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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Michail Antonowitsch«, gab Dauge zur Antwort. »Bei Landungen auf atmosphärelosen und ruhigen Planeten ist das Befinden ganz anders.«
    »Wieso?«, brachte Bykow stockend hervor und fragte sich dabei, ob auch den anderen schwindlig und übel war.
    »Weil man mit Piloten wie Jermakow und Spizyn beim Start und beim Landen schlafen, ein Buch lesen oder Schach spielen kann ... Aber offenbar nur nicht hier auf der Venus.«
    »Ja.« Krutikow seufzte. »Auf der Venus nicht ...«
    »Ihr ödet mich an mit eurem Geschwätz!« Jurkowski wurde ernstlich böse. »Was barmt ihr herum! Behaltet eure Befindlichkeiten für euch. Seid ihr aus dem Gleichgewicht geraten? Dann behaltet das für euch und verderbt nicht den anderen die Laune. Nehmt euch ein Beispiel an Bykow – sieht ganz grün aus ... obwohl das bei seiner Gesichtsfarbe kaum geht, aber er hält sich wacker und schweigt.«
    »Du meinst, er kann nicht grün werden?«, wunderte sich Johannytsch unschuldig. »Aljoscha, sag, dass du es kannst ...«
    »Er kann«, schaltete sich Michail Antonowitsch ein. »Wenn er sich Mühe gibt, kann er. Nicht wahr, Aljoschka?«
    Der Angriff kam unerwartet. Übelkeit und Schwindelgefühl verschwanden augenblicklich. Bykow fauchte wütend und setzte zu einer vernichtenden Entgegnung an, doch in diesem Augenblick ertönte aus dem Lautsprecher Jermakows angespannte Stimme: »Achtung!«
    Gleich darauf schwankte der Fußboden und begann sich langsam herumzudrehen.
    Von den Ereignissen, die sich in den folgenden drei, vier Stunden abspielten, behielt Bykow nur flüchtige Fetzen im Gedächtnis, und er vermochte später nicht, sie der Reihenfolge nach zu ordnen. Anscheinend war Jurkowski mit einem Sauerstoffbehälter zu Dauge gekrochen, noch bevor dieser den Kopf auf die Brust sinken ließ. Die grauenvolle, bis zur Unkenntlichkeit veränderte Stimme Spizyns, die mitteilte, dass Anatoli Borissowitsch am Kopf verletzt sei, war wohl nach dem heftigen Ruck ertönt, bei dem der Gurt platzte, der Bykow am Sessel festhielt. Was weiter geschah, darauf konnte er sich nicht mehr besinnen. Furchtbare Gewalten spielten mit der Chius , und trotzdem kam ihm der alte Ausspruch »wie ein Frosch in einem Fußball« erst in den Sinn, als er, das abgerissene Gurtende in der Faust, durch die ganze Messe flog und mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Die federnde Polsterung warf ihn zurück, und danach musste er wohl eine Zeitlang das Bewusstsein verloren haben, denn plötzlich fand er sich fest angebunden im Sessel wieder. Er konnte sich auch nicht erinnern, wer ihm die leichte Flasche mit aktiviertem Ozon zwischen die Knie geschoben hatte und warum und wann Jurkowski mit blutüberströmtem Gesicht in seinem Sessel zusammengesunken war ... Danach hatte Michail Antonowitsch ihn, Bykow, an den Schultern gerüttelt und ihm etwas ins Ohr geschrien ... All das drang durch einen gelbgrünen Nebelschleier in sein Gehirn, zwischen Zuständen tiefer Ohnmacht und Übelkeitsanfällen. Die Decke befand sich irgendwo seitwärts, glitt dann blitzartig wieder nach oben, und erneut stemmte sich der Boden mit unheimlicher Kraft gegen die Füße. Minutenlang trat Ruhe ein; Bykow warf den Kopf zurück, öffnete den Mund und atmete schnell und tief. Doch jäh geriet das Schiff wieder ins Schleudern, und alles begann von Neuem. Dabei war es verhältnismäßig still, denn das ohrenbetäubende Donnern hatte aufgehört. Der Reaktor brummte nur leise, und dieses Geräusch übertönte nicht das Stöhnen und ... die Witze. Ja, die alten Raumwölfe fanden noch die Kraft, Witze zu reißen. Allerdings behielt Bykow keinen einzigen davon. Er war völlig mit sich selbst beschäftigt; er hatte ständig das Gefühl, dass der nächste Stoß ihm endgültig den Garaus machen würde. Zeitweise flogen seine Gedanken in den Steuerraum, und er stellte sich die Piloten verstümmelt und die Geräte zerstört vor und sah das Schiff aus ungeheurer Höhe auf scharfe, steile Felsen hinabstürzen. Wahrscheinlich war die Chius , die ihre Geschwindigkeit stark herabgemindert hatte, in einen mächtigen atmosphärischen Strom geraten, der sie von der Zielrichtung abtrieb, und Jermakow und Spizyn mussten ihre ganze Kraft aufbieten, um das Schiff auf dem Schnittpunkt der Leitstrahlen zu halten. Wie sich Spizyn später äußerte, hatte er noch nie in seinem Leben ein Schiff unter solch furchtbaren Bedingungen aufgesetzt.
    Und plötzlich trat Ruhe ein, absolute Ruhe. Nicht die geringste Vibration, kein einziger Laut

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