Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
Vom Netzwerk:
Steuerraum und versuchen Sie die Gegend mit dem Radar abzutasten«, ordnete Jermakow an, als er wieder vor der Luke auftauchte. »Genosse Bykow, gleich werden sich Jurkowski und Spizyn zu Ihnen gesellen. Sie übernehmen die Führung. Versuchen Sie den äußeren Rand der Fläche zu erreichen. Nicht weitergehen.«
    »Jawohl.«
    Er hat recht, dachte Bykow. Es wäre dumm, bis zum Hals in diesem Morast herumzuwaten, wo wir doch einen Geländewagen mit Infrarot-Scheinwerfern haben. Freilich, der Knabe muss noch abgeladen werden.
    Irgendwo in der Nähe fluchte halblaut Jurkowski. Dann hörte Bykow Bogdans gedämpfte Stimme: »Mehr rechts halten, Wolodja.«
    Wenige Minuten später gluckste es am Rand der Kruste, und im Nebel erschienen zwei graue Gestalten.
    »Wo bist du denn, Aljoscha? Ich kann überhaupt nichts sehen, zum Teufel ... Wie kommt es, dass dich die hiesigen Ungeheuer noch nicht verspeist haben?«
    »Gott war mir gnädig«, knurrte Bykow, während er den beiden auf den »Takyr« half.
    Jurkowski stampfte ein paarmal mit dem Fuß auf, um die Festigkeit der Kruste zu prüfen. Bogdan fuhr sich mit der Hand über den schlammbespritzten Vorderhelm und sagte: »Blöd, sag ich euch ...«
    »Was ist blöd?«
    »Dass man ihm den Namen ›Venus‹ gegeben hat.«
    »Wem? Ah ...« Bykow zuckte mit den Schultern. »Weißt du, von Namen darf man nicht ausgehen.«
    Jurkowski brach in Gelächter aus.
    Ohne Eile machten sie sich auf den Weg. Sie sprangen über breite Spalten, in denen breiiger Schlamm dampfte.
    »Bogdan«, sagte Bykow mit gesenkter Stimme. »Der Sumpf strahlt aus ... Hörst du?«
    Tick, tick-tick-tick-tick ...
    »Ich höre. Es ist aber ganz unwesentlich. Unsere Zähler sind sehr empfindlich, Aljoscha.«
    »Alles, was unter den Photonenreaktor gerät, strahlt aus«, sagte Jurkowski schulmeisterlich. »Das versteht sogar ...«
    »Halt mal ...« Bogdan hob die Hand.
    Sie blieben stehen. In den Kopfhörern lärmte es unausgesetzt, die Stimmen Jermakows und Dauges waren kaum noch zu vernehmen.
    »Wie weit haben wir uns von der Chius entfernt, was meint ihr?«, fragte Spizyn.
    »Siebzig bis achtzig Meter«, antwortete Bykow rasch.
    »So. Demnach reichen unsere Radiotelefone nur auf diese Entfernung.«
    »Ziemlich wenig«, bemerkte Jurkowski. »Wahrscheinlich Ionisation.«
    »Ja.«
    Tick, tick-tick, tick, tick ...
    Sie gingen weiter. Das Fauchen, Glucksen, Heulen wurde immer stärker. Irgendwo zur Rechten ertönte ein lautes Schnarchen.
    »Horch! Ich hör Kanonendonner ...«, murmelte Jurkowski.
    »Das ist sie!«
    Der äußere Rand des riesigen Fladens, den der Photonenstrahl auf der Sumpfoberfläche gebacken hatte, war gekrümmt und sank schräg in den Morast ab. Unmittelbar dahinter traten die blassgrauen, sonderbaren Silhouetten seltsamer Pflanzen aus dem Nebel hervor. Sie waren ganz nahe, höchstens zehn Schritte entfernt, aber die weißlich wogenden Ausdünstungen veränderten und verzerrten unaufhörlich ihr Aussehen, gaben die einen Details frei und hüllten die anderen in undurchdringlichen Nebel, sodass es unmöglich war, sie genau zu betrachten.
    »Venusianischer Wald«, flüsterte Jurkowski mit einem so merkwürdigen Unterton, dass Bykow ihn misstrauisch anblickte.
    »Ja ... venusianischer! Meiner Meinung nach großer Dreck!«, sagte Bogdan und hüstelte.
    »Sei still, Bogdan! Was redest du für einen Unsinn. Das ist doch Leben! Neue Formen des Lebens. Und wir – wir! – haben sie entdeckt ...«, flüsterte Jurkowski.
    »Da! Noch eine neue Form des Lebens«, murmelte Bykow und spähte mit Unruhe zu einem großen dunklen Fleck hinüber, der plötzlich am Krustenrand unweit von ihnen aufgetaucht war.
    »Wo?« Jurkowski drehte sich jäh um.
    Der Fleck verschwand.
    »Vielleicht ist es nur eine optische ...« Ein tiefes Gebrüll unterbrach Bykow. »Da! Hört ihr’s?«
    »Das muss ganz in der Nähe sein. Dort ...« Spizyn wies mit der Hand nach rechts.
    »Jaja, ganz nahe. Also hab ich es tatsächlich gesehen.« Langsam zog Bykow eine Granate hinter dem Gürtel hervor und spähte nach allen Seiten.
    »Groß?«, fragte Spizyn.
    »Ja, groß.«
    Wieder erscholl das Brüllen, jetzt nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt. Kein Erdentier vermochte solche Laute auszustoßen. Sie glichen dem Heulen einer Dampfsirene und waren voller Drohung und Angriffslust.
    Bykow zuckte zusammen. »Es brüllt ...«, sagte er leise.
    »Ja ... Wollen wir nicht hingehen und nachsehen?«, schlug Jurkowski mit erregter Stimme vor.

Weitere Kostenlose Bücher