Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
Vom Netzwerk:
ausgeschlossen: Die heimtückische Atmosphäre der Venus könne die Signale verzerren. Deshalb würden Kontrollsender arbeiten.
    Spizyn und Jermakow notierten sich die Zahlen, verglichen ihre Berechnungen mit denen Stirners und erklärten, dass sie keine Fragen mehr hätten. Machow ging zum nächsten Punkt über. Da es wahrscheinlich nicht gelingen werde, nach der Landung eine zuverlässige Funkverbindung herzustellen, müsse man sich über ein optisches Signalsystem einigen. Für den Funk würden zwei Hauptsignale genügen: das erste – »Lebensmittel und Trinkwasser«, das zweite – »Ersatzteile, Energiequellen«. Die Liste der Ersatzteile und der notwendigen Apparaturen sei bereits zusammengestellt.
    »Wir haben Ihnen transportable Abschussvorrichtungen und zwei kleine Raketen mit Atomladung mitgebracht. Wenn etwas Schlimmes passiert – toi, toi, toi – und unsere Hilfe erforderlich ist, schicken Sie eine dieser Raketen herauf, senkrecht über sich; sie explodiert in einer Höhe von etwa zweihundert Kilometern. Natürlich dürfen Sie nicht in jedem beliebigen Augenblick schießen. Hier haben Sie eine Zeittabelle. Zu den angegebenen Minuten werden unsere Leute sorgfältig den Abschnitt über Ihrer Landestelle beobachten.«
    »Na, und weiter?«, drängte Jermakow.
    »Wir werden Ihnen helfen, wenn Sie in Not sind.«
    »Auf welche Weise?«
    »Wir schicken Ihnen alles Erforderliche mit automatischen Raketen. Die Raketen werden genau auf Ihr Peilsignal zusteuern.«
    »Ausgezeichnet!« Jermakow nickte. »Und wozu die zweite Signalrakete?«
    »Sie lassen zwei Raketen hintereinander aufsteigen, wenn die Landung unglücklich verlaufen ist und das Schiff ernsthafte Beschädigungen erlitten hat.«
    Eine Pause trat ein.
    »Es ist sehr leicht möglich, dass dann niemand mehr die Raketen abschießen kann«, bemerkte Dauge stirnrunzelnd.
    »Ganz so pessimistisch bin ich nicht«, erwiderte Machow sanft.
    Nach der Beratung beugte sich Dauge zu Bykow und sagte: »Komm, Alexej, gehen wir die schöne Venus betrachten. Jermakow hat erlaubt, dich hinauszulassen.«
    Zehn Minuten später standen sie, von plumpen Panzern mit durchsichtigen Helmen umschlossen, in dem kubischen Schleusenraum vor der Außenluke. Dauge verriegelte fest die Innentür, schaltete die Vakuumpumpe ein und wandte sich dem in der Wand angebrachten Manometer zu. Der dünne Zeiger rückte in ungleichmäßigen Sprüngen nach unten. Als er stehen blieb, schob Dauge den breiten Stahlriegel zur Seite, und die dicke gerippte Klappe sprang geräuschlos auf.
    Bykow war auf ein Bild gefasst, wie es oft in Reportagen, Zeitungsartikeln und Romanen beschrieben wurde: ein schwarzvioletter, mit leuchtenden Sternpunkten übersäter Abgrund. Stattdessen erhellte trübes gelbrosa Licht die runde Lukenöffnung. Das Raumschiff schwebte über einer riesigen mattleuchtenden Nebelkuppel. Auf schimmerndem, orangefarbenem Grund krochen graue Schatten umher; näherten sich einander und entfernten sich wieder, flossen zu Ringen zusammen und zerstoben zu vagen, verschwindenden Flecken. Näher zum Rand wurde die Kuppel dunkler, doch ihre Konturen waren verschwommen; das Orange ging unmerklich in ein verwaschenes Lila und schließlich in völlig undurchdringliches Schwarz über. Im Zentrum aber flochten sich feinste rosa, gelbe und graue Nebelbänder ineinander, ohne sich jedoch zu vermischen; mal waren sie deutlich zu erkennen, mal zogen eintönige graubraune Schleier über sie hinweg ...
    So sieht sie also aus, die Venus, der »furchtbarste Planet des Sonnensystems«! Bykow begriff, dass diese beweglichen bunten Schatten, so harmlos sie aus der Entfernung von einigen Tausend Kilometern auch erschienen, nichts anderes waren als ungeheure Veränderungen in der Atmosphäre – Stürme, Taifune, Wirbelwinde, denen an Kraft und Geschwindigkeit auf der Erde nichts gleichkam.
    Da wurde ein langer grauer Fleck zusehends schmaler, krümmte und wand sich zu einem Ring. Man konnte sich den gigantischen Trichter und die riesigen Wolkenmassen vorstellen, die mit phantastischer Geschwindigkeit in seinem Innern herumwirbelten. »Sieht nicht gerade einladend aus«, fielen Bykow Ljachows Worte ein. Er konnte sich nicht losreißen von diesem furchterregenden und erhabenen Schauspiel.
    Dort unter der brodelnden Wolkenhülle verbarg sich eine ganze Welt mit Bergen und Wüsten, vielleicht auch mit Meeren und Ozeanen. Dort irgendwo lagerten die Schätze, die zu erforschen die Besatzung der Chius ausgeschickt

Weitere Kostenlose Bücher