaut. Die Wagen fuhren vor. Ungeachtet der frühen Stunde waren die Straßen voller Menschen. Sie standen einfach da und schauten – schauten so, wie man auf Verwandte und Freunde schaut, die eine weite und gefahrvolle Reise antreten. Die Autos verließen die Stadt.
    Und da geschah mit Bykow etwas, woran er später noch lange voller Staunen und Scham zurückdachte. Eine seltsame Erstarrung bemächtigte sich seiner. Ihm war, als habe er sich in zwei Teile gespalten und blicke mit kalter Neugier sich selbst von der Seite an, nicht fähig, sich zu konzentrieren. Gedankenfetzen schwirrten ihm durch den Kopf, und keiner blieb haften.
    Vor den Kaponnieren verabschiedete man sich. Mechanisch drückte Bykow zahlreiche Hände, ohne zu wissen, wem sie gehörten, und er fühlte um seinen Mund ein einfältiges starres Lächeln, das er nicht wegzuscheuchen vermochte. Krajuchin sagte etwas zu ihm, und sie umarmten und küssten sich. Bereitwillig nickte Bykow, als der Vorsitzende des Stadtsowjets eifrig auf ihn einsprach und ihm auf die Schulter klopfte. Danach trat er mit steifen Knien zur Seite und schaute zu, wie Spizyn Vera Nikolajewna in den Armen hielt und sie ihm zärtlich über die Wangen strich. Dauge nahm Bykow an der Hand und führte ihn zum Wagen.
    Als er wieder die Augen hob, ragte bereits die matt glänzende runde Außenwand eines Reaktorringes vor ihm auf. Da endlich begriff er, was ihm zu schaffen machte. In seinem Gehirn pulste unbewusst, aber deutlich der eine Gedanke: Zum letzten Mal ... Zum

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