Atomvulkan Golkonda
kommen Sie.«
Bykow wandte sich im Flüsterton an Dauge: »Bleibt denn Michail Antonowitsch hier?«
»Ja. Jetzt hat er im Steuerraum nichts zu tun.« Dauge schüttelte den Kopf, als wolle er einen lästigen Gedanken verscheuchen. »Auf die Plätze also?«
Michail Antonowitsch und Jurkowski saßen bereits in den Sesseln und hantierten an den Gurten. Dauge half Bykow beim Anschnallen, dann entfernte er die Halteschnüre und blieb unschlüssig mitten in der Messe stehen.
»Na? Worauf wartest du?«, rief Jurkowski gereizt. »Noch zehn Minuten«, ertönte Jermakows Stimme. Dauge nahm eilig seinen Platz ein.
Und wieder wurde es still. Bykow schloss die Augen, und Erinnerungen überwältigten ihn. Pechschwarze mittelasiatische Nacht, ein in der Dunkelheit matt schimmerndes weißes Kleid, zarter Parfümduft ... und das liebe sanfte Antlitz. Wie weit lag das alles zurück! Ein schwerer Kloß würgte ihn, und er musste zwei-, dreimal energisch schlucken.
»Achtung, Abstieg!«, krächzte es heiser aus dem Lautsprecher.
Der Fußboden schwankte, die Sessellehnen stemmten sich schwer gegen die Schultern. Das anschwellende Brüllen des Reaktors schlug in die Ohren und erfüllte den ganzen Raum.
Machow und Stirner sahen durch das runde Bullauge des »Taxis«, wie aus dem Raumschiff, das gleich einer erstarrten schwarzen Qualle vor der orangeroten Venusscheibe hing, eine matte Flamme hervorschoss. Gleich danach blitzte eine grelle bläuliche Sonne auf. Als sie die Augen wieder öffneten, war die Chius bereits verschwunden, nur ein leichtes Nebelwölkchen zerfloss an jener Stelle, wo sie sich eben noch befunden hatte.
»Unser Leben ist voller Überraschungen«
Niemand an Bord der Chius erging sich in Hoffnungen auf eine schnelle und leichte Landung. Seinerzeit beim Rechenschaftsbericht über die Expedition Tachmasibs hatte Jermakow erzählt, wie schwer es gewesen sei, die Rakete durch die Venusatmosphäre zu führen, wie sie gleich einem Holzspan im Strudel herumgewirbelt war und welch übermenschlicher Anstrengungen es bedurft hatte, sie mit den Düsen nach unten zu halten. Unter solchen Bedingungen waren die vollkommensten gyroskopischen Einrichtungen, die in ruhigeren Atmosphären das Schiff automatisch in der richtigen Lage hielten, nutzlos, ja sogar gefährlich ...
Der Besatzung der Chius blieb nichts anderes übrig, als sich auf die Peilung der künstlichen Satelliten zu verlassen, die sehr ungenau war und außerdem jeden Augenblick abreißen konnte. Die Ortungsgeräte der Meteoritenschutzanlage fielen in den elektrischen Feldern der Venusatmosphäre aus, und das Schiff konnte jeden Augenblick mit voller Wucht auf irgendeinen Felsengipfel stürzen. Die Stürme und Luftwirbel mussten die Chius noch stärker abtreiben als eine gewöhnliche Rakete, denn ihre Bauart erleichterte es zwar ein wenig, mit dem Boden nach unten zu landen, war aber dafür alles andere als stromlinienförmig.
Nichtsdestoweniger hatte nur die Chius Aussicht auf eine erfolgreiche Landung. Sie war imstande, sich außerordentlich langsam, Zentimeter um Zentimeter, hinabzusenken, sie konnte erneut aufsteigen und versuchen, an einer anderen Stelle niederzugehen, was auch die bestkonstruierte Atomimpulsrakete mit ihrer begrenzten Manövrierfähigkeit niemals vermocht hätte. Jermakow hatte die Chius als »Herrin über Planeten mit Atmosphären« bezeichnet, und dies galt es jetzt zu beweisen.
»Alles halb so schlimm«, murmelte Michail Antonowitsch Krutikow, während er wohl zum zehnten Male die Festigkeit seiner Haltegurte prüfte. »Alles geht glatt ab, ich versichere es euch. Kann höchstens sein, dass wir ein bisschen durchgeschüttelt werden ... Aber was macht das schon, wenn man sich vorstellt, welch einen Umschwung dieser Flug der Chius in der Geschichte der Raumeroberung anbahnt.«
»Der Gedanke ist geeignet, mich im Hinblick auf die kommenden Fährnisse außerordentlich zu trösten«, sagte Jurkowski in singendem Tonfall. »Und wie sollte er auch nicht! Stammt er doch von keinem Geringeren als von Krutikow – von demselben, wisst ihr, der den ersten Raketenflugplatz auf der Venus gebaut hat!«
»Wenn wir bloß schon gelandet wären!«, presste Dauge zwischen den Zähnen hervor.
Michail Antonowitsch holte seine leere Pfeife aus der Tasche und begann mit nachdenklicher Miene daran zu saugen. »Ja, wenn es nur schneller ginge!«, sagte er. »Wie wenig gleicht das alles den früheren Flügen, nicht wahr, Freunde?«
»Die reinste Wahrheit,
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