Atomvulkan Golkonda
erleichtert auf.
»Also kopfüber ...«, wiederholte Jermakow. »Danke, Alexej Petrowitsch.«
Bykow nahm wieder Platz. Dauge zwinkerte ihm zu und wies mit dem Kopf auf den finster dreinschauenden »Fant«. Bykow setzte eine steinerne Miene auf und wandte sich ab.
»Nun ...« Jermakow erhob sich, berührte den Verband und verzog schmerzhaft das Gesicht. »Fassen wir zusammen, was uns bekannt ist. Überraschenderweise sind wir in einem Sumpf gelandet. Nach meinen Berechnungen befinden wir uns höchstens hundert Kilometer südlich von der Golkonda entfernt. Höchstens hundert ... Die Entfernung ist, wie Sie sehen, nicht sehr groß. Unter anderen Umständen würden wir für diese Strecke kaum vierundzwanzig Stunden benötigen. Aber ...«
»Das ist es ja gerade«, flüsterte Spizyn.
»... wir sitzen im Sumpf. Und nicht genug damit. Nach den Ergebnissen der Funkortung – auf die man sich freilich nicht sehr verlassen kann – ist der Sumpf von einem hohen Felsenring umschlossen, und es lässt sich in diesem Ring auch nicht die kleinste Lücke feststellen.«
»Ein Vulkan?«, fragte Dauge.
»Es ist möglich, dass wir uns im Krater eines gigantischen Schlammvulkans befinden. Ein recht eigenartiger Vulkan ist das, wie die Analyse des Schlammwassers zeigt ...« Jermakow schlug das Notizbuch auf. »Hier, bitte sehr. Ein Gemisch schweren und überschweren Wassers zu gleichen Teilen.«
Jurkowski sprang erregt auf.,
»Tritiumwasser?«
Jermakow nickte. »T 2 O.«
»Aber ...«
»Ja. Die Halbwertzeit des Tritiums beträgt nur rund zwölf Jahre. Also ...«
»Also«, griff Dauge auf, »ist unser Vulkan erst vor Kurzem entstanden, oder es gibt irgendeine natürliche Quelle, die den Tritiumschwund ausgleicht.«
Wie die natürliche Quelle des überschweren Wasserstoffs – eines Isotops, das auf der Erde in besonders ausgestatteten Atomreaktoren gewonnen wird – beschaffen sein müsste, konnte sich Bykow nicht vorstellen, doch er schwieg und hörte weiter zu.
»Das ist noch nicht alles«, sagte Jermakow. »Die Chius steht über einem bodenlosen Abgrund. Jedenfalls waren unsere Echolote machtlos.«
»Wie ist der Durchmesser des Kraters?«, fragte Jurkowski hastig.
»Der Krater ist offenbar fast rund, sein Durchmesser beträgt etwa fünfzig Kilometer. Die Chius befindet sich unweit von seinem nordöstlichen Rand. Nur etwa acht Kilometer trennen uns von der Felsbarriere. So ist die Lage, Genossen.«
Jurkowski stand auf und strich sich über das Haar.
»Kurz gesagt, der Morast unter uns ist Hunderte von Metern tief. Vom Ziel trennen uns hundert Kilometer. Die ersten Kilometer sind Sumpf, dann folgt ein Felsenzug. Richtig?«
Jermakow nickte.
»Der Sumpf besteht zur Hälfte aus Tritiumwasser. Ich erlaube mir, daran zu erinnern, dass der Zerfall des Tritiums mit Aussendung von Neutronen verbunden ist, und Neutronenbestrahlung – ich meine eine längere Neutronenbestrahlung –, das ist durchaus kein Zuckerlecken, selbst beim Vorhandensein von Spezialanzügen.«
»Völlig richtig.«
»Allerdings hat Bykow versichert, dass der Knabe den Sumpf passieren kann. Und die Felsen?«
»Der Knabe kommt überall durch«, wiederholte Bykow starrsinnig. »Im äußersten Falle werde ich die Felsen sprengen.«
»Hm ... aber wie dem auch sei, ich möchte vorschlagen, dass wir die Chius in einer weniger gefahrvollen Lage zurücklassen.« Jurkowski setzte sich wieder.
»Ich glaube kaum, dass es nötig sein wird, die Felsen zu sprengen«, sagte Dauge. »Der Gebirgszug kann nicht durchgehend geschlossen sein. Wir werden schon einen Pass finden.«
»Und ich bitte zu berücksichtigen«, sagte Spizyn, »dass die Chius für Horizontalflüge ungeeignet ist. Wir können beim Wechseln der Standorte leicht einige Tausend Kilometer abseits landen. Auch sind uns die atmosphärischen Strömungen auf diesem reizenden Planeten sattsam bekannt. Es ist wohl besser, im Sumpf zu sitzen, als zerschmettert auf Felsen zu liegen.«
Jurkowski zuckte die Achseln.
»Soweit ich übersehen kann«, schaltete sich nun auch Krutikow in das Gespräch ein, »handelt es sich darum, das Risiko auf ein Minimum herabzusetzen. Die Frage lautet: Sollen wir alles so lassen, wie es ist, oder sollen wir versuchen, aus dem Sumpf herauszukommen? Hab ich recht?«
»Ihre Meinung, bitte.«
»Wenn Aljoscha, das heißt Alexej Petrowitsch, für den Knaben garantiert und die Geologen für die Chius , schlage ich vor, alles so zu lassen, wie es ist.«
»Wie soll man das verstehen:
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